(Motorsport-Total.com) – Aprilia-Werksfahrer Marco Bezzecchi unterbot am Trainingstag für den Grand Prix von Australien den Rundenrekord von Jorge Martin (damals Pramac-Ducati) von 1:27.246 Minuten aus dem Jahr 2023 deutlich. Bezzecchi fuhr mit 1:26.492 Minuten die schnellste je gefahrene Runde auf Phillip Island.

Marco Bezzecchi war im Freitagstraining klar der schnellste Fahrer

Sein Markenkollege Raul Fernandez folgte mit drei Zehntelsekunden Rückstand als Zweiter. Erster Aprilia-Verfolger war Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati), dem bereits 0,420 Sekunden fehlten. Aprilias bestes Phillip-Island-Resultat ist ein sechster Platz von Andrea Iannone im Jahr 2019.

„Ja, unglaublich“, schwärmt Aprilia-Rennmanager Paolo Bonora gegenüber MotoGP.com. „Er hat eine unfassbare Runde wiederholt und den Rekord zweimal gebrochen, was zeigt, dass er großes Vertrauen ins Motorrad hat.“

„Um ehrlich zu sein, unser Motorrad war auch im vergangenen Jahr hier gut. Wir haben zwar nicht viele Ergebnisse erzielt, aber auf dieser Strecke leiden wir etwas weniger als auf anderen, weil die Kurven hier sehr flüssig sind. Und ehrlich gesagt, Marco ist hier etwas Besonderes.“

Am Donnerstag entschieden die Rennkommissare das Strafmaß für Bezzecchis Unfall mit Ducati-Weltmeister Marc Marquez vor zwei Wochen in Indonesien. In seinem nächsten Grand Prix muss Bezzecchi zwei Long-Lap-Strafen absolvieren.

Bleibt der Sieg für den Italiener trotzdem in Reichweite? „Sehr schwierig, um ganz ehrlich und realistisch zu sein“, grübelt Bonora. „Wir haben heute Vormittag und auch am Nachmittag viele Long-Laps ausprobiert.“

„Wir scheinen dabei mindestens fünf Sekunden zu verlieren. Also müsste er, wie ich vorhin sagte, über die gesamte Renndistanz Rundenrekorde fahren. Es ist sehr schwierig, aber wir geben unser Bestes.“ Die Long-Lap-Schleife befindet sich auf der Außenseite der Miller-Haarnadel.

Bezzecchi war am Trainingstag der Schnellste, obwohl er mit den körperlichen Nachwirkungen der Unfälle in Motegi und Mandalika zu kämpfen hat. Schmerzen begleiten ihn weiterhin, und seine Kraft könnte über die Renndistanz zum Problem werden.

„Ja, auf jeden Fall ist die Renndistanz das Anstrengendste. Auch weil das Rennen am letzten Tag stattfindet“, sagt Bezzecchi selbst. Die meisten Schmerzen spürt er im Zentrum des Rückens. „Wir müssen gut arbeiten, um den Körper in einem stabilen Zustand zu halten.“

„Sich zu verbessern, ist beim Fahren normalerweise schwierig, weil man den Körper sehr belastet. Aber den Zustand zu halten, wäre schon fantastisch. Wenn man auf dem Motorrad sitzt, mit Adrenalin und allem, spürt man natürlich etwas weniger.“

„Ich fühlte mich gut auf dem Motorrad und das half mir, eine gute Rundenzeit zu fahren. Das Gefühl mit dem Motorrad war perfekt. Aber auch ohne die Schmerzen, denke ich, wäre die Rundenzeit ähnlich gewesen.“

Ist Di Giannantonio der Favorit für das Rennen?
Auf den ersten Blick brachte sich Bezzecchi am Freitag in die Favoritenstellung. Aber seine Verfolger wollen nicht von einem klaren Vorteil sprechen, speziell was die Performance und die Konstanz über die Renndistanz betrifft.

