Motorradmagazin » Racing » Aprilia verliert Barcelona-Stärke: Jorge Martin sucht nach Erklärung
(Motorsport-Total.com) – Der Circuit de Barcelona-Catalunya war in den vergangenen Jahren ein gutes Pflaster für die Aprilia RS-GP. 2022 verlor Aleix Espargaro einen sicheren zweiten Platz, weil er eine Runde zu früh dachte, das Rennen sei zu Ende – und zu früh jubelte. Nach diesem Fauxpas wurde er Fünfter.
Ein Jahr später machte er seinen Fehler wieder gut und gewann sowohl den Sprint als auch den Grand Prix. Maverick Vinales sorgte im Grand Prix für den ersten Aprilia-Doppelsieg in der MotoGP. 2024 eroberte Espargaro beim Frühlingsrennen die Pole und gewann den Sprint.
Diesmal war es für Aprilia viel schwieriger. Ai Ogura qualifizierte sich als Achter, Marco Bezzecchi als Zwölfter, Raul Fernandez als 15. und Jorge Martin als 18. Vor allem die neuen Fahrer konnten lediglich mutmaßen, warum die Aprilia auf dieser Strecke nicht mehr so konkurrenzfähig war.
„Es ist ehrlich gesagt schwierig zu erklären“, meint Martin. „Ich glaube, dass sich das Motorrad insgesamt auf allen Strecken stark verbessert hat. Es ist viel konstanter geworden. Man sieht es an Marco und mir: Wir waren in letzter Zeit sehr konkurrenzfähig.“
„Aber der Vorteil, den wir vielleicht in den vergangenen Jahren auf dieser Strecke hatten – den wir übrigens schon im Vorjahr vor allem sonntags nicht mehr so stark hatten – ist verloren gegangen, das ist klar. Ich denke, das Motorrad ist komplett anders als die Aprilia vom vergangenen Jahr.“
Im Sprint hatten beide Werksfahrer kein Glück. Martin wurde von Franco Morbidelli (VR46-Ducati) aus dem Rennen genommen und Marco Bezzecchi von Fermin Aldeguer (Gresini-Ducati). Für Bezzecchi dauerte der Grand Prix auch nicht sehr lange.
Zu Beginn der zweiten Runde geriet er in Kurve 1 im Duell um Platz neun mit Morbidelli aneinander. Bezzecchi stürzte, der Italiener fuhr weiter. Die Rennkommissare stuften den Vorfall als Rennzwischenfall ein.
Wie bewertet Bezzecchi die Situation? „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich möchte dazu nichts sagen.“ Und wie fühlt er sich? „Nun, natürlich ziemlich traurig. Es war ein sehr schwieriges Wochenende.“
„Am Freitag waren die Erwartungen etwas höher, und es war auch ein positiver Tag für mich. Aber dann war ich im Qualifying leider nicht gut genug, um eine gute Runde zu fahren. Dadurch, dass ich von hinten starten musste, konnten wir das Wochenende nicht noch einmal drehen.“
Beim Unfall mit Aldeguer im Sprint zog sich Bezzecchi Prellungen am linken Unterarm und an der linken Hüfte zu. Nach dem Grand Prix meinte er, dass es ihm körperlich „okay“ gehe, aber durch den frühen Sturz wurde sein Körper natürlich nicht übermäßig belastet.
Schmerzen hatte Bezzecchi vor allem in der linken Hüfte. Für den Grand Prix hatte er Schmerzmittel genommen. Was ohne den frühen Zwischenfall für ein Ergebnis möglich gewesen wäre, wollte er nicht einschätzen.
Rookie Ai Ogura bester Aprilia-Fahrer
Teamkollege Martin beendete den Grand Prix direkt vor Raul Fernandez an der zehnten Stelle. Bester Aprilia-Fahrer war Ogura als Sechster. Der Rookie befand sich in einer Kampfgruppe mit Fabio Quartararo (Yamaha), Luca Marini (Honda) und Francesco Bagnaia (Ducati).
Ogura war nach schwierigen Wochen natürlich sehr zufrieden: „In den ersten Runden habe ich den Vorderreifen viel stärker genutzt, um meine Position zu verteidigen. Danach habe ich nur noch versucht, den Hinterreifen zu schonen.“
„Aber es war wirklich schwierig zu entscheiden, wann ich am Ende des Rennens angreifen sollte. Ich dachte, ich hätte vielleicht etwas früher attackieren können, aber ich konnte nicht wirklich einschätzen, was mit dem Hinterreifen passieren würde.“
„Es war nicht einfach, aber ich war am Ende stark, und das war superwichtig. Wir brauchten wirklich ein gutes Rennen wie dieses.“ Der sechste Platz war Oguras bestes Ergebnis seit dem Saisonauftakt in Thailand.
Martin will sich in Misano auf das Qualifying konzentrieren
Und auch Martin ist mit den Fortschritten seiner Adaptierung an die RS-GP zufrieden. „Nach zwölf, dreizehn Runden fing ich an, mich immer wohler auf dem Motorrad zu fühlen. Über die 24 Runden hinweg konnte ich verschiedene Stile ausprobieren und testen, wie ich mit dem Motorrad arbeite.“
„Denn es schien so, als würde ich die meiste Zeit in den sehr schnellen Kurven verlieren. Aber während des Rennens war das mein stärkster Punkt“, schildert Martin. „Ich konnte viel Kurvenspeed mitnehmen und in Kurve 3 und Kurve 13 viel Zeit gutmachen.“
„Das liegt auch daran, dass ich mich körperlich stark fühle und unterschiedliche Stile ausprobieren konnte. Mit jeder Runde fühlte ich mich wohler und wurde schneller. Es ist einfach ein Anpassungsprozess. Ich denke, der Misano-Test wird für mich extrem wichtig sein.“
Denn der amtierende Weltmeister ortet vor allem das Qualifying als Schwachpunkt – genau wie es bei Bezzecchi im ersten Saisondrittel der Fall war. „Ja, ich glaube, ich fahre derzeit ein wenig über dem Limit“, schätzt Martin.
„Vielleicht müssen wir jetzt ein spezielles Setting nur fürs Qualifying machen und ein anderes für das Rennen. Die Rennabstimmung ist gut, aber mit diesem Set-up kann ich beim Bremsen nicht zu sehr pushen, weil dann alles schwierig wird.“
„Vielleicht muss ich etwas ändern – das Motorrad in der Kurve mehr drehen lassen oder mehr Stabilität beim Bremsen schaffen – nur für eine schnelle Runde. Und dann das jetzige Setting für das Rennen beibehalten.“
Spannend bleibt das Duell um Platz zwei in der Herstellerwertung, denn KTM ist Aprilia bis auf zwei Punkte nahegekommen.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Ruben Carballo Rosa
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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