© Yamaha - Auch bei den neuen Prototypen spielt die Elektronik eine entscheidende Rolle

Mit der neuen Claiming-Rule steht die MotoGP auf einem Scheideweg. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta will den Sport in erster Linie kostengünstiger gestalten. Das ist zwar auch im Interesse der drei verbliebenen Hersteller, doch Honda, Yamaha und Ducati wollen in der Königsklasse neue Technologien entwickeln und hochgestochene Prototypen der Öffentlichkeit vorstellen. Mit der neuen Claiming-Rule kostet ein Motorrad die Hälfte im Vergleich zu den Leasingraten der Werksmotorräder.

Das große Fragezeichen vor der neuen Saison ist, wie groß die Lücke zwischen den neuen 1.000er-Maschinen und den CR-Motorrädern ist. Sollte der Abstand zu groß sein, will Ezpeleta die Regeln anpassen, um das Feld zusammenzubringen. In der Winterpause führt der Spanier Gespräche mit den Herstellern, welche Schritte man durchführen kann. Großer Knackpunkt sind die technischen Einschränkungen bei den Prototypen. So will Ezpeleta unter anderem eine Einheitselektronik einführen.

Im Bereich der Elektronik gibt es nach wie vor noch großes Potenzial. Die Hersteller wollen die gewonnenen Erkenntnisse in die Serienmotorräder einfließen lassen. In der Formel 1 gibt es seit Jahren eine Einheits-ECU samt Drehzahllimit. Als diese eingeführt wurde, war der Aufschrei groß, aber heute redet kaum noch jemand davon. Dieses Thema wird von den MotoGP-Verantwortlichen derzeit heiß diskutiert.

Elektronik entscheidend für die Hersteller

Yamaha-Teamchef Lin Jarvis beschreibt die Schwierigkeiten in dieser Angelegenheit: „Man muss eine feine Balance finden, denn die Freiheiten für technische Evolutionen ist ein wichtiger Grund für die Teilnahme der Hersteller. In der MotoGP werden Ingenieure trainiert und sie können neue Ideen ausprobieren, die wir später ins Tagesgeschäft integrieren“, wird Jarvis von ‚Motor Cycle News‘ zitiert. „Wenn man die Möglichkeit wegnimmt etwas zu lernen und zu entwickeln, dann fällt ein wichtiger Grund für die Teilnahme weg. Das ist gefährlich.“

„Wenn man ein Drehzahllimit vorschreibt, dann kann man innerhalb dieses Limits immer noch kreativ sein. Mit einer Einheitselektronik nimmt man aber den Großteil der Freiheit und der Kreativität weg. Die Elektronik ist im modernen Fahrzeugbau dominant. Ich glaube, wir müssen sie beibehalten.“ Das zeigt, dass es für Ezpeleta nicht einfach ist, einen Konsens zu finden. Er steht aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation unter Druck.

Hohe Kosten das größte Problem

Ohne Claiming-Rule würden in der kommenden Saison nur zwölf Motorräder in der Startaufstellung stehen. Sollte sich der eine oder andere Fahrer verletzen, würde das Feld noch weiter schrumpfen. Beispielsweise kamen beim Saisonfinale in Valencia die Gaststarter Katsuyuki Nakasuga und Josh Hayes auf den Plätzen sechs und sieben ins Ziel. Aber nicht nur das kleine Starterfeld ist für Ezpeleta ein Problem.

Auch auf Sponsorenseite ist die Lage nicht rosig. Dazu kommt, dass die Motorrad-WM stark von Spanien und Italien geprägt ist. Die aktuelle wirtschaftliche Lage dieser beiden Länder könnten auch verheerende Auswirkungen auf die MotoGP haben. Deshalb sieht sich Ezpeleta zum Handeln gezwungen. Grundsätzlich sind die Hersteller auch für eine effizientere Kostenstruktur.

„Es ist jetzt ein kritischer Moment. Wir sind alle der Meinung, dass wir wichtige Änderungen durchführen müssen, um die Kosten unter Kontrolle zu halten“, sagt Jarvis klar. „Wir wollen auch die Show verbessern. Es gibt also mehrere Probleme zu lösen. Der wichtigste Punkt ist die Anzahl der Motorräder in der Startaufstellung.“ Mit den neun angenommenen Claiming-Rule-Teams sollten 2012 insgesamt 21 Motorräder in der Königsklasse fahren.

„Wir befinden uns in der größten Wirtschaftskrise seit den Dreißigerjahren. Deshalb glaube ich, dass sich der Status in den letzten Jahren geändert hat und wir alle offen sein, und uns intelligente Lösungen überlegen müssen“, so Jarvis. „Es darf keine Kurzschlusshandlung sein, sondern eine wichtige und gut überlegte Aktion, um eine bessere Zukunft zu schaffen.“

Text von Gerald Dirnbeck

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