(Motorsport-Total.com) – Nach zuletzt starken Wochenenden von Marco Bezzecchi und Raul Fernandez, der in Australien seinen Premierensieg feierte, stellt sich die Frage: Ist Aprilia aktuell das Maß der Dinge in der MotoGP? Während Ducati ohne Marc Marquez schwächelt, präsentiert sich die RS-GP wettbewerbsfähig wie nie.

Marco Bezzecchi punktete zuletzt so stark wie kein anderer Fahrer

Aprilia-CEO Massimo Rivola sieht die jüngste Form seines Teams als Ergebnis harter Arbeit in Noale. „Ich denke, das Motorrad ist konkurrenzfähig“, sagt er. „Auf schnellen Strecken kann man es mittlerweile als Referenz bezeichnen. Auf Stop-and-Go-Kursen sind wir noch nicht die Referenz, aber längst nicht mehr so weit weg wie früher.“

Rivola lobt ausdrücklich die Arbeit des technischen Teams um Fabiano Sterlacchini: „Das Motorrad ist insgesamt deutlich besser geworden, und das verdanken wir Fabiano und den Leuten in Noale. Ich bin sehr stolz auf das, was sie leisten.“

Ob Aprilia nun auf jeder Strecke konkurrenzfähig sei, will der Aprilia-CEO aber noch nicht bestätigen. „Ich bin sehr neugierig, wie wir uns in Sepang schlagen. Das ist eine sehr komplette Strecke, auf der wir bisher nie wirklich stark waren. Wenn wir dort performen, dann zeigt das, dass unser Wachstum echt ist.“

Er warnt zugleich vor zu viel Euphorie: „Ich kann nicht sagen, dass wir jetzt super schnell sind, nur weil wir zwei gute Wochenenden hatten. In Indonesien hat schließlich Fermin gewonnen, nicht wie hier Raul.“ Dennoch hebt er hervor, dass Bezzecchi zuletzt „mit Abstand der Schnellste auf der Strecke“ gewesen sei.

Savadori: „Wir entwickeln in die richtige Richtung“
Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori, der zuletzt regelmäßig als Ersatzpilot antrat, zeigt sich mit der Formkurve ebenfalls zufrieden. „Ich bin wirklich glücklich über das Ergebnis von Marco und Raul“, sagt er mit Blick auf das Australien-Wochenende.

„Meine eigenen Resultate sind zweitrangig, weil ich hier bin, um das Motorrad zu entwickeln – und das tun wir in die richtige Richtung“, hebt er seine eigene Rolle hervor.

Dabei betont er vor allem den Wert der Entwicklungsarbeit an Rennwochenenden: „Wenn du mit vier Motorrädern gleichzeitig auf der Strecke bist, hast du viel mehr Vergleichsdaten. Die Bedingungen sind identisch, und das hilft enorm.“

„Wir haben diese Situation genutzt und dadurch vielleicht größere Fortschritte gemacht als in privaten Tests“, erklärt Savadori. Besonders hebt er den Einsatz der Aprilia-Ingenieure hervor: „Alle in Noale arbeiten extrem hart, um bei jedem Rennen etwas Neues zu bringen und das Motorrad weiter zu verbessern.“

Bezzecchi: „Ich fühle mich super wohl mit der RS-GP“
Bezzecchi, der aktuell die Speerspitze bei Aprilia bildet, will dennoch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Auf die Frage, ob Aprilia bereits auf Ducati-Niveau sei, antwortet er: „Ich weiß es nicht. Ich fahre keine Ducati, also kann ich keinen Vergleich ziehen. Aber ich fühle mich im Moment super wohl mit meiner Maschine.“

Die Ingenieure würden „einen wunderbaren Job“ machen. „Natürlich gibt es Strecken, auf denen die Charakteristik des Bikes perfekt passt, und andere, auf denen das Feld enger beieinander liegt. Aber insgesamt machen wir große Fortschritte“, so Bezzecchi.

Als größten Fortschritt nennt der aktuelle WM-Dritte die Stabilität der RS-GP: „Das war zu Saisonbeginn mein größtes Problem. Jetzt kann ich wieder so stark auf der Bremse sein wie vor ein paar Jahren. Das gibt mir riesiges Vertrauen.

„Kommen immer näher“: Ducati spürt den Atem aus Noale
Auch bei der Konkurrenz nimmt man die Aprilia-Leistung aufmerksam zur Kenntnis. Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati), der in Australien auf Platz zwei erster Verfolger von Fernandez war, sieht in der Marke eine wachsende Bedrohung.

„Wir wussten, dass Ducati einen Vorsprung hatte, aber jetzt kommt Aprilia immer näher – oder ist vielleicht schon vorne. Auch Yamaha hat sich stark verbessert“, analysiert er. Ducati müsse weiter hart arbeiten, „um den kleinen Vorsprung zu halten“ und „an der 26er Ducati arbeiten, um den Abstand wieder zu vergrößern“.

Pol Espargaro, auf Phillip Island Ersatzfahrer bei Tech3-KTM, freut sich hingegen über das veränderte Kräfteverhältnis und führt es vor allem auf die Konzessionen zurück.

„Es ist schön zu sehen, dass Honda wieder schneller wird, Yamaha näher dran ist und einige Ducati-Fahrer kämpfen müssen. Diese Vielfalt ist fantastisch. Sie zeigt, dass sich die Arbeit aller Teams endlich wieder lohnt“, hält der KTM-Testpilot fest.

Ob Aprilia wirklich das beste Motorrad hat, wird sich erst auf Allround-Strecken wie Sepang oder Valencia zeigen. Doch eines steht fest: Ducati spürt erstmals seit Jahren ernsthaften Druck – und der kommt in dieser Saison eindeutig aus Noale.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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