(Motorsport-Total.com) – Alex Marquez‘ Weg durch die Weltmeisterschaft war eine Achterbahnfahrt. Ein explosiver Start krönte ihn schon in seiner zweiten vollen Saison (2014) zum Moto3-Weltmeister. Danach folgte die Ernüchterung in seinen ersten Moto2-Jahren, ehe er 2019 mit dem Titel in der mittleren Klasse weiter aufstieg.
Alex Marquez hatte in seiner Karriere schon einige Aufs und Abs
Auch sein MotoGP-Weg verlief auf und ab: Debüt bei Honda 2020, der Wechsel zu Gresini-Ducati 2023, und nur zwei Jahre später ist er nun auf Kurs, die Saison als Vizeweltmeister abzuschließen – direkt hinter seinem Bruder Marc.
Und obwohl Alex seinen Anteil geleistet hat, besteht kein Zweifel, dass die Person, die für diese Wandlung am meisten verantwortlich ist, Nadia Padovani heißt.
Als niemand sonst bereit war, das Risiko einzugehen, tat es die Gresini-Chefin und rettete seine Karriere. Ohne das Eingreifen der Witwe von Fausto Gresini wäre es sehr wahrscheinlich, dass die #73 heute gar nicht mehr im MotoGP-Feld stünde.
Marquez‘ erste Saison in der Königsklasse war geprägt von Corona und der Abwesenheit von Bruder Marc in der gemeinsamen Repsol-Honda-Box, nachdem sich dieser schwer verletzt hatte. Die Last war schwer zu tragen für den zweifachen Weltmeister, der 2021 ins Satellitenteam LCR-Honda wechselte.
Doch dort konnte er nicht an das vielversprechende Debüt mit zwei Podestplätzen anknüpfen, und Mitte 2022 stand er vor dem Undenkbaren: kein MotoGP-Platz für 2023.
Gresini ist zu einer Familie geworden
Als die Sommerpause begann und der Fahrermarkt überkochte, sah Marquez, wie ein Rivale nach dem anderen seine Zukunft absicherte. Die eigene Ungewissheit hinterließ Spuren. „Wir waren am Sachsenring, und ich hatte kein Team für 2023. Alle Fenster schlossen sich, und ich hatte keinen Platz in der MotoGP. Es war nicht nur Sorge, ich hatte Angstzustände“, erinnert sich der aktuelle WM-Zweite.
„Ich hatte schon mit Marc und meinen Eltern gesprochen. Wenn nichts kommt, gehe ich nach Hause, zumindest für ein Jahr. Sicher, es gab andere Meisterschaften, aber ich wollte hier sein“, in der MotoGP, erklärt der Spanier rückblickend.
Dann änderte Padovanis persönlicher Einsatz alles. „Dank ihr stehe ich jetzt da, wo ich bin. Wenn man zu Gresini kommt, versteht man, warum dieses Team so gut funktioniert. Nadia ist die Chefin, und sie ist in jede Entscheidung eingebunden. Es ist nicht nur mein Team, es ist meine Familie“, schwärmt Marquez.
Aus Respekt schwört er, keine Angebote von anderen anzuhören, bevor Gresini für 2027 seine Karten offenlegt. „Ich weiß, dass ich, wenn ich weiter liefere, nächstes Jahr viele Optionen haben werde. Aber ich werde niemals mit anderen Teams sprechen, solange ich hier bin, wegen des Respekts, den sie mir gezeigt haben.“
Alex Marquez: Mein Bruder, der Tsunami
Wenn es etwas gibt, das Marc Marquez an seinem jüngeren Bruder am meisten hervorhebt, dann ist es dessen mentale Stärke – entscheidend für jemanden, der seine gesamte Karriere im Schatten eines der größten Fahrer aller Zeiten verbracht hat.
Die Brüder haben sich bereits zweimal eine Box geteilt. Zuerst 2020 bei HRC, auch wenn Marcs Armverletzung in Jerez die Saison früh beendete. Und erneut vergangenes Jahr bei Gresini, als Padovani erneut eine Rettung vollbrachte, diesmal, indem sie Marc nach dessen Trennung von Honda ins Team holte.
Dank dieser Erfahrungen weiß Alex besser als jeder andere, welchen Effekt Marc hat, wenn er in eine Box kommt – etwas, das Francesco Bagnaia nun hautnah im Ducati-Werksteam erlebt. „Du bist in einer Box, in der du jahrelang die Nummer eins warst, und plötzlich taucht dieser Tsunami namens Marc auf mit allem, was er mitbringt, und dem Druck, den er erzeugt“, weiß der Jüngere der Marquez-Brüder.
„Er hat diese Aura, er ist ein geborener Anführer. Du denkst, du stehst schon unter maximalem Druck, und dann kommt Marc und hebt das nochmal auf ein anderes Level. Darauf musst du wirklich vorbereitet sein. Ich glaube allerdings nicht, dass das Peccos Problem ist. Ich sehe ihn als mental sehr stark.“
Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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