(Motorsport-Total.com) – Am Dienstag nach dem MotoGP-Saisonfinale 2025 stellten die Teams und Fahrer in Valencia im Rahmen eines offiziellen Testtages die ersten Weichen für die kommende Saison. Die Strecke war ab 10 Uhr freigegeben, nach nächtlichem Regen jedoch noch feucht, sodass zunächst kaum Fahrbetrieb herrschte.

Toprak Razgatlioglu gab sich bei seinem offiziellen MotoGP-Debüt keine Blöße

Gegen Mittag wurde die Strecke schließlich gesperrt, um letzte feuchte Stellen manuell zu trocknen. 13:30 Uhr konnte es weitergehen. Der Test wurde bis 17:30 Uhr verlängert.

Zum Feld der MotoGP-Stammfahrer gesellten sich erstmals die beiden Rookies der nächsten Saison: Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu (Pramac-Yamaha) und Moto2-Champion Diogo Moreira (LCR-Honda). Razgatlioglu testete die M1 bereits letzte Woche privat in Aragon. Für Moreira war es eine Premiere.

Bei Ducati wurde der verletzte Marc Marquez wie schon bei den letzten beiden Grands Prix durch Nicolo Bulega ersetzt. Franco Morbidelli fehlte ebenfalls, nachdem er sich bei seinem kuriosen Sturz am Sonntag eine Handfraktur zugezogen hatte. Für ihn sprang bei VR46-Ducati kurzerhand Moto2-Pilot Celestino Vietti ein.

Die Zeiten
Angesichts kühler Temperaturen (max. 20 Grad) und eines begrenzten Reifenkontingents (nur drei weiche Vorderreifen von Michelin pro Fahrer) war die Zeitenjagd eingeschränkt.

Am Ende setzte sich Raul Fernandez (Trackhouse-Aprilia) mit einer Bestzeit von 1:29.373 Minuten knapp gegen Markenkollegen Marco Bezzecchi durch, der nur 27 Tausendstel langsamer war. Alex Marquez (Gresini-Ducati) belegte Rang drei.

Fermin Aldeguer (Gresini-Ducati) und Pedro Acosta (KTM) komplettierten die Top 5. Dahinter reihten sich Maverick Vinales (Tech3-KTM), Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati), Nicolo Bulega (Ducati), Brad Binder (KTM) und Francesco Bagnaia (Ducati) ein. Die Abstände waren eng: Die Top 10 lagen innerhalb von 0,358 Sekunden.

Toprak Razgatlioglu wurde 18. mit einem Rückstand von 1,294 Sekunden. Vom besten Yamaha-Piloten Fabio Quartararo (15.) trennten ihn nur sieben Zehntel. Diogo Moreira folgte auf Platz 21. Ihm fehlten 1,824 Sekunden auf die Spitze.

Für den einzigen Sturz sorgte Bagnaia gut eine halbe Stunde vor Testende. Er ging in Kurve 1 zu Boden, konnte aber zurück an die Box fahren und den Test fortsetzen. Di Giannantonio sowie die beiden Yamaha-Werkspiloten blieben zwischenzeitlich mit technischen Problemen stehen. Bei Yamaha betraf dies das Reihenmotorrad.

Yamaha
Denn Yamaha trat heute offiziell in die Ära der V4-Motoren ein. Den Abschied vom Reihenvierzylinder hatte die japanische Marke noch am Sonntag vor dem Rennen in Valencia offiziell bestätigt. Die Fahrer hatten die alte M1 für Vergleiche aber noch in der Box. Zudem kamen zwei verschiedene Chassis zum Einsatz.

Für die Stammfahrer war es nach dem Montagstest in Misano im September erst die zweite Gelegenheit, mit der V4-Yamaha auf die Strecke zu gehen. Augusto Fernandez hatte damit beim Grand Prix von Misano debütiert und fuhr auch in Malaysia und jüngst beim Saisonfinale in Valencia mit dem V4-Bike.

Für Razgatlioglu ging es beim Test in erster Linie darum, sich mit dem Motorrad und seiner Crew vertraut zu machen. In der Pramac-Box standen ihm Riding Coach Fonsi Nieto, Crewchief Alberto Giribuola und Testfahrer Andrea Dovizioso zur Seite.

