Valentino Rossi © Bridgestone

© Bridgestone – Valentino Rossi sicherte sich bei der Dutch TT in Assen seinen 106. Grand-Prix-Sieg

Am 10. Oktober 2010 gewann Valentino Rossi den Malaysia Grand Prix in Sepang. Es war der 46. Sieg mit der Yamaha M1. Exakt 46 Rennen später gewann der Italiener die Dutch TT in Assen. Es sollte der 80. Sieg des neunmaligen Weltmeisters werden.

Doch es war weitaus mehr: Zweieinhalb Jahre lang war Rossi sieglos. Der erste Triumph nach der gescheiterten Ehe mit der Ducati Desmosedici sorgte bei Rossi und seinen vielen Fans für große Erleichterung.

„Der Sieg hier in Assen ist etwas Besonderes. Der Kurs ist sehr faszinierend. Hier gewann ich bereits mein 100. Rennen. Ich hoffe, dass ich noch einen Schritt machen kann. Meine Gegner sind sehr stark. Ich hoffe, dass ich bei jedem Wochenende um die Spitzenpositionen kämpfen kann. Das ist das Ziel“, bemerkt der Yamaha-Werkspilot nach seinem ersten Saisonsieg 2013. „Ich bin sehr froh, doch ich kann es noch gar nicht glauben. Es ist ein tolles Gefühl, wieder gewonnen zu haben.“

Vor der Saison waren die Zweifel groß. Kann der 34-Jährige noch mit den jungen Spaniern mithalten? Hat er noch genug Talent und Leidenschaft für Siege? Diese Fragen stellten sich Rossi und seine Anhänger. Die ‚Motorsport-Total.com‘-Leser waren sich vor der Dutch TT in Assen ebenfalls unsicher, ob Rossi es noch drauf hat. Bei einer Umfrage stimmten 63,32 Prozent der MotoGP-Fans gegen den „Doktor“ und waren der Meinung, dass seine große Zeit vorbei ist. Nur 36,68 Prozent glaubten noch an den charismatischen Italiener. Insgesamt wurden 1.464 Stimmen abgegeben.

Zweite Chance bei Yamaha
„Es ist lange her seit Sepang 2010. Ich habe mich selbst gefragt, ob ich noch siegen kann oder nicht. Es war eine harte Periode“, blickt Rossi ehrlich zurück. „Ich habe nie aufgegeben und immer gearbeitet. Das ist meine Leidenschaft – ich liebe es, Motorräder zu fahren.“ Diese Leidenschaft wurde in der Zeit, in der er sich mit der launischen Desmosedici herumschlagen musste, auf eine harte Probe gestellt. Doch im Sommer 2012 war klar: Rossi kehrt zu Yamaha zurück.

„Ich muss Yamaha danken, dass sie mir eine weitere Chance im Werksteam gaben“, betont Rossi. „Ich war zu Beginn nicht zufrieden mit dem Motorrad. Doch ab diesem Rennen hatte ich die richtige Balance gefunden. Ich kann das Motorrad nun besser fahren. Ich musste um den Sieg kämpfen. Ich fühlte mich gut. Ich habe mit allen Fahrern gekämpft, doch war an einigen Stellen ein bisschen schneller. So müssen wir weitermachen.“

Rossi gab sich in Assen selbst die Antwort auf die Frage, ob er noch gut genug für Siege ist. „Ich war mir nicht mehr sicher. Es ist lange her. Doch vor allem liegt eine schwierige Zeit dazwischen. Es waren zwei schwierige und frustrierende Jahre mit schlechten Ergebnissen. Hoffnung hatte ich, als ich durch die Yamaha eine neue Chance erhalte. Ich bin froh, kann es aber noch nicht so richtig fassen“, gesteht der Italiener.

Setup-Änderung schenkt Rossi mehr Vertrauen
Beim Saisonstart in Katar fuhr Rossi nach einer grandiosen Aufholjagd auf Platz zwei. Doch danach folgten Rennen, bei denen er nicht auf dem Niveau der Spitze mitfahren konnte. „Als ich zurückkam, war ich sehr froh, wie das Motorrad läuft. Doch es war nicht zu 100 Prozent perfekt. Das erste Rennen war gut für mich. Doch danach hatte ich Probleme. Ich konnte nicht so fahren, wie ich es gewohnt bin. Ich konnte nicht meinen Stil fahren“, schildert er. „Durch den Test in der vergangenen Woche konnte ich mich verbessern.“

