(Motorsport-Total.com) – Nachdem die EU-Kommission der Übernahme von 84 Prozent von MotoGP-Promoter Dorna Sports durch Liberty Media genehmigt hatte, gab es hinter den Kulissen erste Umstrukturierungen.
Vor allem in der kaufmännischen und in der Marketing-Abteilung kam es zu personellen Veränderungen. In der ersten Phase stehen vor allem diese beiden Bereiche im Fokus von Liberty Media.
Nach Abschluss der Transaktion sind Mitglieder des Vorstands und des Managementteams von Liberty Media – darunter Chase Carey sowie Sean Bratches, die beide schon in der Formel 1 gearbeitet haben – dem Dorna-Verwaltungsrat beigetreten.
Dort werden sie gemeinsam mit Carmelo Ezpeleta und Enrique Aldama, dem Geschäftsführer für operative und finanzielle Angelegenheiten der Dorna, tätig sein. Der Verwaltungsrat ist für die Aufsicht über das Unternehmen und seine strategische Ausrichtung verantwortlich.
Seit 2023 ist Dan Rossomondo der Kaufmännische Leiter (Chief Commercial Officer) bei Dorna Sports für die MotoGP. Der US-Amerikaner hatte davor für die Basketballiga NBA gearbeitet und bleibt auch künftig in seiner aktuellen Funktion als COO für die MotoGP tätig.
Bislang konnten sich die Beteiligten nicht im Detail zum Liberty-Deal äußern, weil lange auf das grüne Licht der EU-Kommission gewartet werden musste. Nun begann in den vergangenen Wochen die konkrete Zusammenarbeit zwischen Dorna und Liberty.
Da für die MotoGP eine neue Ära beginnt, stellt sich die Frage, wie sich die Motorrad-Weltmeisterschaft unter den neuen Eigentümern verändern wird. Und ob auch Strategien aus der Formel 1 übernommen werden.
„Sie verstehen und wir verstehen, dass dasselbe Drehbuch nicht unbedingt zweimal funktioniert“, wird Rossomondo von Blackbook Motorsport zitiert. „Es muss für unseren Sport einzigartig sein. Wir haben viele Interessengruppen, die sich einfach von denen ihres Sports unterscheiden.“
„Die Leute von Liberty sind sehr klug. Sie wissen, dass sie etwas Einzigartiges haben, und sie wollen das nicht durcheinanderbringen. Ich denke, sie werden viel Zeit darauf verwenden, das Geschäft zu verstehen und zu begreifen, wer wir sind.“
„Ich glaube nicht, dass sie versuchen werden, den Sport zur Handelsware zu machen. Sie erkennen bestimmte Muster in den beiden Geschäftsfeldern, die sinnvoll wären und die wir nutzen könnten, aber es darf nicht dasselbe sein.“
Liberty kann im kommerziellen Bereich neue Chancen öffnen
Dennoch merkt Rossomondo an, dass Liberty Media mit den gewonnenen Erfahrungen in der Formel 1 im kommerziellen und im Marketing-Bereich hilfreich sein kann, um die Popularität der MotoGP zu steigern.
Ein größeres Faninteresse würde den Sport auch für Sponsoren, Investoren und neue Partner interessant machen und im Endeffekt den finanziellen Gewinn steigern. Denn der Formel-1-Boom hat viele neue Sponsoren angelockt.
„Wir müssen uns wirklich stark auf nicht-endemische Partnerschaften konzentrieren“, sagt Rossomondo. „Wir machen unsere Sache sehr gut, aber wir müssen bessere Arbeit leisten, damit Marken sagen: ‚Ich will die MotoGP nutzen, um mein Produkt zu vermarkten.'“
„Liberty kann uns helfen, Türen zu öffnen, und sie können uns wirklich gute Fallstudien liefern aus dem, was sie mit anderen Plattformen gemacht haben. Aber wir müssen auch unsere Arbeit erledigen.“
Aktuell sind lediglich 26 Prozent der Sponsoren in der MotoGP endemisch. Also Partner, die nicht direkt mit der Motorrad-Branche oder der Motorsport-Branche verbunden sind. Endemische Partner sind eng verbunden, wie zum Beispiel Motorradhersteller, Kraftstofffirmen und so weiter.
Europa bleibt Kernmarkt der MotoGP
In den vergangenen Jahren wuchs der Formel-1-Kalender auf 24 Rennen. In den USA wurden neben Austin auch die Stadtrennen in Miami und Las Vegas installiert. Für die traditionellen Austragungsorte in Europa wird es immer schwieriger.
Auch die MotoGP verändert den Kalender in Details. Im nächsten Jahr wird erstmals seit 2004 wieder in Brasilien gefahren. In Argentinien wechselt das Rennen von Termas de Rio Hondo zurück nach Buenos Aires. Dort wird man 2027 gastieren.
„Wir sind stets darauf bedacht, unsere Präsenz außerhalb des Kernlands Europa auszubauen“, so Rossomondo. „Wir können den Sport nach Indonesien, Malaysia und Thailand bringen – und im nächsten Jahr nach Brasilien – und ihn an diese neuen Orte tragen.“
„Doch in Europa herrscht ein anderes Empfinden. Wollen wir mehr Märkte, in denen wir Rennen austragen können? Hundertprozentig. Aber wir müssen auch sicherstellen, dass wir mit den bestehenden Strecken so viel wie möglich machen können.“
In den kommenden Jahren wird Europa das Herzstück der Weltmeisterschaft bleiben. Neben den Rennen im asiatischen Raum treibt die Dorna derzeit zusätzliche Events in Südamerika voran, wie die Beispiele Brasilien und Buenos Aires zeigen. Gerade beim schwierigen US-Markt könnte die Erfahrung von Liberty den entscheidenden Unterschied machen.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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