(Motorsport-Total.com) – Noch kämpft Toprak Razgatlioglu als amtierender Weltmeister um den Titel in der Superbike-WM 2025.
Doch im nächsten Jahr wird der Türke in der MotoGP bei Pramac-Yamaha ein neues Kapitel aufschlagen. Die aktuellen MotoGP-Stars äußern sich durchweg positiv, aber auch mit realistischen Erwartungen.
„Es ist schön, einen weiteren Champion in unserem Fahrerlager zu haben“, sagt etwa Marc Marquez. Besonders gespannt sei er darauf, wie sich Razgatlioglus einzigartiger Fahrstil – stark auf das Vorderrad fokussiert – in der MotoGP auswirke.
Als größte Herausforderung sieht Marquez für ihn die Umstellung von Pirelli- auf Michelin-Reifen: „Das ist kein besser oder schlechter. Es ist einfach ein komplett anderes Gefühl, speziell beim Einlenken. Das wird die größte Umstellung.“
Francesco Bagnaia lobt den Zeitpunkt des Wechsels: „Für ihn ist es ein guter Moment, den Sprung zu wagen.“ Er betont aber, dass der Umstieg auf die steiferen Prototypen-Bikes mit Michelin-Reifen nicht einfach werde. „Das erste Jahr wird eine Anpassungsphase. Wenn ihm das gelingt, kann er sehr konkurrenzfähig sein.“
Bezzecchi freut sich auf Duelle mit Razgatlioglu
Marco Bezzecchi, der Razgatlioglu beim Besuch der Superbike-WM in Misano hautnah erleben konnte, glaubt an ihn: „Er hat bereits zwei Meisterschaften mit unterschiedlichen Motorrädern gewonnen. Er ist definitiv ein großartiger Fahrer.“
„Ich glaube, er hat die MotoGP schon ausprobiert, also weiß er, was ihn erwartet. Und wenn er diesen Schritt gemacht hat, bedeutet das, dass er bereit ist, oder? Ich kenne ihn. Er ist auch ein sehr guter Typ. Also ja, ich freue mich für ihn, und wir warten auf den Moment, um uns auf der Strecke zu duellieren.“
Auch Pedro Acosta zeigt sich optimistisch, das Razgatlioglu gut zurechtkommen wird. „Man muss sich nur mal seinen Speed in Misano ansehen. Er wird von Anfang an schnell sein. Ob es leichter oder härter als in der Superbike wird, sehen wir dann.“
Alex Marquez nennt Razgatlioglus Entscheidung „mutig“, vor allem vor dem Hintergrund, dass die MotoGP 2026 die letzte Saison mit Michelin-Reifen fahren wird und dann auf Pirelli umsteigt. „Vielleicht wäre es schlauer gewesen, erst ein Jahr als Testfahrer wie (Nicolo) Bulega (Anm. d. R.) zu arbeiten.“
Besagter Bulega verlängerte seinen Vertrag mit Ducati in der Superbike-WM, wird aber zugleich Teil des MotoGP-Testteams für 2026 – künftiger Aufstieg nicht ausgeschlossen. „Aber wenn du ein MotoGP-Angebot auf dem Tisch hast (wie Razgatlioglu), versteht man, warum er es annimmt“, meint Alex Marquez.
Rins warnt: Zwei komplett unterschiedliche Fahrstile
Fabio Quartararo, dessen Markenkollege Ratgatlioglu werden wird, bezeichnet diesen als „einen unglaublich talentierten Fahrer“, glaubt aber auch, dass er zunächst sicher Schwierigkeiten haben werde, sich anzupassen. „Er war viele Jahre auf Superbikes unterwegs. Aber er hat Speed und Talent“, so Quartararo.
Sein Teamkollege Alex Rins betont, dass es ungewöhnlich sei, dass ein Fahrer den Weg von der Superbike zurück in die MotoGP finde: „Das sieht man selten.“
Er hebt vor allem die Unterschiede im Fahrstil hervor und zitiert den früheren Testfahrer Sylvain Guintoli: „Als ich bei Suzuki war und Guintoli dort Testfahrer war, hat er gesagt: ‚Mit einem Superbike musst du – entschuldige den Ausdruck – das Bike f***. Bei einem MotoGP-Bike musst du Liebe machen, verstehst Du?“
„Es sind einfach zwei komplett unterschiedliche Fahrstile. Das Superbike ist wie ein Serienmotorrad. Das MotoGP-Bike ist etwas komplett anderes. Also mal sehen.“
Johann Zarco sieht vor allem in der Reifenproblematik eine Herausforderung: „Die Michelin-Reifen sind launischer als die Pirellis. Das könnte ihn überraschen.“ Dennoch traut er Razgatlioglu das Potenzial für die MotoGP zu. „Er ist klug genug, sich anzupassen. Vielleicht nicht am ersten Testtag, aber ich glaube an ihn.“
Und Franco Morbidelli ergänzt: „Wir haben ihn ja schon bei einigen Tests mit Yamaha gesehen. Aber das war zu wenig, um wirklich etwas zu sagen. Wenn er mehr Zeit auf dem Motorrad hat, wird sich sein Niveau zeigen. Es wird interessant, ihn zu beobachten.“
Text von J.Ziegengeist, Co-Autoren: O.Puigdemont, G. Garcia Casanova
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