Cal Crutchlow  © Bridgestone

© Bridgestone - Cal Crutchlow wirkt 2012 deutlich entspannter als in der Rookie-Saison 2011

Bisher deutet alles darauf hin, dass Cal Crutchlow eine der positiven Überraschungen der Saison 2012 ist. Sowohl die Vorsaisontests als auch das erste Rennwochenende in Katar bestätigten die These, dass der ehemalige Superbike-Pilot vom Umstieg auf 1.000 Kubikzentimeter profitieren würde.

„Bei einer 1.000er weiß man im Vergleich zur 800er deutlich besser, wie sich das Gas verhält und wann man was machen muss“, analysiert Crutchlow im Gespräch mit ‚MotorCycleNews‘. „Vergangenes Jahr musst ich elf Strecken, ein neues Motorrad und die Bridgestone-Reifen kennenlernen. Das war nicht einfach. Ich wusste immer, dass mir die 1.000er besser liegen wird.“

Auch nach 2012 in der MotoGP?

In seiner MotoGP-Debütsaison hatte der Tech-3-Pilot nach einem vielversprechenden Start einige Probleme und ging oft zu Boden. 2012 musste eine Steigerung erfolgen. Eine Rückkehr in die Superbike-WM wollte Crutchlow auf jeden Fall umgehen. „Das wird nicht passieren“, stellt er klar.

„Die Zeiten, die ich im vergangenen Jahr fuhr, waren vergleichbar mit denen der Sieger 2010. Doch das Tempo entwickelt sich weiter. Wenn man sich ein Blatt Papier ansieht, das Resultat betrachtet und sich weit unten wiederfindet, dann kann das sehr demotivierend sein. Doch wenn man es sich genauer ansieht, dann habe ich keine schlechte Arbeit geleistet“, analysiert er. „Es liegt an mir, zu zeigen, was ich kann.“

Zusätzlichen Druck bekommt der Supersport-Weltmeister von 2009 durch Bradley Smith, der für 2013 bereits einen MotoGP-Vertrag mit Tech 3 hat. „Es ist schwer zu realisieren, dass Bradley aufsteigen und mir oder Andrea den Job wegnehmen wird“, bemerkt Crutchlow. „Man muss sich seinen Platz in der MotoGP verdienen.“

Crutchlow vergleicht Superbike-WM und MotoGP

Den Status der Königsklasse im Motorradsport trägt die MotoGP laut Crutchlow zurecht. 2010 fuhr er für Yamaha in der Superbike-WM und gewann drei Rennen. Mit dem Aufstieg in die MotoGP tat er sich dennoch schwer. „Es ist kein Zufall, dass die Fahrer, die von der MotoGP in die Superbike-WM wechseln, alle an der Spitze fahren“, erklärt er.

„Das sind deutlich einfacher zu fahrende Motorräder. Es fühlt sich an, als ob man mit einem Grand-Prix-Bike 110 Prozent geben muss, um in den Top 10 ins Ziel zu kommen. Doch bei den Superbikes reichen 90 Prozent, um unter die Top 3 zu kommen“, erläutert der Brite. „Ich möchte nicht sagen, dass die Jungs nicht 100 Prozent geben, doch es ist deutlich entspannter, in der Superbike-WM an der Spitze zu fahren, als in der MotoGP im Hinterfeld. Das ist der Unterschied.“

Entspannung auf der Isle of Man

Entspannung vom hektischen Leben als Rennfahrer findet Crutchlow auf der Isle of Man. Die Insel in der Irischen See ist die Wahlheimat des in Coventry geborenen MotoGP-Piloten. In der Stadt Ramsey wohnt er zusammen mit Freundin Lucy Heron, die ihn bei seiner Arbeit bestmöglich unterstützt.

„Es gibt nichts, über das ich mir Sorgen machen muss“, ist sich Crutchlow bewusst. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass Lucy mitreist. Es tut mir gut, sie dabeizuhaben, um mit ihr die guten und schlechten Momente zu teilen. Vermutlich überwiegen bei ihr die eher schlechten Momente. Ich weiß, dass das Leben an der Seite eines Rennfahrers eine Achterbahnfahrt der Gefühle sein kann und man den Leuten, die einem nahe stehen, nicht dankbar genug ist.“

„Es gibt nichts, was sie nicht für mich tun würde. Ich bin froh, dass sie ihr Leben meinem Leben widmet“, erklärt der 26-Jährige. Genaue Vorstellungen hat Crutchlow nicht nur wenn es um die Ziele in der Saison 2012 geht. Auch über das Leben nach der Karriere als Motorradrennfahrer hat sich der aktuelle WM-Vierte einen Kopf gemacht.

Das Leben nach der MotoGP

„Als Motorrad-Rennfahrer kann man anständig verdienen, doch es gibt auch große Risiken“, weiß er. „Ich spare für meine Zukunft. Ich habe keine Garage voller Ferraris und Lamborghinis, ich gebe kein Geld für Dinge aus, die ich nicht benötige. Ich kann eine Woche lang das gleiche T-Shirt tragen.“

„Der Rennsport ist nicht für immer. Ich könnte nur noch zehn Jahre haben. Wovon lebt man danach? Man muss also intelligent sein. Ich bin bescheiden, weiß aber, dass ich etwas haben kann, wenn ich es will“, berichtet er. Neben dem Motorradfahren hat der WM-Zwölfte von 2011 eine Leidenschaft für unmotorisierte Zweiräder entwickelt. Auf der Isle of Man trifft man Crutchlow regelmäßig auf dem Fahrrad an.

Leben und Leben lassen

Einen individuellen Fitnessplan hält er hingegen nicht für nötig und konzentriert sich voll und ganz auf das Ausdauertraining in den Bergen der Insel. Auch Crutchlows Speiseplan entspricht dem eines normalen Menschen. „Ich liebe es, zu trainieren, doch was ich esse, kümmert mich einen feuchten Dreck. Ich denke nicht, dass ich wie ein Heiliger leben muss“, stellt er klar.

„Ich suche etwas Normalität und möchte nicht von einem zum nächsten Rennen mit zwei Äpfeln auskommen“, so Crutchlow, der auf Alkohol verzichtet: „Ich trinke nicht, weil ich das nicht verkrafte. Ich brauche eine Woche, um drei Gläser zu verdauen. Doch ich bin kein Roboter. Man muss auch Spaß haben.“

„Meiner Meinung nach ist ein glücklicher Fahrer ein schneller Fahrer. Wenn ich ununterbrochen trainieren und die ganze Zeit nur Sellerie essen würde, wäre ich unglücklich. Auf der Strecke würde es dann sicher nicht so gut laufen“, prognostiziert er. „Ich weiß, dass ich egoistisch sein kann. Doch solange wie ich Rennen fahre und Lucy und ich glücklich sind, kümmere ich mich nicht allzu sehr um das, was in der Welt passiert.“

Text von Sebastian Fränzschky

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