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© GP-Fever.de – Für die Fahrer ist die Einheitselektronik ein Schritt um viele Jahre zurück

Für die MotoGP-Saison 2016 steht neben der Umstellung auf die Michelin-Reifen auch die Einheitselektronik im Fokus.

Beim Nachsaison-Test in Valencia verschafften sich die Topstars einen ersten Eindruck davon – und die Erkenntnisse sind ernüchternd.

Valentino Rossi bezeichnet diese Elektronik als „Reise in die Vergangenheit“ und sieht sie momentan auf einem Level, wie sie 2008 und 2009 in der MotoGP zum Einsatz kam.

„Je höher das Level des Motorrades ist, desto besser ist es für mich“, sagt Rossi und fügt hinzu: „Die Elektronik ist ein klarer Rückschritt. Auf der anderen Seite kann das für die Rennen gut sein, denn es wird viel schwieriger werden, die gleichen Rundenzeiten zu fahren, weil das Bike viel schwieriger zu fahren ist. Für die Zweikämpfe könnte es besser sein und deshalb mehr Spaß machen.“ Noch haben die Ingenieure den ganzen Winter Zeit, um Fortschritte zu erzielen.

Die ersten Eindrücke sind für die Werksfahrer von Yamaha und Honda dennoch ernüchternd: „Als ich die Elektronik ausprobiert habe, verhielt sich das Bike direkt ganz anders. Es ist eindeutig ein Schritt zurück, also liegt eine Menge Arbeit vor uns“, ist Dani Pedrosa der gleichen Meinung wie Rossi. „Das größte Problem ist, dass die Funktionen nicht in der richtigen Reihenfolge und nicht zur richtigen Zeit einzugreifen scheinen. Es gibt jetzt weniger Funktionen und auch die Art und Weise ist anders.“

Damit ist klar, dass Fahrer und Techniker viel zu tun haben, damit die Elektronik richtig funktioniert. „Das müssen die Techniker verstehen und auch ich muss verstehen, wann der Effekt einsetzt, damit ich meinen Fahrstil anpassen kann“, sagt Pedrosa. Sein Teamkollege kann das nur bestätigen: „Es sieht so aus, dass diese Software etwas langsamer arbeitet“, findet Marc Marquez. „Du musst weniger rutschen, denn sonst greift sie zu sehr ein. Wenn nicht, dann wird es zu aggressiv und sie greift zu spät ein. Dann musst du das Gas schließen.“

Die Werksfahrer von Honda und Yamaha probierten die neue Standardelektronik am Dienstag aus. Das Ducati-Duo fuhr damit noch nicht und konzentrierte sich ausschließlich auf die Reifen. Auch Suzuki nutzt diesen Test nur für das Sammeln von Erfahrung mit Michelin und arbeitet noch mit der 2015er Elektronik. Bei Aprilia rückte Alvaro Bautista mit der neuen Elektronik aus, während Stefan Bradl sie eventuell am Mittwoch ausprobieren wird.

Elektronik nicht auf dem gewohnten Level
Im Zusammenspiel mit den neuen Reifen und der neuen Elektronik werden die Karten komplett neu gemischt. Weltmeister Jorge Lorenzo meint über seinen Run am Nachmittag: „Die Ingenieure brauchten einige Runden, um zu kalkulieren in welcher Kurve sich das Motorrad befindet. Für morgen werden sie Veränderungen vornehmen. Wir werden sicherlich nicht bald auf das Level der alten Elektronik kommen. Für alle wird es schwierig werden, ein gutes Gefühl mit dieser Elektronik zu bekommen.“

Durch die intensive WM-Saison scheint Yamaha der Konkurrenz von Ducati und Honda etwas hinterherzuhinken. Lorenzo wird sich am zweiten Testtag mehr auf die Elektronik konzentrieren: „Der Mittwoch wird sehr wichtig, damit wir die Elektronik verbessern. Es wird noch ein langer Weg. Meine schnellste Runde war um zwei Sekunden langsamer. Das ist nicht der beste Start, aber wir sind zum ersten Mal mit dieser Elektronik gefahren und sie ist nicht so weit, um die optimale Performance zu ermöglichen.“

Durch die Schwierigkeiten mit dem aggressiven Motor zu Jahresbeginn legte Honda schon früh die Konzentration auf 2016. Es wurde auch ein neuer Motor entwickelt, obwohl ihn Marquez wegen der Reifen und der Elektronik noch nicht richtig einschätzen kann. Jedenfalls sieht der Spanier bei der Elektronik zwei Problembereiche: „Wir haben viel Zeit investiert, um sie gut zu verstehen. Aber wir werden noch viel mehr Zeit brauchen, denn es sieht so aus, dass wir einen Schritt zurück gemacht haben. Es wird schwierig werden, auf dem gleichen Level wie vorher zu fahren. Aber wir arbeiten daran, ganz besonders beim Beschleunigen und an der Traktionskontrolle. Da müssen wir uns noch verbessern.“

Es stellt sich die Frage, ob die neue Elektronik sicher genug ist? „Ich hätte zwar in Kurve 13 fast einen Highsider gehabt, aber momentan ist es sicher“, findet Marquez. Teamkollege Pedrosa sieht es etwas kritischer: „Es gibt einige Aspekte, in denen man die Sicherheit noch verbessern kann. Momentan macht die Elektronik das Bike etwas instabil. Natürlich können wir die Sicherheit noch verbessern.“ Und ist die Einheitselektronik gut genug? „Verglichen mit der alten ist sie nicht gut genug“, findet Pedrosa deutliche Worte. „Aber alle sitzen im gleichen Boot, also wird es darum gehen, wer sie besser verwenden kann.“

Die MotoGP Testzeiten aus Valencia (Dienstag):
01. Marc Marquez (Honda) – 1:31.551 Minuten (47 Runden)
02. Andrea Iannone (Ducati) +0.088 Sekunden (61)
03. Dani Pedrosa (Honda) +0.130 (49)
04. Maverick Vinales (Suzuki) +0.169 (60)
05. Jorge Lorenzo (Yamaha) +0.216 (42)
06. Cal Crutchlow (LCR-Honda) +0.360 (54)
07. Pol Espargaro (Tech-3-Yamaha) +0.386 (40)
08. Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) +0.446 (67)
09. Aleix Espargaro (Suzuki) +0.454 (48)
10. Andrea Dovizioso (Ducati) +0.522 (66)
11. Scott Redding GBR (Pramac-Ducati) +0.663 (53)
12. Valentino Rossi (Yamaha) +0.850 (57)
13. Danilo Petrucci (Pramac-Ducati) +0.891 (47)
14. Hector Barbera (Avintia-Ducati) +0.917 (39)
15. Jack Miller (Marc-VDS-Honda) +1.043 (48)
16. Tito Rabat (Marc-VDS-Honda) +1.122 (85)
17. Stefan Bradl (Aprilia) +1.170 (46)
18. Loris Baz (Avintia-Ducati) +1.392 (53)
19. Yonny Hernandez (Avintia-Ducati) +1.495 (57)
20. Alvaro Bautista (Aprilia) +1.510 (66)
21. Eugene Laverty (Aspar-Ducati) +1.702 (46)
22. Takuya Tsuda (Suzuki) +3.040 (56)
23. Nobuatsu Aoki (Suzuki) +4.787 (24)

Text von Gerald Dirnbeck

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