(Motorsport-Total.com) – Francesco Bagnaia ist mit großen Erwartungen nach Barcelona gekommen. Einerseits hat er im Vorjahr auf dieser Strecke beide Grands Prix gewonnen und andererseits gelang ihm am Rennsonntag in Ungarn mit einer radikalen Änderung beim Set-up seiner Ducati GP25 ein Fortschritt. Zumindest war das sein Eindruck.
„Wenn du an einem Motorrad eine solche Änderung vornimmst, spürst du sie sehr deutlich. Es sind weniger als zwei Zentimeter, aber ich denke, es war der richtige Weg, etwas zu verändern, weil es der Tiefpunkt der Saison war“, so Bagnaia im Vorfeld des Barcelona-Wochenendes.
„Also war es richtig, etwas ganz anderes auszuprobieren. Und endlich bin ich wieder mein Motorrad gefahren, also war ich glücklich. Der größte Unterschied war beim Einlenken. Ich hatte die Möglichkeit, das Motorrad mit Schräglage abzubremsen.“
„Und das war etwas, das ich die ganze Saison über vermisst habe, wenn ich anderen gefolgt bin.“ Denn im Balaton Park fühlte sich Bagnaia im Rennen in der Gruppe wohl und konnte auch Manöver machen, was bis dahin praktisch kaum möglich war.
Deshalb war die Euphorie für Barcelona groß, aber sie verflog schon nach dem ersten Freitagstraining – Platz 23 mit 1,556 Sekunden Rückstand. Als Teammanager Davide Tardozzi in der Mittagspause von Sky Italien nach dem Problem gefragt wurde, fand er deutliche Worte.
„So sehr wir ihm helfen können, muss auch er uns helfen, ihm zu helfen“, so Tardozzi bei Sky und erklärt gegenüber MotoGP.com, was er damit genau meint: „Es gibt Momente, in denen die Fahrer über die Probleme hinwegfahren müssen – und das ist jetzt so ein Moment.“
„Ich denke, dass ‚Pecco‘ dazu in der Lage ist. Er hat das in den vergangenen Jahren mehrfach gezeigt. Deshalb denke ich, dass er in diesem Moment uns helfen muss, ihm zu helfen. Wenn er nicht performt, dann gibt es definitiv etwas auf der technischen Seite, das nicht funktioniert.“
„Das ist offensichtlich, weil wir ihm als Topfahrer vertrauen – und das bedeutet, dass es etwas gibt, das wir bisher nicht gefunden haben, um ihn auf die richtige Weise performen zu lassen“, meint Ex-Rennfahrer Tardozzi. „Aber wir werden sehen.“
Bagnaias Hoffnungen erfüllen sich nicht
Im Nachmittagstraining verbesserte Bagnaia seine Rundenzeit zwar deutlich, aber der Rückstand blieb groß. 1,029 Sekunden fehlten ihm auf die Spitze. Es wurde Platz 21. War es der schlechteste Tag des Jahres? „Vielleicht ja – schlimmer als Balaton“, räumt er selbst ein.
Was war los? „Aus irgendeinem Grund waren meine Erwartungen falsch. Schon vom Beginn des Tages an merkte ich, dass am Morgen einfach irgendetwas nicht gestimmt hat – es hat nicht funktioniert. Und dann am Nachmittag war es nicht schlechter, aber ähnlich.“
„Ich kämpfe damit zu verstehen, wie es so schwierig sein kann. Wie kann es sein, dass ich so hart pushe, so viel riskiere, und ich liege auf Platz 21 – zwischen zwei Testfahrern? Mit allem Respekt vor ihnen, aber ich darf nicht dort stehen.“
„Es ist auch für mich schwer zu verstehen, und es ist schwierig, dem Team etwas zu erklären, weil ich wirklich hart pushe. Ich gehe mit dem Vorderrad sehr viel Risiko ein, aber ich bin nicht schnell. Ich bin sehr langsam, also ist es schwer zu verstehen.“
Sind es die gleichen Probleme wie immer? „Ja, genau dieselben – es geht um das Bremsen in Schräglage“, gibt Bagnaia zu Protokoll. „Beim Bremsen in Schräglage und beim ersten Teil der Traktion verliere ich unglaublich viel Zeit – eine geradezu lächerliche Menge an Zeit.“
Die Ratlosigkeit hält weiterhin an
Von Ducati hieß es, dass eines seiner Motorräder mit dem Set-up von Ungarn eingestellt ist und das andere mit dem Set-up von seinem Sieg im Vorjahr. „Das eine ist das aus Ungarn, das andere das vom vergangenen Jahr hier – und die sind ähnlich“, meint der Italiener.
„Es war gut, das auszuprobieren, aber ehrlich gesagt habe ich meine Probleme hier nicht gelöst. Ich weiß nicht, ob es im Moment besser ist, nicht mehr große Dinge zu testen, sondern einfach zu versuchen, mich anzupassen und zu sehen, ob ich irgendetwas besser machen kann.“
„Ich denke, nach einer Saison, in der wir viele, viele Dinge ausprobiert haben – und das Ergebnis ist immer dasselbe -, ist es meiner Meinung nach keine Kleinigkeit mehr. Ich habe alles ausprobiert: anders fahren, mich an das anpassen, was das Team mich gebeten hat zu tun.“
„Aber das Ergebnis ist in dieser Saison immer dasselbe. Ich versuche immer noch, mich anzupassen und zu verstehen, was ich besser machen könnte. Aber ich kann nicht so fahren wie andere – ich habe meinen eigenen Fahrstil, der immer funktioniert hat, abgesehen von dieser Saison.“
„Selbst wenn ich versuche, anders zu fahren, verliere ich immer nur Zeit. Wir müssen also andere Lösungen finden, die wir im Moment nicht haben. Es ist auch für mich und für das Team schwer, die Situation zu verstehen.“
Und wie sind die Aussichten für den Samstag mit Qualifying und Sprint? „Heute war ich nicht einmal in der Nähe eines Q2-Platzes. Also brauchen wir einen großen Schritt, was das Fahren angeht. Und wenn ich im Sprintrennen in die Top 7 kommen kann, wäre das ein fantastisches Ergebnis.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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