(Motorsport-Total.com) – Mit dem neuen Rundenrekord von 1:19.071 Minuten beendete Fabio Di Giannantonio das Freitagstraining für den Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring als Schnellster.
In seinem Qualifying-Versuch fuhr der Italiener vom VR46-Team um rund vier Zehntelsekunden schneller als Topfavorit Marc Marquez.
„‚Diggias‘ Zeit war schnell. Er war sehr schnell, unter dem Rundenrekord“, lobt Marc Marquez seinen Ducati-Markenkollegen. Die Rekordjagd stand für ihn selbst am Freitag nicht im Vordergrund: „Das Ziel war, ins Q2 zu kommen.“
„Es stimmt, dass die Zeitattacke vielleicht meine Schwachstelle an diesem Wochenende ist, weil die Abstimmung des Motorrads eher auf die zweite Rennhälfte abgestimmt ist. Aber wir werden sehen, wir werden sehen.“
Denn Marc Marquez konzentrierte sich auf den Grand Prix am Sonntag. Im ersten Qualifying-Versuch fuhr er mit einem weichen Hinterreifen. Aber während anschließend alle anderen Fahrer auf einen zweiten neuen weichen Reifen wechselten, zog er einen gebrauchten Medium-Reifen auf.
„Im letzten Run bin ich mit dem Medium-Reifen gefahren – aber nur, um mich auf das Rennen vorzubereiten“, bestätigt der WM-Führende. „Denn es sieht so aus, als ob wir – wenn überhaupt – erst im Rennen am Sonntag wieder im Trockenen fahren werden. Aber sicher ist das nicht.“
„Ich habe mich daher entschieden, die Hinterreifen gut zu testen, auch den Vorderreifen und das Set-up – denn beim Qualifying-Versuch kann man weder den Reifen noch das Set-up richtig testen. Man fährt nicht mit dem korrekten Reifendruck, nicht mit der richtigen Reifentemperatur.“
Da sich Di Giannantonio, aber auch Alex Marquez im zweiten Qualifying-Versuch deutlich verbesserten, rutschte Marc Marquez auf den dritten Platz ab. Der direkte Vergleich ist deshalb aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweise mit Vorsicht zu genießen.
„Diggia“ stapelt tief: „Es ist erst Freitag“
Mit seinem Freitag ist Di Giannantonio sehr zufrieden, denn am Vortag hatte er angekündigt, dass es sein Ziel an diesem Wochenende ist, hinter Marc Marquez Zweiter zu werden. Ist er nach diesem guten Trainingstag sogar ein ernsthafter Herausforderer?
„Es ist erst Freitag, Leute! Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben“, sagt der Italiener. „Ich arbeite sehr viel mit meinem Team daran, unser gesamtes Potenzial freizusetzen. Der Fokus liegt wirklich auf mir selbst.“
„Ich versuche, die perfekten Linien zu fahren, perfekt das Gas aufzudrehen, perfekt zu bremsen. Das zeigt, dass wir stark sind. Aber ehrlich gesagt liegt mein Fokus nur darauf, das Beste aus mir herauszuholen.“
Alex Marquez fühlt sich steif – aber Zweiter
Mit dem zweiten Platz überraschte Alex Marquez auch sich selbst. Im Nachmittagstraining nahm er eine Schmerztablette. Bis zum Qualifying-Versuch zum Schluss lief es für den Gresini-Fahrer aber nicht ganz ideal.
„Mehr als der Schmerz selbst ist es so, dass ich nicht wirklich flüssig oder natürlich fahre. Ich bin extrem steif“, hält der jüngere Marquez fest. „Wenn ich versuche, in meinem Stil mit einem gewissen Flow zu fahren, ist genau das der Moment, in dem ich Schmerzen verspüre.“
„Vor allem, weil ich diese Finger nicht benutzen kann – ich fahre also nur mit den anderen dreien. Das ist im Moment das Hauptproblem. Aber wir werden sehen. Ich denke, mit dem nötigen Adrenalin, dem Start und allem drum und dran werde ich die Finger vergessen.“
Die MotoGP-Fahrer nutzen den Kupplungshebel nur zum Losfahren. Kann der Start für Alex Marquez deshalb zu einem Problem werden? „Ja, ich bin nicht besonders konstant, aber heute waren ein paar Starts ganz gut, auf normale Weise.“
„Ich hoffe also, ein gutes Gefühl zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Start einen Fehler mache, ist bei mir etwas höher. Deshalb hoffe ich einfach auf einen normalen Start – nicht extrem schnell, sondern einen soliden, mit dem ich an eine gute Position komme.“
Bagnaia probiert Misano-Chassis
Vorjahressieger Francesco Bagnaia spielte am Freitag keine Rolle im Spitzenfeld, er qualifizierte sich als Neunter knapp, aber doch direkt für Q2. Er setzte die Testarbeit fort und konzentrierte sich auf dem Sachsenring auf ein anderes Chassis.
Es war ein Chassis, das Bagnaia im vergangenen September beim Misano-Test ausprobiert hat und sofort ein sehr gutes Gefühl hatte. Er konnte damals aber nicht auf diese Version wechseln, weil Ducati nicht genügend produziert hatte, um auch die anderen Fahrer damit auszurüsten.
Denn im WM-Kampf wollte man damals auch Jorge Martin die exakt gleichen technischen Voraussetzungen zur Verfügung stellen. Nun wollte Bagnaia dieses Chassis erneut ausprobieren, um zu sehen, wie damit das Gefühl mit der aktuellen Ducati ist.
„Hinterradgrip und das Einlenkverhalten“, nennt er die positiven Aspekte dieses Chassis. „Ich denke, es war extrem hilfreich für das Verständnis – auch deshalb, weil ich seit Saisonbeginn dem Team immer gesagt habe: Wir ändern Millimeter, aber im Grunde bleibt alles gleich.“
„Und ich brauchte eine große Veränderung, um überhaupt etwas anderes zu spüren. Es war also sehr hilfreich für mich, das zu verstehen, und dieses Chassis hat wirklich großes Potenzial.“ Weil er sich auf das Chassis konzentrierte, blieb Bagnaia weiterhin bei der Aerodynamik vom Saisonstart.
Am Samstag droht Regen
Yamaha-Ass Fabio Quartararo hatte als Vierter eine knappe halbe Sekunde Rückstand, aber er relativiert: „Wir wissen, dass wir auf eine Runde schnell sein können, aber wir haben keine Rennpace.“ Er sah keine Trendwende zu den vergangenen Strecken.
Pedro Acosta war mit der KTM als Fünfter ebenfalls im Spitzenfeld dabei. Das Turning fühlte sich etwas besser an. Aber er sagt auch: „Wir müssen versuchen, das Maximum aus dem Paket herauszuholen, das wir haben. Wir dürfen nicht über das Limit gehen und Fehler machen.“
„Aber trotzdem: Wir müssen diesen Weg weitergehen. Wir nehmen die Wochenenden auf eine sehr entspannte Art, ohne uns wegen irgendetwas unter Druck zu setzen. Wir sollten mit dem Tag zufrieden sein.“
Am Samstag könnte das Wetter die entscheidende Rolle spielen, denn es ist für den kompletten Tag Regen vorhergesagt.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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