(Motorsport-Total.com) – Das VR46-Team von Valentino Rossi stand in der MotoGP-Saison 2025 bisher im Schatten des anderen Ducati-Satellitenteams Gresini. Alex Marquez feierte zwei Grand-Prix-Siege und weitere acht Podestplätze. Fermin Aldeguer holte einen Sieg und zwei weitere Podestplätze.
Andererseits blieb VR46 in den ersten 18 Rennen sieglos. Franco Morbidelli und Fabio Di Giannantonio schafften je zwei dritte Plätze als beste Ergebnisse. Bei beiden schwankt die Performance je nach Rennstrecke, es gibt keine Konstanz.
Deshalb ist es oft eine Überraschung, ob VR46 um das Podium mitkämpfen kann. „Letztlich bin ich mit unserer Leistung in diesem Jahr zwar zufrieden, aber nicht vollständig – das ist klar“, sagt Teammanager Pablo Nieto im Gespräch mit Motorsport-Total.com.
„Wir wollen immer mehr, und wir wissen, dass unser Potenzial darin besteht, konstant in den Top 5 zu sein und um Podestplätze zu kämpfen. Doch in dieser Saison haben wir dieses Niveau nicht immer erreicht. Wir müssen daran arbeiten, das ist klar.“
„Wir sehen, dass unsere Fahrer das Potenzial haben, Rennen zu gewinnen. Das haben wir in der Vergangenheit gesehen – zum Beispiel mit ‚Diggia‘ auf dem Sachsenring, wo er Zweiter war, dann stürzte, aber dennoch ein großartiges Rennen zeigte.“
„Wir waren sehr schnell, aber wir müssen auch ins Ziel kommen. Wenn man um ein Podest kämpft und dann stürzt, bedeutet das, dass man irgendwo einen Fehler gemacht hat. Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein, analysieren, was passiert ist, und daran arbeiten.“
In der WM wurden Morbidelli und Di Giannantonio nach der Sommerpause von Pedro Acosta überholt. Di Giannantonio fährt die gleiche GP25 wie das Werksteam, aber die hohen Erwartungen vor der Saison konnten bisher kaum erfüllt werden.
„Vielleicht schreibe ich eines Tages ein Buch – besonders über dieses Jahr“, merkt Di Giannantonio selbstkritisch an. „Es war buchstäblich die verrückteste Achterbahnfahrt überhaupt. Wirklich auf und ab, jedes Mal. Mein Team und ich müssen uns fragen, woran es liegt.“
„Aber wir dürfen uns nicht zu sehr auf die Gründe konzentrieren. Wir müssen uns auf die Arbeit fokussieren und schneller darin werden, die Situation zu drehen, wenn sie nicht in unsere Richtung läuft. Wir dürfen niemals den Fokus verlieren, niemals aufgeben.“
Morbidelli fährt nun das zweite Jahr exakt das gleiche Motorrad, nämlich die GP24. Der Unterschied ist nur, dass er von Pramac zu VR46 gewechselt ist. Dennoch konnte auch er nur selten die Performance von Alex Marquez zeigen.
„Ja, aber wenn man sich seine Leistung in dieser Saison anschaut, dann sieht man, dass wir insgesamt ein gutes Niveau erreicht haben“, meint Nieto über Morbidelli. „In den ersten Rennen haben wir regelmäßig um Podestplätze gekämpft, danach ging es etwas bergab.“
„Sein Motorrad ist exakt dasselbe wie im Vorjahr, er kennt es sehr gut. Die anderen Fahrer arbeiten weiter an ihren Maschinen. Normalerweise startet man mit einem gewissen Niveau in die Saison, arbeitet dann weiter an seinem Motorrad und verbessert sich.“
„Wenn man jedoch das Vorjahresmotorrad fährt, ist es meist umgekehrt: Man beginnt mit einer sehr guten Performance, und es ist normal, dass sie danach etwas abfällt.“ Denn man versucht, mit Änderungen am Set-up noch mehr herauszuholen, was nicht immer gelingt.
„Genau, denn man versucht, noch etwas mehr zu finden – und findet es vielleicht nicht“, bestätigt Nieto. „Der Punkt ist, dieses Niveau über die gesamte Saison zu halten. Doch man muss verstehen, dass alle Hersteller an neuen Teilen arbeiten, während unser Motorrad gleich bleibt.“
Pablo Nieto mit Teamstruktur grundsätzlich zufrieden
VR46 ist seit 2022 in der MotoGP vertreten. 2023 holte Marco Bezzecchi drei Siege. Nun in diesem Jahr beendete man die Teamwertung vor Gresini. In den übrigen Jahren lag Gresini in der Endabrechnung vorn.
„Genau deshalb lieben wir diesen Sport, nicht wahr?“, meint Nieto zur Konkurrenz. „Man muss anerkennen, dass sie im Moment einen besseren Job machen als wir – das ist offensichtlich. Aber das ist Sport. Wir müssen weiterarbeiten, unser Bestes geben und versuchen, sie zu schlagen.“
„Schließlich haben sie dasselbe Motorrad wie wir. Wir sind ein werksunterstütztes Team, aber im Moment gibt es nichts zu beschönigen. Wir müssen einfach ein bisschen besser und härter arbeiten, um sie zu schlagen – und nicht nur sie, sondern alle Teams. Wir sind hier, um alle zu schlagen.“
Denn VR46 will um Siege und Weltmeistertitel kämpfen, so wie es Pramac 2024 gelungen ist. „Genau. Das ist unser Ziel“, bestätigt der Teammanager. „Natürlich wissen wir, dass es sehr schwierig ist, aber wir wissen auch, dass Pramac es im vergangenen Jahr geschafft hat.“
„Es war das erste Mal seit etwa 20 Jahren, dass ein unabhängiges Team den Titel gewinnen konnte. Vor fünf oder sechs Jahren war es undenkbar, dass ein Satellitenteam die Meisterschaft gewinnt – und jetzt ist es möglich. Ich denke, das ist sehr gut für den Sport und für die gesamte MotoGP.“
„Im Moment bleibt uns nur, noch besser zu arbeiten, uns weiter zu verbessern und unseren Fahrern das bestmögliche Paket zu bieten.“ Seit dem Abschied von Pramac ist VR46 in diesem Jahr ein werksunterstütztes Team. Dadurch sind mehr Ducati-Ingenieure in der Box präsent.
Müsste dennoch etwas an der Teamstruktur verändert werden, um die großen Ziele zu erreichen? „Ich denke, unsere Struktur funktioniert sehr gut“, antwortet Nieto. „Ich bin sehr zufrieden mit dem gesamten Team – von der Hospitality über die Boxencrew bis zur gesamten Organisation.“
„Ich glaube, wir leisten sehr gute Arbeit. Natürlich müssen wir uns weiter verbessern, denn wenn man denkt, dass man schon alles richtig macht, begeht man den ersten Fehler. Wir müssen uns also weiterentwickeln. Aber das Wichtigste ist, dass jeder in diesem Team 100 Prozent gibt – und das ist entscheidend.“
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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