(Motorsport-Total.com) – Für Jorge Martin begann das MotoGP-Wochenende in Ungarn alles andere als optimal. Mit Startplatz 16 im Qualifying stand der Aprilia-Pilot vor einer schwierigen Aufgabe. Doch der Spanier bewies im Sprint wie auch im Hauptrennen Moral und Entwicklung – und wurde schließlich dafür belohnt.
Schon nach dem Sprint am Samstag, in dem Martin trotz schlechter Ausgangsposition in die Punkte fahren konnte, zeigte er sich selbstkritisch, aber zugleich optimistisch. „Ja, ich hätte meine Zeit im Qualifying etwas verbessern können“, erklärt er.
Das Problem sei weniger sein Fahrstil gewesen, sondern vielmehr ein Reifen, der nicht optimal funktionierte: „Es war schade, weil mir ein besserer Startplatz sicher geholfen hätte. Aber wie gesagt, es ist Teil meines Prozesses.“
Martin zieht den Vergleich zu Teamkollege Marco Bezzecchi, der sich anfangs im Quali ebenfalls schwertat: „Auch er hat zu Beginn der Saison gekämpft, das Motorrad richtig zu verstehen. Mit dieser Maschine funktioniert es nicht, wenn man mit Gewalt pusht. Man muss geschmeidig fahren, selbst beim Zeitfahren.“
Dennoch betont der Spanier, dass er in Sachen Rennpace Fortschritte sehe. „Ich bin noch nicht bereit fürs Podium, aber ich habe das Tempo, um regelmäßig in den Top 5 zu landen. Wir kommen näher, das ist das Entscheidende“, so seine Analyse.
Schon nach einer Runde auf P7
Und diese bestätigte sich am Sonntag. Von Startplatz 16 zeigte Martin eine beeindruckende Aufholjagd. Schon nach einer Runde lag er auf Rang sieben. „Ich hatte meine Strategie für die ersten beiden Kurven klar im Kopf“, sagt er.
„Ich wollte eigentlich innen bleiben, war dann aber doch außen, weil die anderen Fahrer kamen. Also habe ich auf dem Randstein gebremst, konnte aber trotzdem in der ersten Kurve zwei oder drei überholen, dann vielleicht noch zwei weitere in Kurve 2 und 3, dann noch zwei in Kurve 5 und einen in Kurve 9. Ich war also ständig am Überholen, das war der erste Teil des Rennens, die ersten drei Runden.“
Danach habe er ein „richtig starkes Tempo“ fahren können, erzählt Martin weiter. Auch wenn er beim harten Anbremsen noch nicht immer die volle Kontrolle über die Aprilia hatte und wertvolle Zeit verlor, fühlte er sich von Runde zu Runde wohler.
„Es ist ein Lernprozess. Aber heute habe ich 100 Prozent gegeben, und das Ergebnis war ein vierter Platz. Das ist gut, vor allem für das Team, um die Motivation hochzuhalten.“
Dass er trotz seines noch jungen Aprilia-Kapitels so schnell konkurrenzfähig ist, überrascht Martin selbst. „Natürlich wäre ich gern schon in Brünn oder Österreich ganz vorne dabei gewesen, aber das braucht Zeit. Wichtig ist, dass ich jetzt ein solides Basis-Set-up aufbauen kann. Ich will nicht jedes Mal von vorn anfangen.“
Jorge Martin: „Ich bin zurück!“
Die Erwartungen für die nächsten Rennen schraubt er trotzdem nicht zu hoch: „Ich möchte einfach weiter lernen. Heute hatte ich keine Erwartungen und bin Vierter geworden, knapp hinter dem Podium. Vielleicht stehe ich nächstes Mal auf dem Podium oder kämpfe sogar um den Sieg. Aber ich will nichts überstürzen.“
Gleichzeitig ist sich Martin sicher, dass er früher oder später genau dort ankommen wird. Nach seiner Verletzungspause und dem zwischenzeitlichen Zerwürfnis mit Aprilia hat er wieder genug Selbstvertrauen getankt, um zu sagen: „Ich bin zurück.“
„Natürlich brauche ich noch Zeit mit dem Motorrad. Aber ich bin derselbe Martinator wie letztes Jahr. Das Motorrad ist viel besser geworden. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir alles zusammenbringen und um Siege kämpfen können.“
Dabei gibt Martin zu, dass die Mission mit Aprilia für ihn mittlerweile fast noch motivierender sei als die Titeljagd mit Pramac-Ducati im Vorjahr: „Es ist anders. Letztes Jahr hatte ich den Hunger, den Titel zu gewinnen, und das war großartig. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, motiviert mich die Herausforderung, Aprilia zum Sieg zu führen, viel mehr und macht mir mehr Freude als nur Rennen zu gewinnen.“
„Der Tag, an dem ich mit Aprilia gewinne, wird fantastisch. Dieses Projekt macht mich unglaublich stolz und gibt mir mehr Motivation als alles andere“, so der Spanier.
Lob von den MotoGP-Kollegen
Das ist auch der Konkurrenz nicht entgangen, die sich von Martins starker Leistung beeindruckt, aber nicht überrascht zeigt. So betont Rennsieger Marc Marquez betont, dass Martin zweifellos die Klasse und das Talent eines Weltmeisters habe.
„Als er in Brünn zurückkam, war er sofort schnell. Er braucht Zeit, aber er wird es schaffen. Aprilia macht einen großartigen Job, und Jorge hat das Talent. Früher oder später wird er Siege einfahren. Ich denke eher früher als später“, mutmaßt Marquez.
Pedro Acosta hebt vor allem Martins Einsatz nach seiner Verletzung hervor: „Er war derjenige, der am härtesten gearbeitet hat, um so schnell wie möglich zurückzukommen. Und Aprilia hat wohl den größten Schritt im Vergleich zum Vorjahr gemacht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er regelmäßig auf dem Podium steht.“
Und natürlich freut auch sich Bezzecchi über den Fortschritt seines Aprilia-Teamkollegen: „Ich bin sehr, sehr glücklich für Jorge, den Martinator. Wir alle wussten, dass er schnell sein kann. Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht und es ist unglaublich, wie hart er für alles arbeitet. Er hat sich diesen Erfolg verdient.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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