Cal Crutchlow  © Tech 3

© Tech 3 – Cal Crutchlow will im nächsten Jahr unbedingt Werksmaterial erhalten

Die neue Saison ist erst drei Rennen alt, doch schon nimmt langsam das Transferkarussell an Fahrt auf. Bei Yamaha und Honda ist alles klar: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Dani Pedrosa und Marc Marquez haben Zweijahresverträge und in diesen Teams wird sich nichts ändern.

Bei Ducati ist Andrea Dovizioso langfristig gebunden, aber Nicky Hayden hat im Vorjahr nur noch einen Vertrag für 2013 bekommen. Bei den Italienern könnte unter Umständen ein Werksmotorrad freiwerden. Außerdem plant Suzuki ein Comeback im kommenden Jahr.

Noch weiß niemand genau, wie konkurrenzfähig die neue Entwicklung ist, die derzeit fleißig in Japan getestet wird. Nach dem Grand Prix in Barcelona will Suzuki am offiziellen Testtag erstmals einen Vergleich mit der Elite anstellen. Das Fahrerkarussell ist derzeit noch ruhig, aber Cal Crutchlow bringt sich immer wieder ins Gespräch. Woche für Woche erklärt er den Journalisten, dass er mit der Kunden-Yamaha nie ein Rennen gegen die Werksbikes gewinnen kann.

Aufgrund seiner Leistungen fordert Crutchlow ein Werksmotorrad und Werksunterstützung für sich ein. „Wenn man, sagen wir, vom Können her nur ein wenig schlechter als Jorge, Dani und Marc ist, dann kann man sie nie schlagen. Wenn man noch dazu ein schwächeres Motorrad hat, dann ist es unmöglich. Soweit ich weiß sind die Motorräder von Bradl und Bautista den Werksmotorrädern sehr ähnlich. Mein Motorrad ist sehr gut, aber ein Rennen zu gewinnen ist sehr schwierig.“

„Der Unterschied besteht in kleinen Details. Die besten Fahrer bekommen das beste Motorrad, sie werden am besten bezahlt und werden in den besten Autos herumgefahren. Sie bekommen einen Privatjet und müssen bestimmte Dinge nicht tun“, vergleicht Crutchlow das Leben im Fahrerlager. „Was die Leute nicht verstehen ist, dass es nicht nur um das Motorrad geht. Ich möchte Jorge, Dani, Marc und Valentino sehen, wie sie ihre eigenen Transportboxen auspacken, so wie ich es tue. Das gehört auch alles dazu.“

„Ich meine das ernst, weil es die Wahrheit ist. Die Jungs an der Spitze müssen sich in ihrem Leben die wenigsten Sorgen machen. Sie haben keinen Druck, nichts. Sie bekommen das meiste Gehalt und so viele Leute vom Werk machen alles für sie. Niemand will das hören und niemand will etwas darüber sagen, aber das ist die Wahrheit. Wann hat das letzte Mal ein Privatmotorrad ein Rennen gewonnen?“

„Es gab Zeiten, zu denen Privatmaschinen gewonnen haben. Es waren aber die gleichen Motorräder wie das Werksmaterial. Das war zu Zeiten von Sete Gibernau. Diese Leute haben damals aber das gleiche wie die Werksfahrer verdient. Mein Motorrad ist sehr gut, aber ich rede über allgemeine Dinge. Als Sete und Marco (Melandri; Anm. d. Red.) in einem Privatteam waren, haben sie genauso viel wie die Werksfahrer verdient. Niemand will darüber reden oder nachdenken. Es gibt viele Gründe, warum die Werksfahrer gewinnen und vorne sind.“

Holt Yamaha Pol Espargaro?
Doch welche Möglichkeiten hat Crutchlow? Bei Yamaha scheint er keine entscheidende Rolle in der zukünftigen Planung zu spielen, denn sonst hätte man ihm schon in diesem Jahr das gleiche Material wie Lorenzo und Rossi gegeben. Bei Honda heißt die Zukunft Marquez. In Jerez geisterte das Gerücht durch das Fahrerlager, dass Crutchlow zu Suzuki wechseln wird und Pol Espargaro seinen Platz im Tech-3-Team übernehmen wird.

