Valentino Rossi - © Yamaha

© Yamaha – Valentino Rossi holte in Argentinien seinen zweiten Sieg im dritten Saisonrennen

Die MotoGP erlebt aktuell den stärksten Valentino Rossi der vergangenen Jahre. Der Italiener konnte zwei der ersten drei Saisonrennen 2015 gewinnen und legte damit seinen besten Saisonstart seit zehn Jahren hin.

Mehr Punkte hatte der „Doctor“ nach drei WM-Läufen zuletzt 2005 auf dem Konto, als er zwei Siege und einen zweiten Platz holte. Damals schnappte sich der Italiener am Saisonende den Titel. Ist in diesem Jahr also alles angerichtet für Rossis zehnte Weltmeisterschaft?

„Ich bin mit den drei bisherigen Rennen sehr zufrieden, denn es sieht so aus, dass wir in jedem Rennen sehr stark sind“, freut sich Rossi nach seinem Sieg in Argentinien und ergänzt: „Ich liege zwar in Führung (in der WM; Anm. d. Red.), aber wichtiger ist mir das Potenzial, dass ich immer stark sein kann.“ Denn obwohl sich die Strecken in Katar, Austin und Argentinien nicht gerade ähnlich sind, schaffte es Rossi in allen drei Rennen auf das Podium.

„Wir wussten, dass wir in Austin Probleme haben würden. Aber trotzdem wurden wir Dritter“, erklärt Rossi und ergänzt: „Diese Strecke (Argentinien) liegt der Yamaha auf dem Papier gut, aber im Training hatten wir Probleme. Aber es ist wichtig, dass wir zeigen, dass wir im Rennen stark sind und eine bessere Pace als im vergangenen Jahr haben. Wir wollen gewinnen und an jedem Wochenende um den Sieg kämpfen. Das ist unser Ziel.“

Dieses Ziel hat Rossi bisher überwiegend erreicht. Lediglich in Austin war seine Yamaha schlicht zu langsam, um es ganz nach vorne zu schaffen. „Das Motorrad ist auf der Geraden ziemlich langsam und ehrlich gesagt wissen wir nicht warum, denn wir sind langsamer als im vergangenen Jahr“, erklärt der neunmalige Weltmeister das Problem, das ihm in Texas zu schaffen machte.

WM-Führung nach drei Rennen
„Aber davon abgesehen funktioniert die Yamaha sehr gut. Wir haben einige Bereiche verbessert, in denen wir im vergangenen Jahr im Vergleich zu Marc Probleme hatten. Deshalb können wir kämpfen“, freut sich der Italiener, der vor dem Europaauftakt in Jerez bereits 30 Punkte Vorsprung vor dem amtierenden Champion hat. Für Rossi, der die WM zuletzt 2009 nach drei Saisonrennen anführte, ein fast schon vergessenes Gefühl.

„Ich denke nicht, dass ein Fahrer wie Marc von einem schlechten Ergebnis umgeworfen wird“, warnt Rossi allerdings und erklärt: „Das Wichtigste ist einfach, dass wir ihm gezeigt haben, dass wir im Rennen sehr stark sind. Im Training arbeitet man hart und es ist natürlich toll, sich die Pole-Position zu holen. Aber in diesen drei Rennen haben wir gezeigt, dass wir im Rennen voll da sind. Und letztendlich zählt es dann.“

Denn das Qualifying zählt momentan nicht zu den Stärken von Rossi und Yamaha. So muss der Italiener sich fast regelmäßig durch das Feld nach vorne arbeiten. Zuletzt in Termas de Rio Hondo klappte das allerdings wieder einmal perfekt. Doch obwohl der 36-Jährige Marquez in der WM durch seinen Sieg distanzieren konnte, weiß er ganz genau, dass er sich 2015 nicht nur auf den Spanier konzentrieren sollte.