Das Motorrad des Türken fiel vor allem dadurch auf, dass es keinerlei Sponsoren aufwies. Denn offiziell ist Razgatlioglu noch bei BMW unter Vertrag. Er fährt mit einer Sondererlaubnis und gibt deshalb auch noch keine offiziellen Statements ab.

Yamaha wird mit den Stammfahrern am Mittwoch privat weiter testen, um sich bestmöglich auf 2026 vorzubereiten. Als einziger Hersteller in Konzessionsrang D ist das erlaubt.

Ducati
Teammanager Davide Tardozzi verriet zum Testprogramm von Ducati bei Sky Sport Italia: „Wir werden die Elektronik feinabstimmen. Am auffälligsten wird eine veränderte Seitenverkleidung sein. Der Motor wird für alle auf dem Stand von 2025 sein.“

Vizeweltmeister und Gresini-Pilot Alex Marquez, der sich für 2026 aktuelles Werksmaterial sichern konnte, standen neben der diesjährigen GP25 auch die neuesten Komponenten zur Verfügung. Ohne Marc spielt er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung.

Ein besonderer Blickfang waren die Motorräder von Francesco Bagnaia und Nicolo Bulega, die Ducati anlässlich seines 100-jährigen Bestehens im nächsten Jahr mit Sonderlackierungen auf die Strecke schickte. Bagnaias Bike erhielt ein komplett silbergraues Design, während Bulegas Motorrad in Gelb für mehr Farbe sorgte.

Gresini-Fahrer Fermin Aldeguer testete erstmals die komplette GP25, was Ducati hinsichtlich der anhaltenden Probleme von Bagnaia wertvolles Feedback liefern könnte.

Aprilia
Aprilia testete diverse aerodynamische Updates, sowohl an der Front und im Seitenbereich als auch am Heck. Um die Neuerungen der RS-GP vor den Blicken der Konkurrenz zu verbergen, war Marco Bezzecchi mit Tarnlackierung unterwegs.

Außerdem wurde an der Elektronik und der Verbesserung der Motorleistung gearbeitet, auch wenn die Entwicklung in diesem Bereich für die meisten Hersteller eingefroren ist. Jorge Martin testete das neue Chassis, das sein Teamkollege Bezzecchi bereits in mehreren Rennen sehr erfolgreich eingesetzt hatte.

Honda
Honda setzte seine Arbeit am 2026er-Prototypen, den Aleix Espargaro am Rennwochenende in Valencia mit einer Wildcard pilotierte, mit den Stammfahrern fort.

MotoGP-Rookie Diogo Moreira rückte in neutralen Honda-Farben aus, da bei LCR 2026 ein großer Sponsorenwechsel ansteht. Idemitsu wird nach der Trennung von Somkiat Chantra nicht länger Titelsponsor dieser Seite der LCR-Box sein. Ein neuer Sponsor wurde noch nicht bekannt gegeben, daher der „nackte“ Look.

Als Neueinsteiger ging es für Moreira vor allem darum, sich an das gegenüber der Moto2 deutlich leistungsstärkere Bike zu gewöhnen und die zahlreichen Devices zu verstehen. Sein Crewchief bei LCR ist Klaus Nöhles, der bereits Moreiras Vorgänger im Team, Takaaki Nakagami und Somkiat Chantra, betreute.

KTM
KTM brachte am Dienstag unter anderem eine neue Seitenverkleidung und Heck-Aerodynamik an den Start. Der österreichische Hersteller büßte WM-Rang zwei in dieser Saison an Aprilia ein und muss sich 2026 unbedingt steigern, nicht zuletzt im Bestreben, seinen Start Pedro Acosta auch für 2027 halten zu können.

Brad Binder begann die Zusammenarbeit mit Phil Marron, dem ehemaligen Crewchief Toprak Razgatlioglu in der Superbike-WM, der diese Rolle 2026 bei KTM übernimmt. Testfahrer Dani Pedrosa rückte zwar nicht aus, war aber vor Ort, um sich das Feedback der Fahrer anzuhören und im Austausch zu bleiben.

Text von Juliane Ziegengeist

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