Im Regen fuhr Jorge Martin die fünftschnellste Rundenzeit

(Motorsport-Total.com) – Jorge Martin hat sich am verregneten Trainingstag in Brünn in der MotoGP zurückgemeldet.

Im Vormittagstraining spulte der Aprilia-Fahrer 14 Runden ab und beendete die Session an der 17. Stelle. Einige bessere Rundenzeiten wurden ihm allerdings wegen Tracklimits gestrichen.

Als es am Nachmittag deutlich nasser war, fuhr Martin 20 Runden. Als Fünfter schaffte der amtierende Weltmeister nach dreimonatiger Pause auf Anhieb die direkte Q2-Qualifikation. Große Fehler oder gar Stürze unterliefen ihm am Freitag nicht.

„Es war mit diesen Streckenbedingungen ein wirklich anstrengender Tag. Ich musste durchgehend sehr konzentriert sein, denn am Morgen war die trockene Linie in manchen Kurven sehr schmal, sodass es schwierig war, konstant zu bleiben.“

„Am Nachmittag war ich extrem fokussiert, sehr konstant, und tatsächlich war ich nach dem fünften Platz sehr emotional – nicht wegen des Ergebnisses selbst, sondern weil ich zurück bin, weil ich heute eine tolle Leistung gezeigt habe und einfach glücklich war.“

„Ich denke, die Überraschung war am Nachmittag größer, weil es mein erstes Mal mit diesem Motorrad im Nassen war – und auch das erste Mal generell im Nassen seit der vergangenen Saison“, verweist Martin auf seine geringe Fahrpraxis.

Aber das grundsätzliche Gefühl war gut: „Nach so vielen Tagen ohne Fahren hatte ich sofort ein gutes Feedback von den Reifen. Ich konnte sofort spüren, wann das Vorderrad wegrutscht, wann ich meinen Körper bewegen musste.“

„Leider kann ich beim Hineinbremsen in die Kurven noch nicht wirklich optimistisch sein, weil ich nicht genau weiß, was passieren wird. Ich muss erst beginnen, solche Dinge zu spüren. Ich würde nicht sagen, dass ich erleichtert bin. Aber ich bin glücklich, weil das Gefühl großartig war.“

„Als ich auf dem Motorrad war, habe ich versucht, es zu genießen. Ich hatte nicht den Druck, schnell sein zu müssen, sondern wollte einfach das Motorrad spüren. Und das war wirklich schön. Dieses Gefühl will ich künftig wiederfinden – Spaß am Fahren zu haben.“

Warum der Regen sogar eine Hilfe war
Wechselhaftes Wetter, starker Regen, eine abtrocknende Strecke – die Bedingungen für ein Comeback waren alles andere als einfach. Aber Aprilia-Rennmanager Paolo Bonora meint trotzdem, dass die Verhältnisse es sogar einfacher für Martin machten.

„Wenn ein Fahrer nach so vielen verpassten Rennen in eine so hochklassige Meisterschaft zurückkehrt, dann kann eine nasse Session sogar ein Vorteil sein“, findet Bonora im Gespräch mit MotoGP.com.

Dafür hat der Italiener auch eine Erklärung: „Du musst nicht mit dem Motorrad kämpfen, alles läuft geschmeidiger ab. Und vor allem: Deine Gegner fahren nicht mit 100 Prozent. Das macht es deutlich einfacher.“

„Natürlich hat es auch Nachteile – man kann nicht ans Limit gehen und die eigene körperliche Verfassung realistisch einschätzen. Aber das war so in unserem Plan vorgesehen: Nicht pushen, ruhig bleiben und mindestens drei Rennen abwarten, bevor man das wahre Potenzial sieht.“

Differenzen mit Aprilia endgültig ausgeräumt
Auch Martin selbst will den fünften Platz nicht überbewerten. „Ich weiß es nicht, wir werden morgen sehen“, hält er den Ball flach. Wichtig war, dass er sich nach der langen Pause im Vorfeld mit dem privaten Testtag in Misano vorbereiten konnte.

Das nahm am ersten Trainingstag viel Arbeit, aber auch Druck: „Ich muss mich bei Aprilia bedanken, weil sie sich sehr dafür eingesetzt haben, dass dieser Test stattfindet – das war extrem wichtig. Ich erinnere mich noch an den Test, ganz ohne Kameras, ohne Zuschauer.“

„Ich konnte damals ganz ruhig fahren, sanft, um mich an das Motorrad zu gewöhnen und die richtige Sitzposition zu finden. Und jetzt, wo wir diese Position gefunden haben, fühlt es sich schon an wie mein Motorrad. Das ist fantastisch.“

„Natürlich haben wir noch viel Arbeit vor uns. Ich möchte nicht zu optimistisch sein. Wir müssen weiterhin an der Sitzposition arbeiten, aber das Gefühl ist gut, die Basisabstimmung ist gut. Ich kann sagen: Wir sind in einer guten Ausgangslage.“

Die Differenzen mit Aprilia sind ausgeräumt. Am Donnerstag nahm Martin in einer Pressekonferenz offen Stellung dazu. In der Box hat nun wieder die normale Arbeit begonnen. Zwischen Fahrer und Team soll es kein böses Blut geben.

„Um das zu unterstreichen“, schildert Bonora, „hat er gestern Abend ein kurzes Meeting mit seiner Seite der Box angesetzt. Er wollte absolute Klarheit schaffen, seine Ziele offen ansprechen und sie mit dem gesamten Team teilen.“

„Er ist mit voller Motivation zurück in die Meisterschaft gekommen. Er erwartet von jedem Teammitglied exakt die gleiche Motivation, weil er ihnen allen vertraut. Er will diese Energie im Team spüren. Das war etwas sehr Positives. Die Mechaniker, die Techniker – alle waren zufrieden.“

Text von Gerald Dirnbeck

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