(Motorsport-Total.com) – Beim 17. Rennwochenende der MotoGP-Saison 2025 zeigte Francesco „Pecco“ Bagnaia seine alte Stärke. In Motegi eroberte der Italiener mit einem neuen Rundenrekord die Poleposition und dominierte anschließend den Sprint.
Bagnaia feierte einen souveränen Start-Ziel-Sieg und gewann erstmals seit dem Saisonfinale 2024 in Barcelona das Samstagsrennen. Nachdem er im Frühling in Austin nach dem Sturz seines Ducati-Teamkollegen Marc Marquez den GP-Sieg „geerbt“ hatte, gewann er nun aus eigener Kraft.
„Wieder pushen zu können, die Kontrolle zu haben und das zu tun, was ich an diesem Wochenende geschafft habe, ist eine große Erleichterung – nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern auch für mich selbst“, zeigt sich Bagnaia nach diesem wichtigen Sieg erleichtert.
„Nach zwei gewonnenen WM-Titeln und nachdem ich in den vergangenen vier Saisons immer in den Top 2 der Gesamtwertung war, war es eine meiner schwierigsten Phasen, in dieser Zeit weiterzukämpfen und nicht aufzugeben.“
„Ich habe immer daran geglaubt, ich habe es auch immer den Journalisten gesagt: Wenn ich mich wieder gut auf meinem Motorrad fühle, dann kann ich wieder um die Top-Ergebnisse kämpfen. Und das, was ihr jetzt seht, ist das Resultat davon, mich wieder gut auf dem Motorrad zu fühlen.“
Entscheidend für diese Trendwende war vor zwei Wochen der Montagstest in Misano, als ihm auch Casey Stoner mit Ratschlägen zur Seite stand. „Ja, beim Test habe ich wieder ein gutes Gefühl beim Bremsen, beim Hineinbremsen und bei der Kontrolle bekommen“, bestätigt Bagnaia.
„Ich habe heute auch mit dem Team gesprochen: Vor dem Test in Misano habe ich genauso gepusht, aber ich wusste nicht, ob ich eine Zehntelsekunde schneller oder eine Zehntelsekunde langsamer war. Ich bin nicht mein Motorrad gefahren.“
„Heute, als ich mich entschlossen habe, eine Pole-Runde zu fahren, bin ich diese Pole-Runde auch gefahren. Das ist etwas, das ich in der Vergangenheit konnte und gelernt habe – und ich war schon dabei, es zu vergessen.“
„Denn in dieser Saison hatte ich nie diese Möglichkeit, außer in Brünn. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, warum ich dort die Poleposition geschafft habe. Heute bin ich das Sprintrennen kontrolliert gefahren.“
„Ich habe in den ersten Runden gepusht, dann die Lücke geöffnet, war bei drei Sekunden – 2,9 Sekunden – und habe dann nur noch verwaltet. Es ist großartig, zu wissen, wo man pushen muss – denn dann weiß man auch, wo man kontrollieren muss.“
Was wurde bei Bagnaias Motorrad alles verändert?
Auf die Frage, was bei seinem Motorrad beim Misano-Test umgebaut wurde, antwortet er: „Wir sind nicht zur GP24 zurückgekehrt, aber wir haben Teile gewechselt, die in anderen Situationen nicht funktioniert haben – und hier und in Misano schon.“
„Aber sie haben plötzlich wieder besser funktioniert, und am Ende habe ich mich wohler gefühlt. Ich konnte wieder ähnlicher fahren wie im vergangenen Jahr.“ Auf die Nachfrage, ob diese Teile von der 2024er-Maschine stammen, sagt Bagnaia nur: „Es sind Teile, die auch Marc hat.“
Darauf nach dem Sprint angesprochen, warum diese Teile jetzt plötzlich funktionieren, betont er: „Das ist etwas, das ich nicht erklären kann. Aber nach diesem Ergebnis stelle ich mir nicht mehr so viele Fragen, ich bin einfach nur glücklich.“
„Das Ergebnis kam jetzt hier, aber es hätte sicherlich auch schon früher kommen können – vielleicht schon beim Test in Jerez, wenn man diese Lösung damals gefunden hätte. Dann hätte ich eine völlig andere Saison fahren können.“
Denn der Montagstest Ende April in Jerez war der erste Testtag während der Saison. Es folgten noch je einer in Aragon und eben zuletzt in Misano. „Am Ende ist es so gekommen, wie es gekommen ist, und wir haben es sechs Rennen vor Schluss noch in Ordnung gebracht“, so Bagnaia.
Marc Marquez gratuliert seinem Teamkollegen
Erstmals in dieser Saison ist Bagnaia auch bei einem Rennen ohne Zwischenfälle vor seinem Teamkollegen Marquez ins Ziel gekommen. Der designierte Weltmeister hatte Mühe, sich an Joan Mir (Honda) und Pedro Acosta (KTM) vorbeizuarbeiten.
Als Marquez Zweiter war, fuhr er dieses Ergebnis ins Ziel. „Ich versuche immer, ehrlich zu sein“, betont Marquez, „und ich habe bereits am Donnerstag gesagt: Das Hauptziel für diesen Grand Prix ist es, die Meisterschaft zu beenden.“
„Ich habe es so gesagt: Mir ist der Sieg egal, mir ist egal, wer gewinnt, und mir ist egal, wer Dritter wird. Ich freue mich für ‚Pecco‘ – er ist ein unglaubliches Rennen gefahren und es sieht so aus, als sei er zurück.“
Bringt erst Indonesien den Beweis für Bagnaias Trendwende?
Denn die große Frage lautet, ob Bagnaia nun tatsächlich die Trendwende geschafft hat oder ob Motegi aufgrund der harten Bremspunkte und der vorgeschriebenen großen 355er-Bremsscheibe eine Ausnahme darstellen könnte.
„Ich habe jetzt endlich mal ein sehr gutes Qualifying und ein sehr gutes Sprintrennen gezeigt. Aber lasst uns noch etwas abwarten“, sagt Bagnaia. Nach der Performance im Sprint gilt er auch für den Grand Prix über die doppelte Distanz als Favorit – erstmals in dieser Saison.
Wird am kommenden Wochenende Mandalika in Indonesien der Gradmesser dafür sein, ob die Trendwende tatsächlich geschafft ist? „Mal sehen“, meint Bagnaia. „Indonesien ist eine Strecke, auf der ich mich bisher immer etwas schwergetan habe.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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