Jorge Lorenzo - © Yamaha

© Yamaha – Jorge Lorenzo kommt offensichtlich mit den Michelin-Reifen gut zurecht

MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo hat das erste Kräftemessen für sich entschieden. Zum Auftakt des Sepang-Tests setzte sich der Spanier zeitig an die Spitze der Wertung und distanzierte die Konkurrenz vor der Mittagspause um mehr als eine Sekunde.

Später verbesserte sich Lorenzo erneut und kam auf eine Zeit von 2:00.684 Minuten. Damit war er nur etwas mehr als vier Zehntelsekunden langsamer als Marc Marquez vor einem Jahr. Der HRC-Pilot benötigte damals am ersten Testtag in Sepang 2:00.262 Minuten für seinen schnellsten Umlauf.

Die Bedingungen in Sepang waren bis wenige Minuten vor Testende gut. Dann kam der angekündigte Regen, der den Arbeitstag der MotoGP-Piloten vorzeitig beendete. Verglichen mit den bisherigen Tests gab es vergleichsweise wenig Stürze. Lediglich Eugene Laverty und Bradley Smith stürzten. Neben den Michelin-Reifen stand erneut die Einheitselektronik von Magneti Marelli im Fokus. Zudem hatten Yamaha, Ducati, Honda und Suzuki ihre 2016er-Updates dabei. Lediglich Aprilia fuhr ausschließlich mit der 2015er-Maschine.

Lorenzos starke Performance kam etwas überraschend. Nach dem Saisonfinale in Valencia testete Yamaha ausschließlich beim Nachsaisontest und verzichtete im Gegensatz zur Konkurrenz auf weitere private Testfahrten. Yamaha-Werkspilot Valentino Rossi, der mit einer speziellen Helmlackierung seine Runden drehte, bestätigte als Zweitschnellster die starke Form der Yamahas. Doch der Vizeweltmeister lag 1,033 Sekunden zurück und war somit nicht in Schlagdistanz zu Teamkollege Lorenzo. Bei Yamaha wirkt man sehr konzentriert: „Dieser Test ist für uns extrem wichtig. Verglichen mit den Malaysia-Tests in den vergangenen Jahren ist dieser Test von besonders großer Bedeutung“, betont Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli gegenüber ‚MotoGP.com‘.

„Valentino startete mit der 2015er-Maschine, um ein Gefühl aufzubauen. Jorge begann mit dem Hybridmodell. Das Hybridmodell unterscheidet sich beim Rahmen vom 2016er-Motorrad. Der Motor und die Elektronik sind identisch“, schildert der Yamaha-Teammanager. Beim Yamaha-Satellitenteam lief es weniger gut. Pol Espargaro hatte als Zwölfter etwa zwei Sekunden Rückstand auf Lorenzos Fabelzeit, Bradley Smith schaffte es mit 2,342 Sekunden geradeso in die Top 15. Zudem stürzte der Brite.

Honda mit Rückstand
Hinter Rossi sicherte sich Honda-Werkspilot Dani Pedrosa die drittbeste Zeit des Tages. Pedrosa hatte 1,096 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit und war eine halbe Sekunde schneller als Teamkollege Marc Marquez, der sich am Montag nicht besonders in Szene setzen konnte. „Wir arbeiten mit dem Motor, den Dani und Marc bereits in Valencia und Jerez testeten“, berichtet HRC-Manager Livio Suppo.

„Marc und Dani verwendeten im vergangenen Jahr zu Saisonbeginn unterschiedliche Chassis. Das war auch 2014 so, denn Marcs Stil fordert andere Lösungen. Dani setzte 2015 auf einen Rahmen, der dem aus dem Vorjahr ähnlich war. Marc machte später einen Schritt zurück. Es waren aber nur Unterschiede im Detail“, erklärt Suppo und stellt klar: „Wir konzentrieren uns auf den Motor.“

„Die Fahrer starteten heute mit der Spezifikation, die sie in Jerez fuhren“, bemerkt der HRC-Teammanager. „Die Satelliten-Fahrer verwenden eine Evolution des Vorjahresmotors. Sie haben aber nicht die jüngste Entwicklungsstufe, weil wir zuerst wissen möchten, was gut und was nicht gut ist. Wir werden eine Spezifikation auswählen und diese dann allen Honda-Piloten zur Verfügung stellen. Wir streben an, allen Honda-Fahrern in diesem Jahr das gleiche Motorrad bereitzustellen.“

Die Honda-Satellitenpiloten erlebten keinen besonders erfreulichen Tag. LCR-Pilot Cal Crutchlow schaffte es mit 1,902 Sekunden Rückstand geradeso in die Top 10. MotoGP-Rookie Tito Rabat fuhr fleißig seine Runden und lag nach dem Ablaufen der Uhr auf Position 18. Der Rückstand des Marc-VDS-Piloten betrug 2,779 Sekunden.

Ducati: Petrucci und Barbera sorgen für Überraschungen
Zwischen den beiden Werks-Hondas behaupteten sich drei Ducatis auf den Positionen vier, fünf und sechs, die aus drei verschiedenen Teams kamen. Pramac-Pilot Danilo Petrucci war bester Ducati-Pilot. Der Italiener überraschte auf Position vier und verlor weniger als eine Zehntelsekunde auf Rossi. Ducati-Werkspilot Andrea Iannone wechselte zwischen der 2015er- und 2016-Maschine hin und her und wurde immerhin Fünfter. Avintia-Pilot Hector Barbera schaffte es mit der 2014er-Ducati auf Position sechs.

