(Motorsport-Total.com) – Beinahe hätte Fermin Aldeguer in Indonesien über seinen ersten MotoGP-Sprintsieg jubeln können. Der Rookie vom Gresini-Ducati-Team qualifizierte sich als Zweiter erstmals für Startreihe eins. Das nutzte Aldeguer mit einem optimalen Start und führte den Sprint von Beginn an an.
Erst in der letzten Runde hatte Marco Bezzecchis Aufholjagd Erfolg. Vor Kurve 10 bremste sich der Aprilia-Fahrer daneben, überholte Aldeguer und sicherte sich auf den letzten Metern noch den Sieg im kurzen Samstagsrennen.
Hätte Aldeguer im Nachhinein etwas anders machen können? „Vielleicht, ja. Ich habe versucht, die Kurven 8 und 9 schnell zu fahren, aber ich habe in Kurve 10 spät gebremst. Er hat einen Blockpass gesetzt. Vielleicht hätte er es nicht geschafft, wenn ich die Linie etwas mehr geschlossen hätte.“
Die Enttäuschung über den knapp entgangenen ersten Sieg währte nur kurz. Denn nach Platz drei in Le Mans war dieser zweite Platz das beste Sprintergebnis in Aldeguers noch junger Karriere in der Königsklasse.
„Am Ende müssen wir zufrieden sein. Natürlich war ich, als ich über die Ziellinie gefahren bin, ein bisschen enttäuscht und traurig. Aber als ich dann das ganze Team und all meine Leute nach dem Rennen glücklich gesehen habe, dann müssen wir ehrlich gesagt zufrieden sein.“
„Wir wussten, dass ‚Bezz‘ eine stärkere Pace hatte“, sagt Aldeguer. „Aber wir haben seinen Fehler am Start und in der ersten Runde genutzt, um die Lücke so groß wie möglich zu machen.“ Dennoch gibt er zu, dass er insgeheim schon auf den Sieg spekuliert hatte.
„Als ich sah, dass ich zwei Sekunden Vorsprung auf den Fahrer hinter mir hatte und noch fünf Runden zu fahren waren, dachte ich: ‚Vielleicht kann ich heute das Rennen gewinnen.‘ Ich habe angefangen, viel zu denken – wirklich sehr viel -, aber ohne den Fokus zu verlieren.“
„Ich bin flüssig gefahren, im 29er bis 30.0er Schnitt. Aber Bezzecchi kam unglaublich schnell. Wir wussten es, wir wussten es.“ Denn der Aprilia-Werksfahrer war an diesem Wochenende bisher der stärkste und klar schnellste Fahrer auf der Mandalika-Strecke.
Bezzecchi dachte bei Aufholjagd zunächst nicht an den Sieg
Lediglich beim Start von der Poleposition war die Beschleunigung nicht optimal, wodurch Bezzecchi nach den ersten Kurven nur Achter war. „Beim Start müssen wir erst verstehen, was passiert ist – ob es mein Fehler war oder nicht“, sagt der Italiener.
„Auf den ersten paar Metern bin ich wirklich sehr langsam weggekommen, danach war das Motorrad in Ordnung. Aber ich weiß nicht, warum ich auf den ersten 10 bis 20 Metern so viel Boden verloren habe. Aber ich wusste, dass ich die Pace habe.“
„Ich habe etwas Zeit hinter Marini verloren, aber dann habe ich begonnen, mich Schritt für Schritt nach vorne zu arbeiten. Ich sagte mir: ‚Okay, versuchen wir, das Podium zu holen.‘ Als ich dann sah, dass ich Dritter war und Raul näherkam, dachte ich: ‚Okay, versuchen wir, Zweiter zu werden.'“
„Als ich Raul überholt hatte, war Fermin extrem weit weg, also habe ich nichts erwartet. Ich wollte nur pushen, um den zweiten Platz abzusichern. Während ich pushte, merkte ich, dass ich auch auf Fermin aufhole. Also sagte ich mir: ‚Okay, versuchen wir es.'“
„Am Ende habe ich alles gegeben, in Kurve 10 eine kleine Lücke gefunden – und das war cool.“ Bezzecchi war als klarer Favorit in den Sprint gestartet. Doch sein verpatzter Start machte das Rennen spannender als erwartet.
Wie erlebte der Aprilia-Fahrer das Duell mit Aldeguer in der letzten Runde? „Ja, es war hart. Fermin war richtig stark. Ich habe gesehen, dass ich in Sektor 2 extrem schnell war. Ich sagte mir: ‚Okay, versuchen wir, dort dranzubleiben und vielleicht in Kurve 10 zu überholen.'“
„Das ist einer der wenigen Hotspots, die wir hier haben – es gibt auf dieser Strecke nicht viele davon. Als ich bei Kurve 7 ankam, fuhr er Kurve 8 richtig gut und ich war ein Stück weg. Da dachte ich: ‚Nein, er ist weg.‘ Aber dann in Kurve 9 habe ich seinen Windschatten genutzt.“
„Ich war ziemlich nah dran. Ich habe es trotzdem versucht. Es war aggressiv, aber ausreichend. In Kurve 11 und 12 hat er dann das Vorderrad innen reingestellt, sehr knapp – ich habe dabei das Vorderrad verloren.“
„Ich habe eigentlich erwartet, dass er mich wieder überholt, aber ich habe nichts gehört. Also dachte ich: ‚Okay, vielleicht ist er nicht da.‘ Dann bin ich einfach meine Linie gefahren – und es hat funktioniert.“
Bezzecchi gilt auch für den Grand Prix als Favorit. Gewinnt er und holt Francesco Bagnaia wie im Sprint keine WM-Punkte, dann würde Bezzecchi WM-Platz drei übernehmen. Denn er ist nur noch 20 Zähler hinter dem Ducati-Fahrer.
Der beste Ducati-Fahrer am bisherigen Wochenende war Aldeguer. Warum eigentlich? „Mein Set-up ist dasselbe wie im letzten Rennen in Motegi. Ich mag diese Strecke. Ich mag diesen Streckentyp“, sagt Aldeguer. „Ich mag auch die Hitze.“
„Es ist außerdem einfacher, wenn man aus der zweiten Position startet, weil man niemanden überholen muss. Man kann seinen eigenen Fahrstil fahren und in den Rhythmus kommen. Das haben wir gemacht. Ich bin glücklich, die Referenz unter den Ducati-Fahrern zu sein.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Rachit Thukral
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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