© Repsol - Casey Stoner hat keine Lust auf CRT-Motorräder oder Superbikes

Zehn Siege in 17 gewerteten WM-Läufen, 90 Punkte Vorsprung auf den entthronten Champion Jorge Lorenzo – viel deutlicher hätte Casey Stoners WM-Triumph in diesem Jahr kaum ausfallen können. Für den Australier war es nach der gewonnen Weltmeisterschaft 2007 der zweite MotoGP-Titel – allerdings der erste auf Honda, was ihm besonders viel bedeutet.

Vor allem die gleichzeitige sportliche Misere von Ducati, das mit Superstar Valentino Rossi und Technikerlegende Jeremy Burgess gerade einmal einen Podestplatz herausfahren konnte, erfüllt Stoner mit einer gewissen Genugtuung. Schließlich sagten viele Kritiker dem 26-Jährigen nach, dass er bei seinem Überraschungserfolg 2007 vor allem von der angeblichen Überlegenheit der damaligen Desmosedici und den dazugehörigen Bridgestone-Reifen profitiert habe.

Nun würden viele Beobachter erstmals feststellen, dass auch er es mit der Ducati alles andere als einfach gehabt habe. „Es gab nur eine Art, wie man das Motorrad fahren konnte. Es hatte nichts in Reserve“, sagt Stoner im Gespräch mit ‚Motor Cycle News‘. „Als Fahrer zu uns stießen, nachdem uns Loris verlassen hatte, konnte man sehen, dass sie so glücklich waren, auf dieses Motorrad steigen zu können. Denn sie dachten, dass, was auch immer ich konnte, sie es besser könnten. Dann, als sie auf das Motorrad stiegen, zerstörte es sie, denn sie konnten nicht verstehen, wie man es fahren muss.“

Die abgelaufene Saison relativiere auch den bisherigen Heldenstatus des neunmaligen Weltmeisters Valentino Rossi und dessen Crewchiefs Jeremy Burgess, findet Stoner. „Sie wurden als Genies angesehen, aber vielleicht sind nicht das, wofür sie jeder gehalten hat. Sie sind die Sache mit viel zu viel Zuversicht angegangen, wie es jeder seit 2007 getan hat. Es ist nicht nur für mich, sondern auch für meine Crew befriedigend gewesen, den Respekt zu erhalten, den sie verdienen.“

Die Honda ist einfacher zu fahren als die Ducati

Auf der Honda fühle er sich wesentlich sicherer, betont der Weltmeister. „Ich habe ein viel größeres Verständnis davon, was passiert“, meint Stoner. Außerdem sei die Honda anpassungsfähiger als die Ducati. „Ich kann die Linienwahl verändern wenn ich das will. Ich kann hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren oder sie am Kurvenausgang aufrichten. Ich kann viele verschiedene Dinge tun.“

Trotz seiner inzwischen 40 Grand-Prix-Siege und zwei WM-Titel glaubt Stoner nicht daran, die Rekorde seines Landsmannes Mick Doohan (500er-Weltmeister von 1994 bis 1998) zu brechen. „Ich denke nicht, dass ich lange genug dabei sein werde, um fünf in Folge zu schaffen“, glaubt Stoner. „Ich bin nicht wirklich dabei, um den Rekord von irgendjemandem einzustellen oder zu brechen.“

Keine Jagd auf Doohans Rekorde

„Ich bin dabei, um jeden Tag den besten Job zu machen, den ich kann. Wenn dabei ein paar Rekorde herausspringen, ist das großartig“, fährt der Honda-Werkspilot fort. Außerdem sei die Konkurrenz in der MotoGP heutzutage stärker als zu Doohans erfolgreichen 500er-Zeiten. „Selbst wenn wir lange genug dabei wären, denke ich, dass das Niveau des Wettbewerbs jetzt zu hoch ist.“

Ob und wie lange Stoner überhaupt noch in der MotoGP am Start sein wird, hängt nicht zuletzt auch vom weiteren Fortgang der Regeldiskussionen ab. Die Idee, in der „Königsklasse“ eines Tages ausschließlich mit CRT-Motorrädern zu fahren, lehnt er ab. „Ich sehe mich selbst nicht in dieser Ära. Wenn es keine Prototypen gibt, bin ich weg. Sollten wir auf CRT-Bikes wechseln, wird niemand dabei sein wollen und es wird niemand zusehen wollen. Sie werden viele Leute verlieren, mich definitiv.“

CRT-Bikes sind wie Tourenwagen

„Ich bin nicht im geringsten daran interessiert, mit modifizierten Serienmotorrädern zu fahren“, fährt der erfolgreichste Pilot der 800er-Ära fort. „Das sollte die Liga sein, in der man sich durchsetzen muss, um dahin zu kommen, wo wir sind. Das ist, wie wenn die Formel 1 auf Tourenwagen wechseln würde.“ Da würde er schon lieber mit Superbikes fahren, wobei er einschränkt: „Aber im Ernst, ich glaube nicht, dass ich jemals zu den Superbikes wechseln werde.“

Viel eher würde Stoner schon eine Rückkehr zu den vor zehn Jahren abgeschafften 500er-Maschinen begrüßen. „Ich mag meine Zweitakter. Ich wäre also ein sehr, sehr glücklicher Junge, wenn wir dahin zurückgehen würden“, sagt er, ohne sich diesbezüglich allzu große Hoffnungen zu machen. „Die verantwortlichen Leute scheinen es einfach nicht zu verstehen. Sie haben von Technologie nicht allzu viel Ahnung.“

Text von Lennart Schmid

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