(Motorsport-Total.com) – Beim Start des MotoGP-Sprints auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg wurde es auf den ersten Metern eng. Francesco Bagnaia, der von Position drei losfuhr, und Fermin Aldeguer, der direkt dahinter auf Platz sechs stand, hatten von der Linie weg starken Wheelspin.
Beide drifteten leicht nach innen. Fahrer, die dahinter optimal beschleunigten, mussten ausweichen. Zum Glück kam es weder zu Berührungen noch zu Unfällen, sodass alle Fahrer diese brenzlige Situation unbeschadet überstanden.
Es stellt sich die Frage, warum dieser Wheelspin bei zwei Ducati-Fahrern aufgetreten ist. „Schon in der Aufwärmrunde habe ich ein sehr merkwürdiges Gefühl am Hinterrad gespürt“, schildert Bagnaia, was bei ihm los war. „Dann begann das Rennen, ich hatte sehr viel Wheelspin.“
„Vielleicht sind wir auf dem schmutzigen Teil der Strecke gestartet. Das war schon nicht optimal. Aber auch schon in der Aufwärmrunde beim Rausfahren aus Kurve 3 habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Denn der Hinterreifen begann extrem durchzudrehen, auch auf der Geraden.“
„Etwas, das eigentlich nicht passieren darf, aber manchmal eben doch passiert.“ Nach der ersten Runde war Bagnaia 14. Lange konnte er diese Position nicht halten. Er wurde überholt, kam später in Kurve 1 von der Strecke ab und gab schließlich in der Box auf.
„Nach drei Runden war der Hinterreifen komplett zerstört“, hält der Ex-Weltmeister fest. „Auf den Geraden hatte ich starkes Lenkerschlagen. Und dann kam ich in Kurve 1 ohne Bremswirkung an, weil durch das Schlagen die Bremsbeläge auseinandergedrückt wurden.“
Nach dieser Situation war Bagnaia Letzter. „Also habe ich beschlossen, aufzugeben. Ich warte darauf, dass mir die Ingenieure erklären, was da los war. Denn ehrlich gesagt war das ziemlich seltsam.“ Er vermutet also ein Reifenproblem. Michelin kündigte eine Untersuchung an.
Was Fermin Aldeguer zu seinem Start sagt
Und wie sieht Aldeguer seinen Start, der praktisch ein Abziehbild von Bagnaias Start einige Meter vor ihm war? „Ich denke, es lag an der Strecke“, meint der MotoGP-Rookie. „Es ist schwer zu verstehen, weil es manchmal passiert und manchmal nicht.“
„Das Erste, woran man auf dem Motorrad denkt, ist, dass der Reifen nicht in Ordnung ist.“ Aber laut Aldeguer war der Hinterreifen bei ihm nicht das Problem: „Der Reifen war nicht perfekt, weil das Gefühl im Qualifying besser war – und es war derselbe Reifen.“
„Aber die Streckentemperatur war höher. Man muss all diese Daten analysieren. Ich war sehr fokussiert darauf, zurückzukommen und mein Rennen so gut wie möglich zu fahren. Wir haben es beendet, und das ist sehr wichtig.“
Aldeguer war nach der ersten Runde Neunter. Er konnte Positionen gutmachen und arbeitete sich zurück auf Rang sechs – seine Startposition. Seine Rennpace machte deutlich, dass beim ihm der Hinterreifen im Rennen prinzipiell in Ordnung funktionierte.
Der Spanier nahm den schlechten Start deshalb auf seine Kappe: „Ja, am Ende ist es ein Fehler, weil ich sehr viel Zeit verloren habe. Wenn ich das Gas besser kontrolliert hätte, wäre das vielleicht gar nicht passiert.“
„Ich war extrem fokussiert auf die Linie, ich bin gestartet – und so etwas kann eben passieren.“ Trotzdem ruinierten die schlechten Starts von Bagnaia und Aldeguer den Sprint einiger Fahrer, die dahinter gut weggekommen waren.
