Er ist unbestritten das Herzstück eines jeden Motorrads: Der Motor. Ohne ihn läuft nichts und damit trägt ein leistungsstarker und hochwertiger Motor ganz wesentlich zur Gesamtleistung und so auch zum Wert eines Motorrads bei. Unter Motorrad-Fans und Technikern wird zwischen Zweitakt- und Viertaktmotoren, Otto- und Dieselmotoren, Rotationskolben- und Hubkolbenmotoren sowie Motoren mit und ohne Aufladung unterschieden. Die meisten Motorräder verfügen heute über eine Ausführung der Viertaktmotoren in Kombination mit einem Ottomotor. Zweitaktmotoren finden vor allem in kleineren Maschinen wie Leichtkrafträdern oder Motorrollern bis maximal 125 ccm Verwendung. Echt Motorradfans prüfen eine Maschine vor dem Kauf auf Herz und Nieren und legen dabei besonders großen Wert auf die verschiedenen Richtwerte im Bereich der Motorleistung.

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Die Leistung eines Motorrads ist für die meisten Fahrer das entscheidende Kaufkriterium.

Die Motorleistung im Detail

Wer genau wissen möchte, welche Leistung in einem Motorrad steckt, sollte sich ein wenig im Bereich der Motorkennzahlen auskennen. Diese Aspekte sind besonders entscheidend, wenn es um die Gesamtleistung einer Maschine geht:

1. Die Zylinderzahl

Der Zylinder ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Verbrennungsmotors. Er besteht aus einer zylinderförmigen Kammer, die einen beweglichen Kolben enthält. Die meisten Motorräder verfügen über Verbrennungsmotoren mit maximal vier Zylindern. Nur sehr große und komplexe Maschinen können mit mehr als vier Zylindern aufwarten.

2. Der Hubraum

Der Hubraum eines Motorrads ist eng mit dem Zylinder verknüpft, denn mit dem Hubraum ist das Volumen des Zylinders gemeint, das den Kolben umschließt. Für die Berechnung des Hubraumes werden der Arbeitsweg eines jeden Kolbenhubes und die wirksame Querschnittsfläche des Kolbens herangezogen.

3. Die maximale Leistung

Die maximale Leistung ist für Motorradfahrer ein sehr wichtiger Aspekt, denn sie gibt an, wie leistungsstark ein Motor tatsächlich ist. Die maximale Leistung bestimmt, wie schnell und in welchem Umfang der Kraftstoff in einem Verbrennungsmotor in Fahrleistung umgesetzt werden kann. Hierbei spielt allerdings auch das Gewicht der Maschine eine wichtige Rolle. Je schwerer ein Fahrzeug ist, desto mehr Arbeitsleistung ist erforderlich, um es anzutreiben. Das Verhältnis der maximalen Leistung zum Gewicht der Maschine gibt demnach an, wie schnell und wie stark ein Motorrad bei der Fahrt beschleunigen kann.

Die maximale Leistung eines Motorrads wird seit einiger Zeit nach den Richtlinien des Gesetzgebers in Kilowatt (kW) angegeben. Im Volksmund ist allerdings häufig noch immer die veraltete Angabe der Pferdestärken (PS) geläufig. Wer allein mit der Angabe von kW nicht viel anfangen kann, kann sich mit einer einfachen Umrechnung helfen und die kW-Angaben seiner Maschine wieder in PS übertragen:

Umrechnung kW in PS:
Hierzu wird zum kW-Wert ungefähr ein Drittel addiert. 1 kW entspricht 1,36 PS

Umrechnung PS in kW:
Hierzu wird vom PS-Wert etwa ein Viertel abgezogen. 1 PS entspricht 0,74 kW

Wer es ganz genau wissen möchte, kann im Internet auf einen kostenlosen Leistungsrechner zurückgreifen, der nach der Eingabe des vorliegenden Wertes die Leistung in kW oder in PS um-rechnet. So bietet Autoscout24.de beispielsweise einen entsprechenden Kalkulator an, der sich ebenso auf die Leistungsfähigkeit von Motorrädern anwenden lässt.

4. Die spezifische Leistung

Die spezifische Leistung eines Motorrads unterscheidet sich noch einmal von der maximalen Leistung. In der Regel überzeugen Motorräder mit der spezifischen Leistung deutlich mehr als ein PKW, da die spezifische Leistung des Motorrads die des PWK häufig deutlich übersteigt. Mit der spezifischen Leistung ist die Leistung je Hubraum gemeint und bezieht sich damit auf die jeweilige Umsetzung im Zylinder. Im Gegensatz zur maximalen Leistung wird die spezifische Leistung nach wie vor in PS pro Liter angegeben.

5. Das Drehzahlband

Die Leistung eines Verbrennungsmotors hängt stark vom Drehzahlband ab. Auf dem Drehzahlband ist die Motordrehzahl vermerkt, innerhalb derer der Motor läuft. Wird die Drehzahl unterschritten, geht der Motor aus, was beispielsweise auch passiert, wenn die Maschine abgewürgt wird. Wird die auf dem Drehzahlband vermerkte Höchstleistung des Motors überschritten, wird er überdreht und kann dadurch Schaden nehmen, vor allem durch eine mechanische Überbeanspruchung oder Überhitzung. Bei einem überdrehten Motor kann es beispielsweise passieren, dass Ventil und Kolben im Zylinder aufeinanderstoßen und dabei beschädigt werden.