„Ich hatte mehr Vertrauen. Ich war hier in allen Trainings sehr schnell und sehr nah an der Spitze. Wir haben vom Warmup aber trotzdem etwas für das Rennen geändert. Das ist seit 2002 oder 2003 bereits Gewohnheit. Vor dem Rennen dachte ich mir, dass ich um den Sieg kämpfen muss. Es war mein Tag. Ich hatte das Tempo. Im Warmup war ich Schnellster. Zudem war Jorge durch seine Verletzung nicht zu 100 Prozent fit“, berichtet Rossi. „Ich musste es versuchen.“
„Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einmal gewinnen kann. Doch wir gaben nie auf“, unterstreicht der momentane WM-Fünfte. Für Yamaha war der Sieg von Rossi extrem wertvoll. Rossi nahm der Konkurrenz von Honda wichtige Punkte weg. Zudem scheint es, als ob sich Weltmeister Jorge Lorenzo ab sofort auf einen konkurrenzfähigeren Teamkollegen einstellen kann. Oder war es nur ein Strohfeuer?

Jarvis traut Rossi weitere Siege zu
„Es ist toll für ihn, sich wieder an der Spitze zurückzumelden und wieder zu gewinnen“, freut sich Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis im Gespräch mit ‚MotoGP.com‘. „Für mich ist ein Sieg von ihm hier in Assen etwas, mit dem ich sehr gut vertraut bin. Ich setzte am Morgen auf ihn. Ich konnte einen Funken in seinen Augen sehen. Er wollte gewinnen. Wir konnten sehen, wozu er in der Lage ist. Durch den jüngsten Test in Aragon konnte er sein Vertrauen zurückfinden.“

„Wir haben an der Front des Motorrads etwas verändert, das ihm mehr Vertrauen beim Bremsen schenkte. Das fehlte ihm bisher. Er hat es perfekt zusammengebracht und fuhr ein perfektes Rennen“, lobt Jarvis. „Es war nicht einfach. Mitte des Rennens wurde er von den Hondas unter Druck gesetzt. Doch er hat sich großartig geschlagen. Den Fans gefiel es sehr gut. Valentino hat sich zurückgemeldet.“

Doch rechnet Jarvis in dieser Saison mit weiteren Rossi-Siegen? „Er hat nun erkannt, dass er es noch kann. Ein Sieg wirkt Wunder, wenn es um das Vertrauen des Fahrers geht. Auf diesem Niveau müssen sehr viele Dinge richtig laufen, damit man ein Rennen gewinnen kann“, betont der Yamaha-Rennleiter, der für den Rest der Saison optimistisch ist: „Ich traue ihm in dieser Saison weitere Siege zu.“

Medien lassen Rossi kalt
In den Medien absolvierte Rossi in den vergangenen drei Jahren eine wahre Achterbahnfahrt. „Nach Katar hieß es: ‚Valentino ist noch jung, er ist 20 Jahre alt.‘. Nach Austin hieß es: ‚Valentinos Zeit ist vorbei.‘ Es geht immer hoch und runter“, bestätigt der MotoGP-Routinier gelassen. „Ich habe immer die gleichen Leistungen abgerufen. Es ist wichtig, alles zu 100 Prozent richtig zu machen, wenn man vorne sein will.“

„Man muss ein perfektes Wochenende haben und das Potenzial des Motorrads voll ausschöpfen. Man muss den richtigen Reifen finden und so weiter. Ich fuhr im vergangenen Jahr genauso, kam aber 30 Sekunden später ins Ziel“, scherzt der ehemalige Ducati-Pilot. Doch die Enttäuschungen von 2011 und 2012 sind vergessen: „Ich muss mich voll konzentrieren und geistig und körperlich voll fit sein. Ich habe ein tolles Motorrad und fahre im Werksteam. Ich sitze auf meinem Motorrad.“

„Meine Gegner sind sehr stark. Das Niveau ist vom Anfang bis zum Ende jedes Rennens sehr hoch. Das Tempo ist sehr hoch“, analysiert die MotoGP-Legende, die in Assen zu alter Stärke finden konnte. Doch wie geht es nun weiter? „Ich will nicht sagen, dass ich jetzt jedes Rennen gewinne. Doch ich denke, dass ich das Potenzial, die Leidenschaft und die Kraft habe, um jede Woche dafür zu kämpfen“, so Rossi.

Text von Sebastian Fränzschky

Motorsport-Total.com
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