Fahrer dahinter: „Das war eng!“
So musste Franco Morbidelli, der aus der Mitte der dritten Reihe losfuhr, Aldeguer ausweichen. „Ich bin gestartet und habe gesehen, dass Fermin diesen Moment hatte“, schildert der Italiener seine Sicht. „Da habe ich mir gesagt: Okay, ich versuche, auszuweichen.“
„Also habe ich auf ihn geachtet und bin nach links gezogen. Sobald ich verstanden hatte, dass bei ihm alles in Ordnung war, habe ich wieder nach vorne geschaut – und da standen Bastianini und ‚Pecco‘ mitten in meiner Startlinie.“
„Also musste ich das Gas zudrehen und bin ihnen nur ganz knapp ausgewichen. Wenn man sich die Bilder noch einmal ansieht – das war eng.“ Deshalb verlor auch Morbidelli bis zur ersten Kurve einige Plätze und war nach der ersten Runde Elfter.
Startphase das nächste Thema in der Sicherheitskommission
Auch die beiden Honda-Fahrer Joan Mir und Luca Marini verloren durch Ausweichmanöver Positionen und die Chance auf WM-Punkte im Sprint. Marini hält fest, dass die Starts ein Thema in der Sicherheitskommission werden, die immer am Freitag eines Rennwochenendes tagt.
„Ja, wir müssen auch über dieses Thema in der Sicherheitskommission sprechen. Denn am Donnerstag haben sie uns gebeten, auf der Startaufstellung kein Abreißvisier wegzuwerfen, um solche Situationen zu vermeiden.“
„Aber auch von der Strecke braucht es ein bisschen mehr Einsatz, um die Startpositionen zu reinigen. Denn in den vergangenen zwei Jahren ist es wirklich häufig passiert, dass die Motorräder im ersten Teil der Beschleunigung stark durchdrehten.“
„Das kann gefährlich sein, und wir müssen versuchen, das zu vermeiden“, betont Marini. Er glaubt, dass die Probleme bei Bagnaia und Aldeguer aufgrund des Grips aufgetreten sind, weil sie auf der rechten Seite gestartet sind, während die saubere Ideallinie weiter links ist.
„Ja, das ist genau der Grund. Wenn wir beim Training die Starts üben: Wenn man neben der Linie steht, kommt es jedes Mal sehr leicht zu starkem Wheelspin. Aber okay, wenn es im Training passiert, sind alle vorsichtiger und es ist kein Problem.“
„Doch auf der Startaufstellung ist das etwas sehr Gefährliches. Auch in solchen Situationen sollten wir versuchen, mehr Sicherheit zu haben.“ Denn mit dem Holeshot-System vorn und dem Ride-Height-System hinten sind die MotoGP-Bikes praktisch Dragster geworden.
Motorräder werden beim Start extrem abgesenkt
„Gerade auf dieser Strecke“, sagt Marini über den Red-Bull-Ring: „Das Anbremsen [von Kurve 1] ist bergauf, also kannst du das Device auch vorne komplett absenken, und das Motorrad streift sicher über den Boden. Es hängt also ein bisschen von der ersten Bremszone ab.“
„Auf manchen Strecken musst du mit dem Motorrad höher starten, wie in Le Mans. Aber hier kannst du es komplett absenken. Dann kannst du auch im zweiten Gang das volle Drehmoment einsetzen – vielleicht sogar im ersten, je nach Hersteller.“
Abschließend wiederholt der Italiener, dass die Thematik sicher in der nächsten Sicherheitskommission besprochen werden wird: „Wir hatten schon ein Meeting über das Thema Abreißvisiere.“
„Es stimmt, dass es gefährlich ist, wenn ein Abreißvisier unter den Hinterreifen gerät. Aber auch ein verschmutzter Fleck auf der Startaufstellung ist ein Problem, das genauso gefährlich ist. Wir werden in der nächsten Sicherheitskommission darüber sprechen.“
Text von Gerald Dirnbeck
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