(Motorsport-Total.com) – Pedro Acosta verpasste in Portimao seinen ersten Sprintsieg und den ersten für KTM seit Jerez 2023 um lediglich eine Zehntelsekunde. In einem spannenden spanischen Duell setzte sich schließlich Vizeweltmeister Alex Marquez (Gresini-Ducati) durch und feierte seinen zweiten Sprintsieg in der MotoGP-Saison 2025. Beide schildern ihre individuellen Stärken und Schwächen auf dieser Strecke.
„Das Problem ist“, sagt Acosta, „dass unser Schwachpunkt die Traktion ist, und das ist sein starker Punkt. Denn tatsächlich habe ich in den Sektoren 1, 2 und 3 kaum etwas verloren. In Sektor 1 konnte ich sogar aufholen. Ich war sehr stark in Sektor 3 und Kurve 5.“
„Der Plan war in erster Linie, vorne zu sein. Denn wenn du vorne bist, kontrollierst du das Tempo des Rennens und bestimmst, was du tun willst. Ich habe es so lange versucht, wie ich konnte. Wir versuchen einfach, das Maximum aus dem Paket herauszuholen.“
Auch Alex Marquez erkannte, dass Acosta in Führung liegend versuchte, das Tempo an der Spitze zu kontrollieren und sich nach hinten abzusichern: „Als Marco vorne war, war das Tempo recht hoch. Aber nachdem Pedro ihn überholt hatte, war das Tempo deutlich niedriger.“
„Dadurch wurde es für die Fahrer dahinter einfacher. In dem Moment habe ich mir gesagt: ‚Okay, ich warte ein bisschen.‘ Ich wusste genau, wo mein Punkt zum Angriff ist – das war die letzte Kurve. Von dort bis zur ersten Kurve ist das mein bester Abschnitt auf dieser Strecke.“
„Also war ich in diesem Moment ziemlich entspannt“, schildert Alex Marquez das Duell aus seiner Sicht. „Ich hatte etwas Mühe, das Motorrad an vielen Stellen zu stoppen, und deshalb konnte ich mich nicht so verteidigen, wie ich es gerne wollte.“
Acosta war bei den harten Bremspunkten besser und spielte dort den Vorteil der KTM aus. Alex Marquez kam am besten aus der schnellen Zielkurve heraus und nahm den höchsten Speed auf die 970 Meter lange Zielgerade mit.
„Sicherlich bin ich mehr Risiko eingegangen als er“, sagt Acosta, „weil ich viel über die Vorderradbremse fahren musste, in Kurve 3, Kurve 5, Kurve 1. Und er hat in der letzten Kurve einfach viel vom Hinterreifen genutzt und war dadurch schnell genug, um mich zu überholen.“
„Schon zu Beginn des Rennens haben wir weniger Grip als die anderen“, vergleicht der KTM-Fahrer mit Ducati und Aprilia. „Wir versuchen einfach, mit den Mitteln zu kämpfen, die wir haben: mit den Bremspunkten, damit wir die anderen irgendwie blockieren können.“
„Ich habe es versucht, so lange ich konnte, aber ja, das Rennen war einfach zu lang. Dann war ich schon zu weit weg, um einen Angriff zu versuchen. Es stimmt auch, dass Marco hinten Druck gemacht hat, und ich habe in der letzten Runde noch einmal versucht, ihn zu attackieren.“
Warum es in der letzten Runde wieder spannend wurde
Denn in der letzten Runde wurde es plötzlich wieder spannend. Alex Marquez begann die letzte Runde mit vier Zehntelsekunden Vorsprung, doch schlagartig waren Acosta und Bezzecchi wieder an der hellblauen Ducati dran.
„Das war mein Fehler, komplett mein Fehler“, ärgert sich der Vizeweltmeister. „Ich habe in Kurve 3 und 4 einen Fehler gemacht, und mein Motorrad hat stark gewackelt, stark gepumpt, und dadurch konnte er mich wieder einholen.“
„In dem Moment hörte ich sein Motorrad direkt hinter mir und dachte: ‚Okay, ich muss jetzt bis zum Ende pushen.‘ Es war also ganz klar mein Fehler.“ Alex Marquez war bis auf den Sturz im Qualifying der schnellste Fahrer am bisherigen Portimao-Wochenende.
Hat er sein Motorrad speziell auf die letzten beiden Kurven abgestimmt und nimmt dafür auf dem Rest der Strecke einen Kompromiss in Kauf? „Das kann sein. Aber seit meinem ersten Jahr hier – 2020 mit der Honda – war ich in dieser Kurve immer super schnell.“
„Ich erinnere mich, 2021 mit dem LCR-Team habe ich dort gegen Miller gekämpft und konnte eine Ducati überholen, obwohl sie auf den Geraden rund 10 km/h schneller war. Diese Kurve passt einfach perfekt zu meinem Fahrstil.“
„Beim Herausbeschleunigen und beim Drive fühle ich mich dort sehr wohl. Nicht immer, aber im Allgemeinen kann ich in diesem Abschnitt einen kleinen Unterschied machen“, sagt Alex Marquez, der auch für den Grand Prix als Favorit gilt.
Was passiert im Grand Prix?
Denn Reifenmanagement wird am Sonntag über die volle Distanz von 25 Runden eine Rolle spielen. Am Sonntag werden wahrscheinlich alle Fahrer vom weichen auf den Medium-Hinterreifen wechseln. Das könnte das Kräfteverhältnis an der Spitze verändern.
Acosta glaubt, dass der Reifenverschleiß für alle ein Fragezeichen sein wird. Alex Marquez sagt: „Am Freitag haben wir wirklich gut mit dem Medium-Hinterreifen gearbeitet, wir konnten ein sehr gutes Tempo fahren.“
„Was wir jetzt tun müssen, ist, den Hinterreifen gut einzuteilen, geduldig zu bleiben und wirklich konstant zu fahren, ohne Fehler zu machen. Wir werden unser Bestes geben, und ich denke, wir haben eine großartige Chance.“
Von der Poleposition rechnet sich auch Bezzecchi Chancen aus. Im Sprint konnte er das Tempo der beiden Spanier halten, aber keine Akzente setzen. „Als mich Pedro und vor allem Alex überholt haben, habe ich gesehen, dass Alex der stärkste war, aber auch Pedro war wirklich schnell.“
„In einem Moment, als ich mit Pedro zusammen war, wollte ich versuchen, ihn zurückzuholen, aber dann bekam ich in der ersten Bremszone eine Vibration und Alex ist vorbeigegangen. Ab diesem Moment war es für mich etwas schwieriger. Trotzdem bin ich superglücklich über das Ergebnis.“
„Der letzte Sektor, insbesondere die letzten beiden Kurven, sind extrem anspruchsvoll, und Alex war dort schon seit gestern super, super stark“, bestätigt auch Bezzecchi die Eindrücke, die sich vor allem im Rennen als Vorteil für den Gresini-Fahrer herausstellen.
„Sagen wir, für eine Runde oder vielleicht zwei mit einem neuen Reifen können viele von uns im letzten Sektor eine starke Zeit fahren, aber Alex ist derjenige, der es schafft, über viele Runden konstant zu bleiben“, so Bezzecchi.
„Also ja, wir werden alles analysieren und sehen, was wir tun können, um dort einen Schritt zu machen. Aber ansonsten muss ich sagen, dass ich mich nicht beschweren kann. Die Aprilia hat wirklich gut funktioniert.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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