Bei Überschreitung der Höchstdrehzahl droht ein erhebliches Sicherheitsrisiko.

Bei Überschreitung der Höchstdrehzahl droht ein erhebliches Sicherheitsrisiko.

Unter der Nenndrehzahl des Motors versteht man die Drehzahl, bei der der Motor die maximale Leistung erreicht. Die Nenndrehzahl wird vom Hersteller in der Regel gemeinsam mit der Höchstleistung des Motors in den Fahrzeugpapieren vermerkt. Die Höchstdrehzahl wiederum beschreibt den Richtwert, bei dem der Motor bedenkenlos auch über längere Strecken laufen kann, ohne Schäden davonzutragen. Bei den meisten Maschinen ist heute ein Drehzahlbegrenzer integriert, der verhindert, dass während der Fahrt die Höchstdrehzahl überschritten wird, was zur sofortigen Überhitzung und schwerwiegenden Schäden mit hoher Unfallgefahr führen könnte. Nenndrehzahl und Höchstdrehzahl sind in der Regel nicht identisch. Meist liegt die Höchstdrehzahl deutlich über der vom Händler angegebenen Nenndrehzahl. Neuere Motoren verfügen über ein breites Drehzahlband und können damit auch eine große Bandbreite an Motordrehzahlen ausfahren.

Das Gewicht

Neben den reinen Leistungsaspekten des Motors hat auch das Gewicht eines Motorrads großen Einfluss auf seine Leistungsfähigkeit. Je schwerer eine Maschine ist, je mehr Masse sie also mitbringt, desto mehr Leistung des Motors ist erforderlich, um die gewünschte Beschleunigung zu erzielen. Bei einem Motorrad wird üblicherweise zwischen dem Trockengewicht, dem Leergewicht und dem zulässigen Gesamtgewicht unterschieden.

Das Trockengewicht eines Motorrads erfasst nur seine reine Masse, ohne jegliche Betriebsstoffe wie Treibstoff, Öl, Kühlerflüssigkeit, Bremsflüssigkeit und Batterieflüssigkeit. Beim Leergewicht eines Motorrads werden diese Betriebsstoffe wiederum mit aufgeführt und in die Gewichtsberechnung miteinbezogen. Dabei wird ein zu 90 Prozent gefüllter Tank zugrunde gelegt. Wer sich also ein realistisches Bild von der Leistungsfähigkeit eines Motorrads machen möchte, sollte explizit auf das Trockengewicht achten. In Broschüren und auf Internet-Portalen wird häufig das Trockengewicht angegeben, da es in der Regel deutlich unter dem Leergewicht liegt und deshalb eine höhere Leistungsfähigkeit der Maschine vermuten lässt. Ein geringes Gewicht steht bei einem Motorrad für eine hohe Beschleunigung, geringen Verschleiß und ein besonders gutes Handling bei der Fahrt. Auch der Benzinverbrauch ist bei einer leichteren Maschine meist merklich geringer als bei einer höheren Gesamtmasse. Wurde ein Motorrad allerdings vom Hersteller an den Händler ausgeliefert, ist das Trockengewicht irrelevant, da die Maschine vor dem Verkauf mit allen notwendigen Betriebsstoffen befüllt wird.

Das zulässige Gesamtgewicht eines Motorrads muss in den Fahrzeugpapieren vermerkt werden und ist ein bindender Richtwert. Zum Gesamtgewicht gehören die reine Masse der Maschine, sämtliche Betriebsstoffe inklusive einem zu 90 Prozent gefüllten Tank, sowie weitere Ladung und zusätzliche Bauteile. Ist das Motorrad vollständig betankt, beladen und fahrbereit, darf es das zu-lässige Gesamtgewicht, das in den Fahrzeugpapieren vermerkt wurde, nicht überschreiten. Eine Maschine die das zulässige Gesamtgewicht überschreitet, stellt unter Umständen für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ein erhöhtes Sicherheitsrisiko dar, da das Fahrverhalten im Hinblick auf Bremsen, Stoßdämpfer, Federn und Rahmen sowie auf das allgemeine Handling und die Schräglagenfreiheit auf das zulässige Gesamtgewicht abgestimmt ist. Mögliche Material- und Fahrunsicherheiten fallen dabei besonders bei höheren Geschwindigkeiten ins Gewicht und können zu einer erhöhten Unfallgefahr führen.

Für die Leistungsfähigkeit eines Motorrads sind zahlreiche Faktoren bestimmend. Wer es beim Kauf einer neuen Maschine ganz genau wissen möchte, sollte sich vor allem im Hinblick auf die Motorkennzahlen im Vorfeld schlau machen. Hier zeichnen sich die gravierendsten Unterschiede in der Leistung und dem Fahrverhalten eines Fahrzeugs ab. Mit ausreichendem Hintergrundwissen lässt sich die Zusammensetzung jedes Motors leicht entschlüsseln und in greifbare Werte für die Leistungsfähigkeit und das Fahrgefühl übersetzen.

Bildquelle:
Bild 1: © Cello Armstrong – Fotolia.com
Bild 2: © mumindurmaz35 – Fotolia.com

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Eine Antwort auf Das Herzstück des Motorrads: Die Motorleistung richtig beurteilen

  1. Rolf

    Ich persönlich finde, dass das Leergewicht relevant ist für die Leistungsfähigkeit eines Motorrads – und nicht wie im Artikel geschrieben das Trockengewicht. Denn ohne Betriebsstoffe kann man das Motorrad leider nicht fahren.

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