Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Marc Marquez - © Yamaha

© Yamaha – War Valentino Rossi der Hauptgrund für Jorge Lorenzos Wechsel zu Ducati?

Am Montag vor dem Jerez-Grand-Prix wurde offiziell bestätigt, dass Jorge Lorenzo am Jahresende von Yamaha zu Ducati wechselt.

Überraschend kam die Nachricht nicht, denn bereits bei den vergangenen Rennwochenenden kündigte sich der Transfer an. ‚ServusTV‘-Experte Alex Hofmann analysiert Lorenzos Wechsel im Exklusivinterview mit ‚Motorsport-Total.com‘ und erklärt, warum Andrea Iannone aus Ducati-Sicht der bessere Teamkollege für den Spanier ist.

Frage: „Am Montag wurde Jorge Lorenzos Wechsel zu Ducati offiziell bestätigt. Was sagst du zu diesem Transfer?“
Alex Hofmann: „Es ist eine super spannende Nachricht für die MotoGP. Ich ziehe meinen Hut vor diesem mutigen Wechsel, der für mich aber nicht überraschend kam. Es war zu erwarten nach den Entwicklungen.“

Frage: „Was hat Lorenzo motiviert, Yamaha nach so vielen Jahren zu verlassen?“
Hofmann: „Die Entscheidung fiel, weil er die Nase voll hatte. Er war fahrerisch die klare Nummer eins, doch bei Yamaha wurde er nicht gerade wie der Liebling des Teams behandelt. Das hat ihn richtig gestört, denke ich. Er wird sich gefragt haben, ob er sich mit Valentino (Rossi) zwei weitere Jahre eine Box teilen möchte.“

Es war reizvoll, zu einem Team zu wechseln, in dem die Leute richtig Lust auf ihn haben und alles für ihn tun werden. Dort ist er die absolute Nummer eins und verdient außerdem mehr Geld. Doch am wichtigsten war wohl der Fakt, dass Luigi Dall’Igna komplett von Lorenzo überzeugt ist und für ihn alles machen wird. Das wird zur Entscheidung geführt haben. Die Ducatis sind in diesem Jahr immer wieder vor seiner Nase herumgefahren. Iannone und Dovizioso sind sicher gute Rennfahrer, doch er wird sich denken, es besser machen zu können. Es war nahezu selbstverständlich, dass er sich zum Wechsel entscheidet.“


Lorenzo/Ducati: Das neue Dreamteam der MotoGP?
Frage: „Kann Lorenzo bereits 2017 um den WM-Titel kämpfen?“
Hofmann: „Der Titel im ersten Jahr ist eine schwierige Aufgabe, wenn man sich vor Augen führt, dass es nach wie vor Strecken gibt, auf denen die Ducati nicht so stark ist. Es wäre der absolute Wahnsinn und würde verdeutlichen, dass Lorenzo fahrerisch ein anderes Kaliber ist als Iannone und Dovizioso. Ich würde es nicht ausschließen, aber es wäre ein kleines Wunder.“

Frage: „Die Ducati Desmosedici hat in den vergangenen Jahren das Image der wilden Bestie abgelegt und überzeugt durch einen starken Motor und ein rundes Paket. Welche Schwächen hat die Desmosedici aktuell?“
Hofmann: „Über den Motor braucht man nicht viele Worte verlieren. Damit sind alle bei Ducati sehr zufrieden. Er hat extrem viel Leistung und ist auch sehr fahrbar. Es wird berichtet, dass er sich wie ein Elektromotor anfühlt. Er hat über das komplette Drehzahlband sehr viel Drehmoment. Das ist der Traum aller Rennfahrer. Damit kann man sehr gut arbeiten, weil es sehr kontrollierbar ist.“

„Schwächen sehe ich noch beim Handling und dem Zusammenspiel aller Komponenten. Ich bin mir sicher, dass Jorge seinen Fahrstil umstellen muss, nachdem er sich in den vergangenen Jahren komplett auf die Yamaha M1 eingeschossen hat. Er wird sicher ein bisschen Zeit benötigen, um damit zurechtzukommen. Wenn er den Dreh irgendwann raus hat, dann könnte es gefährlich werden.“

Yamahas Zukunft hängt von Vinales‘ Entscheidung ab
Frage: „Bei Yamaha hängt mit Blick auf die Zukunft alles von Maverick Vinales ab. Stehen die Japaner durch den Weggang von Lorenzo mit dem Rücken zur Wand?“
Hofmann: „Man muss es aus sportlicher Sicht und aus Sicht des Marketings sehen. Die Zeiten sind Vergangenheit, in denen ‚you win on sunday, you sell on monday‘ galt. Rossi wird in den kommenden zehn oder 20 Jahren als Botschafter für Yamaha dienen. Egal, worauf man eine 46 klebt, es verkauft sich einfach besser. Das ist aus Sicht des Marketings sehr wichtig.“
„Sportlich sieht es anders aus. Man darf aber nicht vergessen, dass Yamaha alle Möglichkeiten hat. Sie haben Jorge Lorenzo ein besseres Angebot als je zuvor gemacht und er hat es abgelehnt. Das heißt, dieses Budget ist noch vorhanden. Soviel Geld wird nicht nötig sein, um Vinales zu überzeugen.“

Frage: „Denkst du, dass die Verpflichtung von Vinales nur noch Formsache ist?“
Hofmann: „Ich denke, das dürfte der Fall sein.“

Wer unterschreibt als nächstes?
Frage: „Gäbe es überhaupt Alternativen auf dem Fahrermarkt?“
Hofmann: „Es sieht so aus, als ob Vinales der nächste Außerirdische ist. Das zeigt er immer wieder. Dann gibt es viele Talente, die Erfahrung haben und in einem anderen Umfeld noch einmal bessere Leistungen zeigen könnten. Das Spiel geht jetzt los. Die Pyramide fällt von oben nach unten. Es ist gut möglich, dass die nächsten Entscheidungen schnell getroffen werden, weil die großen Werke gern Gewissheit haben möchten. Es wird schnell gehen, dass Vinales vom Markt ist. Marquez wird demnächst klarstellen, wo er fährt. Pedrosa, Iannone und Dovizioso – diese Entscheidungen könnten bereits in den kommenden drei bis vier Wochen gefallen werden.“

Frage: „Welchen Fahrer würdest du wählen, wenn du entscheiden müsstest, ob Andrea Dovizioso oder Andrea Iannone bei Ducati bleiben sollte?“
Hofmann: „Das ist eine schwierige Entscheidung, muss ich ehrlich zugeben. Sie haben mit Lorenzo die Referenz im Team. Sie sollten deshalb an die Zukunft denken. Ich muss gestehen, dass ich vom Herzen her Dovizioso im Team halten würde. Dafür spricht auch das bessere Zusammenspiel im Team. Aber die Logik spricht für Iannone. Er ist der jüngere, wildere und schnellere Fahrer. Man muss ihn nur in den Griff bekommen.“

Text von Sebastian Fränzschky

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2 Antworten auf Alex Hofmann: „Jorge Lorenzo hatte bei Yamaha die Nase voll“

  1. Looser

    Klar wenn es zu eng wird Rennt man einfach davon… GEANU DAS HAT GIORGIO gemacht… LOOSER

  2. Ralf Ehrenstein

    Na ich glaube Lorenzo will nicht mehr der 2 im Team sein

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