(Motorsport-Total.com) – Nachdem er vor wenigen Tagen in Aragon bereits privat getestet hatte, gab Toprak Razgatlioglu am Dienstag beim Valencia-Test sein offizielles MotoGP-Debüt auf der neuen V4-Yamaha und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Nach 53 Runden und Platz 18 (+1,294 Sekunden) durfte der Türke zwar aufgrund seines noch gültigen BMW-Vertrags keine eigenen Statements abgeben, doch Teammanager Gino Borsoi, Mentor Kenan Sofuoglu und mehrere Yamaha-Fahrer sprachen offen über den 29-Jährigen, und das durchweg positiv.
Borsoi: „Er hat uns überrascht – in jeder Hinsicht“
Pramac-Teammanager Gino Borsoi zeigte sich nach Tag eins fast schon erstaunt, wie schnell sich Razgatlioglu an das neue Umfeld und die Michelin-Reifen anpasste.
„Ich bin überrascht und beeindruckt von seinem Mindset und seinem Fahrstil“, sagt Borsoi. Man wisse zwar, dass Toprak beim Bremsen „unglaublich“ sei, doch wie rasch er sein Verhalten umgestellt habe, sei durchaus bemerkenswert.
„Wir haben ihm Tipps gegeben und er lernt extrem schnell. Er ist ein wirklich freundlicher Kerl, sehr einfach im Umgang. Obwohl seine Kultur anders ist, fühlt es sich an, als wäre er ein langjähriger Freund“, so Borsoi weiter.
Vor allem beim erwarteten Problemfeld Bremsen habe Razgatlioglu überrascht: „Wir kennen ja seinen Stil und haben ihm mehrfach gesagt: Bitte nicht so hart bremsen, verstehe erst den Vorderreifen. Die Unterschiede zwischen Pirelli und Michelin sind riesig. Aber er hat das sofort verstanden und sich schnell angepasst.“
Wichtig sei auch gewesen, dass er nicht direkt auf Zeitenjagd ging. „Er hat keine einzige Zeitattacke gemacht. Wir haben also noch nicht seinen echten Speed gesehen, aber wir haben seinen Charakter und seine Arbeitsweise gesehen, und das ist bereits für unseren Stil in der MotoGP“, hält der Teammanager fest.
Dass Razgatlioglu sich ausschließlich auf die neue V4 konzentriert und das Reihenmotorrad gar nicht erst probiert, sei bewusst gewählt: „Es ergab keinen Sinn, mit dem alten Motorrad zu starten. Er muss die neue Maschine verstehen und viele Runden drehen.“
Für Mittwoch, wenn Yamaha in Valencia noch einen privaten Testtag dranhängt, kündigte Borsoi ein verfeinertes Set-up an: „Wir werden ihm besonders am Frontend helfen. Über den fehlenden Hinterradgrip hat er sich etwas beschwert, aber das ist im Moment nur ein Thema von Elektronik und Reifennutzung.“
Kenan Sofuoglu sicher: „Er wird alle überraschen“
Manager und Mentor Kenan Sofuoglu, der Razgatlioglu eng begleitet, zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Wir müssen happy sein. Toprak fährt ein neues Bike, auf einer neuen Strecke, alles ist neu. Das ist nicht einfach, aber er macht es gut.“
Der private Aragon-Test sei laut Sofuoglu nur zum Kennenlernen gewesen, in Valencia beginne das echte Arbeiten. Dass Yamaha mit der V4 ein komplett neues Kapitel geöffnet habe, mache die Aufgabe für Razgatlioglu nicht einfacher.
Den Rückstand im Klassement dürfe man nicht überbewerten, mahnt Sofuoglu: „Wenn ich ihn beobachte, sehe ich noch nicht unseren Toprak. Er ist vorsichtig, sogar etwas ängstlich, weil er aktuell nur dieses eine V4-Bike hat. Er pusht noch nicht. Aber trotzdem sieht man, wie gut er mit dem Bike umgeht.“
Sofuoglu ist überzeugt: Die berühmte Bremsstärke des dreifachen Superbike-Weltmeisters werde auch in der MotoGP funktionieren. „Viele sagen, dass seine Art zu bremsen hier nicht machbar ist. Aber jeder wird sehen, dass er es schafft. Er hat immer überrascht, und er wird wieder überraschen“, sagt er voraus.
Für das erste MotoGP-Jahr seines Schützlings formuliert er ein klares, ambitioniertes Ziel: „Es gibt vier Yamaha-Bikes, und wir wollen ganz oben in dieser Gruppe stehen. Wenn wir mit Fabio kämpfen können, haben wir unser Ziel erreicht.“
Quartararo, Miller und Rins loben den MotoGP-Rookie
Eben dieser Fabio Quartararo beobachtete Razgatlioglu am Dienstag genau und zeigte sich erstaunt. „Ich war überrascht, wie schnell er heute war. Ich glaube, er wird nächstes Jahr besser sein, als ich erwartet habe“, gab der Franzose offen zu. In der Zeitentabelle trennten die beiden am Ende nur sieben Zehntel.
Auch Jack Miller, Razgatlioglus Pramac-Teamkollege, war positiv gestimmt, obwohl er nicht direkt mit Toprak sprechen konnte: „Es sah nach einem guten Tag für ihn aus. Ich bin gespannt auf sein Feedback über das Bike und die Reifen.“
Alex Rins betonte, dass ihn die Rundenzeit des Türken beeindruckt habe: „Für seinen zweiten Tag auf einem MotoGP-Bike ist das stark. Mir wurde gesagt, er ist gleich mit zwei Soft-Reifen raus für einen Zeitangriff, aber den muss man dann eben auch erstmal machen. Insofern war ich schon ziemlich überrascht.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf


Neueste Kommentare