© Horst Saiger

© Horst Saiger freut sich auf die Zweikämpfe beim Traditionsrennen in Macao

In diesem Jahr ging Horst Saiger erstmals bei der prestigeträchtigen Tourist-Trophy (TT) auf der Isle of Man an den Start. Der Österreicher kam auf direkt gut zurecht und holte gute Ergebnisse.

Nun steht mit Macao das nächste Saisonhighlight auf dem Plan. Im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘ spricht der Kawasaki-Pilot über die Saison 2013, die Erwartungen für das Rennen in Macao und erinnert sich an einen witzigen Zwischenfall.

Frage: „Wie würdest du deine bisherige Roadracing-Saison zusammenfassen?“
Horst Saiger: „Die Saison 2013 war natürlich einzigartig abartig mit der ersten TT-Teilnahme. Ansonsten war ich gut drauf. Es war aber schade, dass die Northwest-200-Rennen wegen dem schlechten Wetter am Samstag abgesagt werden mussten. Beim Rennen am Donnerstag habe ich nichts zusammengebracht. Es war halb nass, halb trocken – das waren nicht meine Verhältnisse. Im trockenen Training hatten wir nur drei Runden, weil es schon viele Verschiebungen gab. Nach der ersten war ich Siebter, in der zweiten Runde bin ich auf Simon Andrews und ein paar Kollegen aufgelaufen und nicht vorbeigekommen.“

„Deshalb habe ich Abstand gelassen und in der dritten Runde bin ich schon nach knapp der Hälfte der Strecke wieder bei Andrews angekommen und war ein wenig spät auf der Bremse. Ich musste in die Wiese springen – Startplatz zehn. Aber der Trend war eindeutig zu sehen: Ich war viel konkurrenzfähiger als im Vorjahr und das hoffe ich auch für Macao. Ich habe zurzeit ein wahnsinnig gutes Gefühl mit der Kawasaki und den Metzeler-Reifen und das muss genutzt werden.“

Viel Respekt vor dem Mountain Course
Frage: „Was hat dich bei deiner TT-Premiere am meisten beeindruckt?“
Saiger: „Bei meiner ersten TT hat mich die positive Einstellung der Leute und die Wahnsinnsstrecke am meisten beeindruckt. Es ist einfach eine magische Insel. Die Leute freuen sich mit dir beim Rennen, die Insel ist einfach wunderschön und die Rennstrecke ist unbeschreiblich. Man muss den Leuten und dem Kurs mit sehr viel Respekt begegnen. Die Bewohner haben es mehr als nur verdient für ihre über 100-jährige TT-Hingabe und der Mountain Course zeigt dir sofort, wer der Chef ist, falls du ihm blöd kommst und deinen Willen aufzwingen willst.“

Frage: „Metropole gegen gemütliche Insel – Bordsteine gegen Leitplanken: Bitte stelle einen Vergleich zwischen Macao und der Isle of Man an.“
Saiger: „Macao ist für mich wie eine normale Rennstrecke. Es sind nur 50 Meter ein wenig holprig und die Bodenmarkierungen sind etwas rutschig. Fast vergessen: Die Kurven sind alle blind, also man sieht nirgends den Kurvenausgang und manchmal muss man bremsen, ohne die Kurve selbst schon zu sehen. Man weiß bald, wo es lang geht, das heißt aber nicht, dass man gleich schnell wird!“

„Der Snaefell Mountain Course, wie die TT-Strecke richtig heißt, ist 60 Kilometer lang, gut 30 Prozent davon haben Buckelpisten-Charakter. Es ist unter den Bäumen sehr dunkel und es blendet dir die Sonne stellenweise gerade ins Gesicht, sodass du gar nichts siehst. Die Lichtwechsel kommen ja meistens bei über 250 km/h und dann gibt es noch Sprünge, schlechten Asphalt und alles, was sonst noch unvorstellbar ist auf normalen Rennstrecken.“

