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„Hast Du Lust auf Federvieh?“ lautete kürzlich die Frage eines guten Bekannten an mich. Nach kurzer Ratlosigkeit, klärte er mich auf: Er hatte sich eine schöne Route durch das südliche Umland von Berlin überlegt, die er gerne zusammen mit einigen anderen Motorradfahrern ausprobieren wollte.

Und da am folgenden Samstag auch das Wetter gut mitspielte mein Kalender mal keinen Termin aufzeigte sprach nichts dagegen: Dem drohenden Herbst begegnet man am besten, indem man die wenigen verbleibenden schönen Tage ausgiebig nutzt.

Und so begann unsere Tour wie fast alle Motorrad-Touren in Berlin beim AVUS-Treff an der Spinnerbrücke in Zehlendorf. Dieser Treff zieht schon seit Jahrzehnten die Biker Berlins an und bietet sich mit seinem netten Ambiente, seiner großen Auswahl an Speisen und Getränken sowie der Möglichkeit, sich an den zahlreichen dort abgestellten Motorrädern zu erfreuen, bestens als Treffpunkt an.

Auch wenn der gut vorbereitete Biker eigentlich mit einer vollgetankten Maschine zum Treffpunkt erscheint, gibt es fast immer den einen oder anderen, der noch mal eben schnell tanken muss. Gut, dass dadurch auf unserer Strecke ein schon legendär zu nennender Ort förmlich darum bettelte, unser erster Zwischenstopp zu ein:

An der Kreuzung Potsdamer Chaussee Ecke Lindenthaler Allee befindet sich der Originaldrehort des Rühmann-Klassikers „Die drei von der Tankstelle“! Klar, dass wir hier vorbeikommen mussten, auch wenn sich unsere Gruppe momentan bereits aus fünft Motorrädern zusammensetzt.

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Nach einem kurzen Tankstopp ging es dann weiter durch Lichterfelde hinaus aus Berlin in Richtung Heinersdorf, vorbei am Bauernmarkt, auf dem so früh morgens noch nicht so viel los war. Sicherlich wird sich das im Laufe des Tages geändert haben. Über Großbeeren, wo in der Ortsmitte ein begehbarer Turm mit einer tollen Rundumsicht an einen legendären Sieg preußischer Truppen über Napoleon erinnert führte uns die Route vorbei am Schloß Diedersdorf durch Blankenfelde hindurch nach Dahlewitz, wo wir uns am Bikertreff Farmhouse noch mit weiteren Tourteilnehmern treffen wollten.

Von hier aus ging es dann mit insgesamt sieben völlig unterschiedlichen Maschinen – vom Chopper über Allrounder und Straßenenduros bis hin zu meinem eigenen Tourer war so ziemlich jede Bauart vertreten – weiter auf unserer Federviehtour.

Bei Temperaturen um die 15 Grad und wechselndem Sonnenschein mit Wolken hat Petrus für uns bestes Bikerwetter organisiert. Nachdem wir Zossen hinter uns gelassen haben, erreichten wir schon bald den malerisch gelegenen Mellensee. Ein kurzer Blick über seine spiegelglatte Wasseroberfläche weckte wieder die Erinnerungen an den vergangenen Sommer, der uns mit zahlreichen extrem heißen Tagen so manchen Badetag bescherte.

Über kurvige Strecken durch waldreiche Gegenden ging es weiter südwärts, bis wir in der Nähe von Baruth die Jambo-Straußenfarm in Merzdorf erreichten: Hier hat ein Aussteiger aus Berlin vor einigen Jahren eine neue Bleibe und ein interessantes Betätigungsfeld gefunden: Die Straußenzucht. Sehr schnell war für uns 9 Personen eine persönliche Führung durch den Inhaber organisiert, der uns mit viel Enthusiasmus mit bis dahin unbekannten Informationen versorgte.

Wer weiß schon, dass Strauße viel weniger Probleme mit kalten Temperaturen (im Winter bleiben sie oftmals draußen und lassen sich sogar einschneien) als mit heißen Temperaturen haben? Bei einer Inhaltsmenge eines Straußeneis, das dem von 25 Hühnereiern entspricht, reicht ein einziges aus, um eine größere Personenanzahl mit einem Frühstücksrührei zu versorgen.

Wir lernten, dass die Federn wegen ihres antistatischen Verhaltens gerne als Staubbesen genutzt werden, aus der Haut der Schienbeine gerne Gürtel hergestellt werden, das Fleisch als „rotes“ Geflügelfleisch gesünder und bekömmlicher ist als alle anderen Geflügelsorten, sowie viele andere Dinge. Die kurzweilige Führung, die uns auch zu den hier ebenfalls lebenden schottischen Hochlandrindern und den Hausschweinen führt, war überaus kurzweilig und interessant. Aber sie machte auch hungrig: Gut, dass auch für das leibliche Wohl gesorgt wurde. Und so probierten wir Straußensteaks auf Toast oder Straußen-Hamburger und waren alle so angetan, dass ein weiterer Besuch im nächsten Frühjahr, wenn es wieder Eier gibt, zum Rühreispektakel fest verabredet wurde.

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Von hier aus ging es über die Landstraßen in Richtung Fläming, dem bewaldeten Höhenzug im Südwesten Berlins. Hier wartete die Burg Rabenstein bei Raben mit ihrem Falkner Dirk Grabow und seiner Flugshow auf uns. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit kamen wir an und parkten unsere Maschinen innerhalb des äußeren Burgrings.

Nach bestandener Prüfung der Burgschänke hinsichtlich der Kuchenqualität war es dann soweit:

Fast täglich um 14:30 Uhr findet auf dem neben der Burg befindlichen Gelände eine Flugvorführung statt, die sicherlich nicht alltäglich ist. Wir bekamen einen schwarzen Milan, einen Steppenadler, einen Würgfalken, einen Uhu sowie einen roten Milan zu sehen.

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Dirk Grabow machte uns mit seiner offenen und mitreißenden Art mit den Gemeinsamkeiten aber auch den Unterschieden seiner Tiere vertraut und begeisterte uns mit seinem Enthusiasmus und seiner Begeisterung, mit der er seine Berufung ausübt. Höhepunkt war sicherlich ein aus etwa 100 Metern Höhe gestarteter Sturzflug des Würgfalken, mit dem dieser sich zielsicher und binnen weniger Sekunden auf seine Beute stürzte: So wurde uns allen klar, warum diese Tiere als Jäger so gefürchtet sind.

Im Anschluss an diese Erlebnisse ging es dann wieder über Kloster Lehnin, über die kurvigen und bewaldeten Strecken nach Ferch und von dort über Caputh und Potsdam zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Spinnerbrücke, wo wir noch einen kleinen Imbiss zu uns nahmen, eh jeder von uns noch vor der heraufziehenden Dunkelheit und zufrieden über den schönen, unterhaltsamen und gleichzeitig angenehm lehrreichen Tag wieder heimwärts fuhren.

Kann man den Spaß beim Motorradfahren besser mit interessanten Zwischenzielen spicken, als es heute gelungen ist? Ich jedenfalls bin ganz früh, dass ich an diesem wunderbaren Tag dabei sein durfte.

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