(Motorsport-Total.com) – Francesco Bagnaia stand an den ersten zwölf von 22 Rennwochenenden in der MotoGP-Saison 2025 klar im Schatten seines neuen Ducati-Teamkollegen Marc Marquez. Der Spanier dominiert praktisch alle Statistiken. In der WM hat Bagnaia 168 WM-Punkte weniger auf dem Konto – das entspricht mehr als vier Rennwochenenden.
In der Sommerpause machte der Italiener mit seiner Frau Domizia und seinem Hund Ferien auf Sardinien, bevor er mit Trackdays im Balaton Park und in Misano ins Training zurückkehrte. In der Urlaubszeit hat der zweimalige MotoGP-Weltmeister auch sein Zwischenfazit gezogen.
„Beim Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Fahrstil grundsätzlich nicht zu diesem Motorrad passt“, sagt der 28-Jährige unmissverständlich. „Ich habe mir viele Rennen aus der Vergangenheit angesehen, von 2021 bis letztes Jahr.“
„Ich bin stets auf dieselbe Art gefahren – immer sehr effektiv, sehr stark, sehr schnell. Dieses Jahr, wenn ich die Rennen und mich selbst darin sehe, erkenne ich einen anderen ‚Pecco‘. Man sieht, dass ich überhaupt kein Vertrauen habe.“
„Ich habe einige Rennen aus dieser Saison noch einmal angeschaut, und es wirkt, als wären wir derzeit zwei völlig unterschiedliche Fahrer. Als mir das klar wurde, habe ich verstanden, dass mein Fahrstil nicht zu diesem Motorrad passt. Das ist eine wichtige Erkenntnis.“
„Also muss ich daran arbeiten und versuchen, wieder gut zu fahren. Wir müssen also einen anderen Weg finden, um mir zumindest ein bisschen mehr Gefühl zu geben. Denn letztlich sind die Schwierigkeiten seit Saisonbeginn dieselben, obwohl wir viele Dinge geändert haben.“
Marc Marquez hat sich besser an die Ducati angepasst
„Wir müssen andere Lösungen finden und daran arbeiten, um wieder gut fahren zu können.“ Wie diese Lösungen im Detail aussehen sollen, weiß Bagnaia allerdings nicht: „Ich arbeite daran, habe aber keine Ideen mehr, denn alle, die wir hatten, haben wir ausprobiert.“
„Man muss den Ansatz ändern und andere Lösungen finden.“ Trotzdem ist für ihn auch klar, dass es an ihm selbst liegt und nicht unbedingt auf technischer Seite. Denn Bagnaia sagt auch offen: „Letztlich hat sich Marquez perfekt an dieses Motorrad angepasst.“
„Er ist die 2024er-Version nie gefahren, ist aufgestiegen und hat sich sofort wohler gefühlt. Es passt einfach sehr gut zu seinem Fahrstil, über die Probleme hinwegzufahren – das hat er immer gezeigt. Meiner Meinung nach hat er einen Stil, der gut zu diesem Motorrad passt.“
„Aber die Sache ist, dass sich die DNA des diesjährigen Motorrads verändert hat. Es ist völlig anders als 2019, als ich die Ducati zum ersten Mal fuhr. Zum ersten Mal muss ich meine Art zu bremsen komplett ändern. Das ist ziemlich ungewöhnlich, aber ich versuche es.“
„Es ist gut, sich selbst im Team zu analysieren und zu versuchen, andere Herangehensweisen zu verfolgen. Aber es wird nicht einfach, denn ich muss meinen Fahrstil stark verändern“, so Bagnaia weiter. „Ich habe in der ersten Saisonhälfte versucht, das zu tun.“
„Wir haben uns in Bezug auf die Rennpace etwas verbessert, nicht in Bezug auf die Ergebnisse, aber das sind Schritt-für-Schritt-Dinge, die ich verbessern muss. Wir werden mit dem Team daran arbeiten, uns anzupassen.“
Drei Siege in Spielberg – Ort für Trendwende?
Auf die Frage, welche Ziele sich Bagnaia für die restliche Saison setzt, antwortet er: „In meinem Kopf geht es darum, den Speed zurückzufinden. Das ist das erste Ziel, und dann kommen die Ergebnisse von selbst.“
„Aber zunächst muss ich mich auf meinem Motorrad wohlfühlen und nicht gegen das Motorrad kämpfen. Das ist die Hauptsache.“ Nach der Sommerpause startet die MotoGP an diesem Wochenende in Spielberg wieder durch.
In Österreich hat Bagnaia in den vergangenen drei Jahren gewonnen und in den beiden Vorjahren auch die Sprints. Andererseits hat Marc Marquez auf dem Red-Bull-Ring noch nie gewonnen – auch nicht zu seinen dominantesten Honda-Zeiten.
Kann Bagnaia also mit Blick auf seine Spielberg-Siege die Trendwende einleiten? „Für mich haben sich die Anhaltspunkte geändert“, winkt er ab, „denn auch Assen, Mugello und Jerez waren so, aber dieses Jahr hat sich alles geändert.“
„Sagen wir, diese Strecke passt immer noch etwas besser zu meinem Stil beim Bremsen, aber wir werden sehen – es hat sich alles verändert.“ Spielberg und Lusail sind für Ducati mit jeweils neun Siegen die erfolgreichsten Strecken im Kalender.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter




Neueste Kommentare