„Das Schlimmste für mich ist, wenn ich im Dunkeln im sechsten Gang irgendwie versuche, um eine langgezogene Kurve zu kommen, das Motorrad wie beim Motocross immer auf Zug halte, um den vielen Schlägen entgegen zu wirken und im richtigen Moment den Sprung errate, auf den ich irgendwo im Schatten der Bäume mit 280 km/h zufliege, ohne Lenkerpendeln zu bekommen, auf der richtigen Seite in die richtige Richtung zu landen und gleich wieder voll aufs Gas zu können. Das zeigt ungefähr, wie komplex die Strecke ist, aber um zu wissen was ich meine, muss jeder selbst mal fahren.“

Asiatisches Essen verträgt nicht jeder Europäer
Frage: „Mit welcher Zielsetzung reist du zum Traditionsrennen nach Macao?“
Saiger: „Vor dem Rennen habe ich ungefähr eine Ahnung, was ich erreichen möchte. Bis dahin ist es aber ein langer Weg mit Training, innerem Feeling und entweder geht es locker und schnell, oder gar nicht. Im ersten Fall ist einiges möglich, im zweiten Fall tut es nur weh, denn mit Gewalt geht im Rennsport gar nichts.“

Frage: „Klassisches Rennen oder Rennen gegen die Zeit: Was bevorzugst du?“
Saiger: „Ich finde Zweikämpfe geil, weil Rennsport noch einen gewissen Respekt zwischen den Fahrern hervorbringt. Aber die TT ist für mich das Größte, es ist ein Rennen gegen dieses Monster einer Strecke und in zweiter Linie erst gegen deine Gegner.“

Frage: „Dein witzigstes Macao-Erlebnis aus der Vergangenheit?“
Saiger: „Mein witzigstes Macao-Erlebnis war wohl als Hansi M., ein mitreisender Fan und Freund, mit leichtem Magenrumoren schnell mal aufs Zimmer wollte, um die Toilette aufzusuchen. Schusselig wie er ist, landete er im falschen Stockwerk und kämpfte darum, in sein vermeintliches Zimmer zu kommen, was natürlich nicht gelang. Schlussendlich zog er eine Naturdüngerspur bis zum Lift und fuhr mit diesem bis in die Tiefgarage, wo er auf Hilfe wartete. Ein Angestellter des Hotels fand unseren wehrlosen Freund und gab ihm einen Bademantel. Seine Hose, Socken und sogar Schuhe wurden wohl chemisch gereinigt und es gab doch noch ein Happy End.“

Keine Angst vor einem technischen Defekt

Frage: „Durch die fehlenden Auslaufzonen dürfen keine Fehler passieren. Wie groß ist die Angst vor einem technischen Defekt?“
Saiger: „Technischer Defekt? Nur zur Erinnerung: Das ist ein japanisches Motorrad (lacht; Anm. d. Red.). Da könnte nur menschliches Versagen Schuld sein, ein Mechanikerfehler. Die Angst ist eigentlich nicht sehr groß. Bernd (Holzmüller; Anm. d. Red.) ist immer dabei. Er ist sehr gewissenhaft, den kann nichts aus der Bahn werfen. Er weiß, wann und wie er ins Bett muss, um morgens fit und ausgeschlafen in der Box zu stehen.“

Frage: „In der MotoGP gibt es momentan eine Sicherheitsdebatte. Verfolgst du den Grand-Prix-Sport? Wenn ja, wie beurteilst du das, was Marc Marquez momentan abliefert?“
Saiger: „Tut mir leid, das habe ich nicht mitbekommen. Ich habe Marc Marquez fahren sehen und er fährt am und über dem Limit, so wie jeder dort. Aber er ist halt richtig schnell damit. Ich bin früher auch täglich über meinem Limit zur Arbeit gefahren, als ich in seinem Alter war und bin trotzdem oft zu spät gekommen. Ob ich es deswegen nie auf ein MotoGP-Bike geschafft habe?“

Text von Sebastian Fränzschky

Motorsport-Total.com
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