(Motorsport-Total.com) – Jorge Martin kehrte nach etwa eineinhalb Monaten Pause und vier verpassten Rennwochenenden in die MotoGP zurück. 48 Tage lang saß der entthronte Weltmeister auf keinem Motorrad, auch nicht auf einem kleineren Trainingsmotorrad. Deshalb ging Martin den Trainingstag in Valencia behutsam an.

Jorge Martin versucht einen Sturz tunlichst zu vermeiden

Im Vormittagstraining fuhr er 18 Runden und markierte eine persönliche Bestzeit von 1:31.923 Minuten. Das bedeutete eineinhalb Sekunden Rückstand und den letzten Platz. Am Nachmittag waren es 23 Runden. Mit 1:30.304 Minuten lag Martin rund 1,2 Sekunden zurück. Er wurde 22.

„Viel besser, als ich gedacht habe“, freut sich der Spanier. „Einerseits ist das natürlich sehr gut, weil es bedeutet, dass ich mich erholt habe – nicht zu 100 Prozent, selbstverständlich, aber sehr gut in so kurzer Zeit. Andererseits macht es Lust auf mehr, oder?“

„Und das ist ein Problem, denn gestern habe ich mich mit den Ärzten getroffen, und sie haben mir gesagt, dass mein Körper biologisch gesehen dieses Jahr zerstört ist und ich … Nun, ich muss extrem vorsichtig sein, keinen Sturz zu haben.“

„Das ist sehr, sehr wichtig, weil es sonst ein großes Risiko für die Zukunft werden kann. Also habe ich mich darauf konzentriert, Runden zu drehen, meinen Rhythmus zu finden. Ich denke, dass am Ende des Tages Rundenzeiten in den 1:30ern ein durchaus anständiges Niveau sind.“

„Nicht zu pushen war der schwierigste Teil, denn tatsächlich habe ich mich heute auf dem Motorrad richtig gut gefühlt. Es ist eine andere Herangehensweise an das Wochenende. Zu versuchen, es wie einen Test zu behandeln, ist nicht einfach, weil du mit anderen Fahrern auf der Strecke bist.“

„Aber es ist wirklich wichtig zu verstehen, dass mein körperlicher Zustand schlecht ist und es extrem wichtig ist, nicht zu stürzen. Das ist der entscheidende Punkt dieses Wochenendes. Ich bereite mich auf den Test vor, das wird für uns der wichtigste Tag.“

Im Grand Prix am Sonntag wird es auch wichtig, die beiden Long-Lap-Strafen zu absolvieren, die er für den Unfall mit seinem Aprilia-Teamkollegen Marco Bezzecchi in Motegi erhalten hat. Denn sonst würde er die Strafe zum Saisonauftakt nächstes Jahr in Thailand mitnehmen.

Martin: „Weitere Verletzung würde mein Körper nicht verkraften“
Aber wie schlecht ist Martins aktuelle körperliche Verfassung wirklich? „Ich weiß es nicht, vielleicht bin ich bei 60 Prozent meines vollen Potenzials, oder bei 70 Prozent. Die Sache ist: Wenn ich stürze, wäre das ein wirklich großes Problem für die Zukunft.“

„Wenn ich mich noch einmal verletze, wird mein Körper das nicht verkraften. Das sagen mir meine Ärzte. Also muss ich wirklich vorsichtig und sehr sanft fahren. Und genau das habe ich getan. Sobald ich gemerkt habe, dass ich etwas mehr pushe, als ich sollte, bin ich an die Box gefahren.“

„Gestern habe ich mir noch angeschaut, wo die 107-Prozent-Zeit liegt, um zu verstehen, ob ich mich für das Rennen qualifizieren kann. Und heute bin ich vielleicht fünf Zehntel im Renntempo vom Schnellsten entfernt. Also gar nicht so weit weg.“

„Ich bin am Ende nicht einmal eine Zeitattacke gefahren, sondern habe einfach versucht, Runden zu drehen. Das ist das Wichtigste.“ Genau geschaut hat Martin allerdings nicht, denn seit einigen Jahren beträgt die Hürde zur Qualifikation nur noch 105 Prozent der Bestzeit einer Session.

Mit Blick auf den Testtag am Dienstag wird sich Martin die Kraft und Ausdauer am Samstag und Sonntag einteilen müssen. „Ja, ja, es wird sicherlich sehr schwierig sein, sowohl den Sprint als auch das Rennen zu beenden.“

„Das Wichtige ist, Runden zu drehen, und heute habe ich 43 geschafft. Also deutlich besser, als ich erwartet hatte. Und jetzt eben weiterfahren. Wenn ich den Sprint oder das Rennen nicht beende, ist das kein Problem. Im Gegenteil: Was ich nicht will, ist, mich in Schwierigkeiten bringen.“

„Am Ende ist es fast besser, wenn ich ohne jemanden hinter mir rausfahren kann, damit auch das Risiko geringer ist, dass ein anderer Fahrer stürzt und mich erwischt. Ruhig bleiben, mein Ziel erreichen und mich auf Dienstag vorbereiten.“

Schon in Katar meinte Martin, dass es egal wäre, sollte er Sprint und Rennen nicht beenden. Dann stürzte er im Rennen und zog sich erneut schwere Verletzungen zu. Aber nun hält er fest: „Nach Katar habe ich sicher meine Lektion gelernt, und wenn ich anhalten muss, werde ich anhalten.“

Die Aprilia RS-GP fühlt sich für ihn gut an
Am Donnerstag war der Elektroscooter im Paddock das erste „Motorrad“, das Martin seit dem Unfall in Motegi bewegt hat. Nun stieg er direkt auf einen MotoGP-Prototypen. Wie fühlte sich die Aprilia nach der nächsten längeren Zwangspause an?

„Ehrlich gesagt bin ich zufrieden“, sagt Martin, „weil sie sich nach den ersten Eindrücken sofort wie meine Maschine angefühlt hat. Ich spüre wieder mein Motorrad. Natürlich müssen wir weiter an Ergonomie und Set-up arbeiten.“

„Aber das Wichtige ist, dass Bezzecchis Motorrad und meines beim Set-up praktisch identisch sind. Das ist sehr, sehr wichtig. Ich muss Runden drehen, um zu verstehen, wie ich das Motorrad zum Funktionieren bringe.“

„Ehrlich gesagt ist der Fortschritt, den ich beim Motorrad gesehen habe, beeindruckend – nicht seit dem allerersten Mal, als ich aufgestiegen bin, denn damals war es praktisch ein komplett anderes Motorrad. Alles ist anders im Vergleich zu meinem ersten Einsatz.“

„Aber ich kann sagen, dass der Unterschied von Katar – das war meine erste richtige Runde, mein erstes echtes Gefühl – bis heute enorm ist. Und ich bin sehr glücklich mit diesem Motorrad, das auch viel besser zu meinem Fahrstil passt.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova

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