„Andrea (Dovizioso) ist am nächsten dran“, erinnert Rossi im Hinblick auf den aktuellen WM-Stand und erklärt: „Es sind nur sechs Punkte (Vorsprung), obwohl ich fast einen perfekten Start hatte. Aber er ist trotzdem dran. Die Meisterschaft ist sehr lang und Marquez hat bereits bewiesen, dass er zurückschlagen kann. Ich rechne außerdem auch mit Iannone und Cal und auch Jorge. Er hatte bisher einige Probleme, aber er ist ein Fahrer, der das Potenzial hat, schon im nächsten Rennen wieder besser zu sein“, weiß Rossi.

Wie Phönix aus der Asche

In Argentinien holte der Altmeister bereits sein 199. Podium in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Man muss nicht extra erwähnen, dass er in Jerez der erste Pilot überhaupt sein könnte, der die magische 200er-Marke durchbricht. Noch vor drei Jahren hätten allerdings wohl nicht viel darauf gesetzt, dass der Italiener diese Schallmauer noch durchbrechen würde. Die Karriere des Italieners schien ihren Zenit da bereits überschritten zu haben.

Rossi hatte zwei sieglose Jahre bei Ducati hinter sich, in denen er lediglich drei Podiumsplätze holte. Der „Doctor“ schien seine Magie verloren zu haben. Auch bei seiner Yamaha-Rückkehr konnte er anschließend zunächst nicht an alte Erfolge anknüpfen und holte in den ersten sechs Rennen nur einen einzigen Platz auf dem Treppchen. Doch seit 2014 zeigt der Trend wieder nach oben.

Im vergangenen Jahr holte Rossi immerhin zwei Siege, 2015 hat er diese Marke sogar bereits nach drei Rennen schon eingestellt. Bei einem weiteren Erfolg hätte Rossi damit in nur einer Saison so viele Siege geholt wie in den vergangenen vier Jahren zusammen. Rossi ist ohne Frage der Mann der Stunde. Saisonübergreifend stand er bei elf der vergangenen zwölf Rennen auf dem Podium. Eine Quote, die kein anderer Pilot auch nur ansatzweise vorweisen kann.

Rossi zuletzt stärker als Marquez
Zum Vergleich: Selbst Marc Marquez schaffte es in diesem Zeitraum nur sechsmal auf das Podium, also nur halb so oft wie Rossi. Fuhr der Spanier zu Beginn der vergangenen Saison noch alles in Grund und Boden, schlägt das Pendel mittlerweile eindeutig in Richtung des Idols seiner Kindheit aus. Dass ein 36-Jähriger, dessen Karriere bereits am Ende zu sein schien, es mit einem 22-Jährigen Überflieger aufnehmen kann, erscheint wie ein modernes Märchen.

2015 ist das allerdings die Realität in der MotoGP. Doch kann Rossi Marquez über die ganze Saison in Schach halten? „Jetzt kommen wir wieder nach Europa und da gibt es viele Strecken, die ich mag“, freut sich Rossi. Allerdings ist der Italiener erfahren genug, um jetzt nichts zu überstürzen. „Ich habe bereits viele Punkte, aber die Meisterschaft ist noch sehr lang“, weiß der Altmeister.

Wir müssen uns jetzt Rennen für Rennen konzentrieren. Jerez ist das erste. Ich mag die Strecke dort sehr, im vergangenen Jahr war es ein gutes Rennen. In diesem Jahr hat sich das Kräfteverhältnis verschoben, also ist jedes Wochenende anders. Aber wir müssen versuchen, auch dort um das Podium zu kämpfen“, so Rossi. Noch ist der Ausgang dieses Märchens ungewiss, doch Rossi wird alles geben, um am Ende seinen zehnten WM-Titel bejubeln zu dürfen.

Text von Ruben Zimmermann

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Eine Antwort auf Rossis zweiter Frühling: WM-Titel Nummer zehn im Visier

  1. altoMoto

    Rossi ist ein Phänomen. Es verblüfft, wie er sich auch nach zwanzig Jahren noch so motiviert ist, dass er immer noch an der Spitze mimischen kann. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass sein Körper die hohen Belastungen ohne grössere Zwischenfälle verkraftet. Er arbeitet sicher hart, gönnt sich aber auch die Freiräume, die es braucht, um sich zu regenerieren.

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