„Ehrlich gesagt“, meint Alex Marquez, der den Freitag mit seiner Gresini-Ducati als Fünfter beendete, „was das Renntempo betrifft, war ‚Diggia‘ meiner Meinung nach etwas schneller als Bezzecchi und alle anderen.“

„Im Qualifying sind Bezzecchi und auch Raul extrem schnell – die Aprilia ist besonders in der ersten und zweiten Kurve sehr stark. Sowohl Indonesien als auch hier gehört zu den Strecken, auf denen Bezzecchi auch mit der Ducati schon sehr schnell war.“

Im Jahr 2023 eroberte Di Giannantonio auf Phillip Island seinen ersten MotoGP-Podestplatz. Es ist eine Strecke, die dem Italiener besonders liegt. Stimmt er der Einschätzung von Alex Marquez zu, dass er zu den Favoriten zählt?

„Nun, ich habe die Datenanalyse von Ducati noch nicht gesehen. Heute Vormittag war er besser als alle anderen. Also weiß ich es nicht“, meint Di Giannantonio. „Sicher habe ich mich seit dem Morgen verbessert, aber ob ich der Beste bin, weiß ich nicht.“

„Ich versuche einfach, der beste ‚Diggia‘ zu sein, sagen wir es so. Ich war heute auf jeden Fall schnell.“ Und warum ist er auf dieser Strecke so schnell? „Das ist eine gute Frage – die sollten wir vielleicht Gigi stellen“, lacht der Italiener.

„Nein, im Ernst, wir arbeiten daran, das bestmögliche Paket zu bringen. Und diesmal funktioniert das Motorrad mit den Teilen, die wir hierher gebracht haben, wirklich sehr gut. Mein Gefühl für das Vorderrad ist ausgezeichnet. Ich spüre genau, wo das Limit liegt.“

„Die Aprilia ist momentan wirklich stark unterwegs. ‚Bezz‘ ist extrem schnell. Im Renntempo sind wir, glaube ich, ziemlich ähnlich. Aber im Qualifying hat er den Unterschied gemacht. Wir müssen das ein bisschen analysieren und daran arbeiten, um aufzuholen.“

Hinter Aprilia und Ducati lauern auch KTM und Yamaha
KTM-Fahrer Pedro Acosta zeigte ebenfalls eine gute Rennpace, aber zum Schluss des Trainings unterlief ihm in seiner letzten Runde ein Fehler, weshalb er seine Zeit nicht mehr verbesserte. Deshalb war Ersatzfahrer Pol Espargaro um eine Zehntelsekunde schneller und bester KTM-Fahrer.

Acosta schaffte es als Zehnter gerade noch direkt ins Q2. „Ja, wir haben große Schwierigkeiten über eine einzelne Runde“, merkt der Spanier an. „Aber in den Longruns sieht es ganz gut aus. Selbst nach dem Sturz konnte ich konstant Zeiten im hohen 1:27er-Bereich fahren.“

„Um vorne mitzukämpfen, müssen wir das Qualifying verbessern, denn wenn ich als Zehnter starte, wird es höllisch schwer. Aber wir sind nicht so schlecht, wie es vielleicht aussah.“ Acosta jagt weiterhin seinen ersten Sieg in der Königsklasse.

Auch Yamaha mischte am Freitag im Spitzenfeld mit. Fabio Quartararo beendete den Freitag als Vierter. „Das ist eine Strecke, auf der ich eigentlich nie wirklich schnell war. Aber in diesem Jahr scheint es, als würde ich mich etwas besser fühlen“, sagt der Ex-Weltmeister.

„Ich denke, das Motorrad funktioniert gut in schnellen und flüssigen Kurven, in denen man nicht stark abbremsen muss und den gesamten Grip des Motorrads nutzen kann – genau dort arbeitet die M1 am besten.“

„Aber wir haben auch gesehen, wie schnell die Aprilias sind. Und auch ‚Diggia‘ war im Renntempo wirklich stark. Aber ja, wir müssen weiterarbeiten und versuchen, bei der Rennpace noch etwas Zeit zu finden.“ Quartararo erwägt, im Grand Prix den weichen Hinterreifen zu nehmen.

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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