Noch scheint man bei Ducati nicht komplett auf Kurs zu sein. „Unter der Verkleidung gibt es einige Änderungen, aber der Sprung ist nicht so groß wie bei der Desmosedici im vergangenen Jahr. Wir müssen hier ein paar Dinge probieren, die im Vergleich zur Vorjahresmaschine Vorteile bringen sollten“, berichtet Ducati-Teammanager Davide Tardozzi und verspricht: „Für den kommenden Test wird es weitere Neuerungen geben.“

„Wir müssen auf die neue Software achten. Bei der Entwicklung der neuen Maschine haben wir auf die Aussagen der Fahrer gehört und versucht, die Haftung am Hinterrad zu verbessern“, bemerkt Tardozzi und weist auf den neuen Tank hin, der sich jetzt weiter hinten befindet und teilweise bis über das Hinterrad ausweitet. Werkspilot Andrea Dovizioso gelang am Montag keine besonders starke Zeit. Der Routinier verlor knapp zwei Sekunden und war nur 13. der Wertung.

Einen positiven Eindruck hinterließ Pramac-Pilot Scott Redding. Der Brite behauptete sich zwischenzeitlich in den Top 6 und wurde am Ende Achter. Redding fühlt sich auf der Ducati deutlich wohler als auf der Honda. Für eine Schrecksekunde sorgte Aspar-Pilot Eugene Laverty. Der Nordire zerlegte seine Ducati GP14.2 und verletzte sich beim Sturz. Gerüchte behaupten, das Gas habe sich verklemmt. Laverty zog sich in seiner rechten Hand Frakturen zu und wird beim Test nicht mehr fahren. Geburtstagskind Loris Baz (Avintia-Ducati) beendete den Tag auf Position 17.

Suzuki im Mittelfeld, Aprilia weit zurück
Die beiden Werks-Suzukis fanden sich nach dem ersten Tag auf den Positionen neun und elf wieder. Aleix Espargaro war eine Zehntelsekunde schneller als Teamkollege Maverick Vinales. Suzuki stellte den Piloten einen neuen Motor zur Verfügung, der über das komplette Drehzahlband mehr Leistung haben soll. Die Elektronik harmoniert aktuell noch nicht mit dem Motorrad. Espargaro entschied sich dazu, ohne Traktionskontrolle zu fahren, da er ohne das Hilfsmittel deutlich schneller war.

Bei Aprilia gab es wie angekündigt nicht viel Neues zu sehen. Stefan Bradl und Alvaro Bautista mussten sich mit den 2015er-Maschinen zufrieden geben und hatten großen Rückstand. Teamintern gelang es Bradl, sich knapp durchzusetzen. Der Deutsche war als Vorletzter nur wenige Tausendstelsekunden schneller als Bautista. Beide Aprilia-Piloten waren nicht besonders fleißig und kamen auf 39 (Bradl) und 34 (Bautista) Umläufe.

Fleißigster Fahrer des Tages war Avintia-Ducati-Pilot Barbera, der 59 Runden abspulte. Und auch Teamkollege Baz hatte einen arbeitsreichen ersten Tag. Der Franzose fuhr an seinem 23. Geburtstag 58 Runden. Yamaha-Werkspilot Rossi und Tech-3-Yamaha-Pilot Bradley Smith kamen auf 55 Runden und sammelten viele Daten für ihre Ingenieure. Spitzenreiter Lorenzo gab sich mit 37 Runden zufrieden.

Die MotoGP Testzeiten aus Sepang (Montag):

01 Jorge Lorenzo (Yamaha) – 2:00.684 Minuten (37 Runden)
02 Valentino Rossi (Yamaha) +1,033 Sekunden (55)
03 Dani Pedrosa (Honda) +1,096 (34)
04 Danilo Petrucci (Pramac-Ducati) +1,127 (43)
05 Andrea Iannone (Ducati) +1,228 (49)
06 Hector Barbera (Avintia-Ducati) +1,318 (59)
07 Marc Marquez (Honda) +1,594 (50)
08 Scott Redding (Pramac-Ducati) +1,654 (46)
09 Aleix Espargaro (Suzuki) +1,855 (42)
10 Cal Crutchlow (LCR-Honda) +1,902 (42)
11 Maverick Vinales (Suzuki) +1,961 (40)
12 Pol Espargaro (Tech-3-Yamaha) +1,962 (42)
13 Andrea Dovizioso (Ducati) +1,966 (40)
14 Yonny Hernandez (Aspar-Ducati) +2,232 (44)
15 Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) +2,342 (55)
16 Michele Pirro (Ducati) +2,519 (32)
17 Loris Baz (Avintia-Ducati) +2,520 (58)
18 Tito Rabat (Marc-VDS-Honda) +2,779 (53)
19 Eugene Laverty (Aspar-Ducati) +2,881 (27)
20 Stefan Bradl (Aprilia) +3,294 (39)
21 Alvaro Bautista (Aprilia) +3,391 (34)

Text von Sebastian Fränzschky

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