Crutchlow meint Folgendes diesbezüglich: „Es gibt eventuell einige Möglichkeiten, wenn Suzuki zurückkommt. Es könnte auch bei Ducati ein Platz freiwerden. Im Moment sieht es bei Yamaha nicht so gut für mich aus. Ich habe bei Yamaha gefragt, ob ich in diesem Team ein Werksmotorrad bekommen kann und so bezahlt werde, wie ich es verdiene. Soweit ich gehört habe, bieten sie das Pol an. Warum brauchen sie einen Spanier? Er ist nicht annähernd so gut wie Marquez. Wir glauben, dass sie bei Yamaha jetzt das Marquez-Fieber haben, weil sie glauben, dass er so gut wie Marquez ist. Das ist er aber nicht.“ „Marquez würde ihn verblasen. Marquez ist einzigartig, so wie Valentino vor zehn Jahren. Warum behalten sie nicht mich und bieten mir das an?“, fragt sich Crutchlow gegenüber einer Journalisten-Runde. „Sie wollen Pol ein Jahr mit einem Werksvertrag bei Tech 3 parken und ihn dann ins Werksteam holen“,verrät der Brite die Yamaha-Pläne. „Er wird aber nicht so gut wie Marquez sein.“

„Für mich ist das enttäuschend, weil ich glaube, dass ich im Moment alles richtig mache. Ich kann nicht mehr tun. Okay, in Jerez war es nicht mein bestes Rennen.“ Zudem bestätigte Curtchlow gegenüber der ‚BBC‘, dass er und Espargaro Anfang Juli auf der neuen Strecke in Argentinien testen wird.

Suzuki und Ducati wären Möglichkeiten
Und wie sieht es bezüglich Suzuki aus? „Ich bin interessiert an Suzuki, aber es gibt derzeit keinen Kontakt. Soweit ich gehört habe, sieht es sehr gut aus. Ich habe mit Nakamoto von Honda gesprochen. Sie testen gemeinsam in Japan und sie sollen gute Verbesserungen schaffen. Vielleicht wird es Jahre dauern“, rätselt Crutchlow. Suzuki hat in der Viertaktära lediglich einen Grand Prix gewonnen. Der letzte WM-Titel von Kenny Roberts jun. datiert noch aus der 500er-Ära (2000).

Da Crutchlow derzeit der einzige Satelliten-Fahrer ist, der die Werksfahrer ärgern kann, sieht er sich für höhere Dinge berufen. „Ich glaube, dass ich ein Werksmotorrad verdiene. Wenn ich in einem Kundenteam ein Werksmotorrad bekommen würde, dann wäre das eine Option für mich. Suzuki wäre aber auch eine Möglichkeit.“ Und wie sieht es mit Ducati aus? Im Vorjahr hatte der 27-Jährige ein Angebot aus Italien vorliegen, dass seitens Ducati aber nie unterschrieben wurde.

„Ich möchte für ein Werksteam fahren. Wenn mich Yamaha nicht mehr will, dann muss ich mich woanders umsehen. Vielleicht ist Ducati meine einzige Option. Ich habe mit ihnen gesprochen. Nach dem Vorjahr gibt es kein böses Blut, aber jetzt gibt es dort ein anderes Management. Der Kerl, der mich so lange hingehalten hat, ist nicht mehr dort“, meint Crutchlow. Sein letztjähriger Teamkollege Dovizioso wurde stattdessen verpflichtet. Sportlich gesehen steht Crutchlow derzeit besser da.

Geld ist nicht der Hauptgrund für Crutchlow

Trotzdem ist er nicht restlos zufrieden. „Ich stehe in der Startaufstellung und weiß, dass Jorge neben mir 20 Mal mehr verdient. Valentino verdient noch mehr, oder gleichviel. Das ist für die Motivation schwierig.“ Ist Geld dann die Motivation, die ihn in ein Werksteam wie Ducati oder Suzuki treiben würde, obwohl es kurzfristig gesehen schwierig wäre, an die aktuelle Performance anzuknüpfen? „Nein. Ich habe Dovi und Nicky geschlagen und sie verdienen viel mehr als ich. Ich fahre nie für Geld.“

„Wenn ich dafür zahlen müsste, dass ich fahren kann, würde ich es machen, weil ich es liebe. Wenn aber jemand den gleichen Job wie du macht, aber fünfmal mehr verdient, dann ärgert man sich. Ich finde, dass das eine wahre Aussage ist, aber niemand will es aussprechen. Es ist nicht Herves (Poncharal, Tech-3-Teamchef; Anm. d. Red.) Schuld, weil er das Beste aus den Möglichkeiten macht. Man muss es auch aus meiner Sicht sehen, weil ich einen guten Job mache.“

Text von Gerald Dirnbeck & Maximilian Kroiss

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