(Motorsport-Total.com) – Marco Bezzecchi gelang ein fast perfektes Heimwochenende auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli an der italienischen Adriaküste. Am Samstag eroberte der Aprilia-Fahrer von der Poleposition den Sieg im Sprint. Im Grand Prix setzte er Marc Marquez bis zum Schluss unter Druck und wurde Zweiter.

Marco Bezzecchi jubelte nach seiner starken Performance

„Ja, es war wirklich hart“, atmet er durch. „Es war ein schwieriges Rennen, aber auch sehr schön, weil ich sehen konnte, dass ich am Limit war – und gleichzeitig sehen konnte, dass Marc extrem gepusht hat. Trotzdem konnte ich bei ihm bleiben, was fantastisch war.“

„Natürlich habe ich gedacht, dass ich den Sieg nach Hause bringen könnte. Das war mein Ziel, das ist offensichtlich. Aber Marc war super schnell, und ich glaube, sie haben immer noch etwas mehr, vor allem ab der Rennmitte bis zum Ende, wenn der Reifen abbaut.“

„Trotzdem bin ich sehr glücklich, weil meine Performance unglaublich war“, strahlt Bezzecchi. „Ich habe wirklich alles gegeben – für die Fans, für Aprilia, für mein Team, für die VR46-Akademie und alle Beteiligten. Also ja, ich bin sehr glücklich.“

Der Schlüsselmoment des Rennens war Kurve 8 in der zwölften Runde. Bezzecchi führte vom Start weg, aber dann machte er den entscheidenden Fehler und Marquez schlüpfte innen durch. Für diesen kleinen Fehler hat der Italiener auch eine Erklärung.

„Für mich war von Anfang an an diesem Wochenende der größte Unterschied zwischen den beiden Hinterreifenmischungen das Bremsen. Mit dem Soft konnte ich besser verzögern, mit dem Medium hatte ich mehr Probleme.“

„Ab Runde acht oder neun habe ich angefangen, beim Bremsen mehr Probleme zu bekommen. Marc war dicht hinter mir, wir waren beide am Limit. Marc hat extrem viel Druck gemacht und ich wusste, dass er in diesem Streckenabschnitt stark war.“

„Von Kurve 4 bis Kurve 9, 10 war er super schnell. Ich wusste also, dass ich dort verteidigen musste. Aber durch diese Bremsprobleme habe ich einen kleinen Fehler gemacht. Das Motorrad hat sich seltsam bewegt.“

„Ich wollte das Vorderrad nicht blockieren, also musste ich die Vorderradbremse leicht lösen und bin etwas weit gegangen“, schildert Bezzecchi den entscheidenden Moment des Rennens. „Dadurch konnte Marc mich überholen.“

„Ich wusste, dass Marc mir keine Chance geben würde, also musste ich mir diese Chance selbst erarbeiten. Es hat leider nicht gereicht, aber ich bin glücklich, weil wir beide wirklich am Limit waren. Ich habe alles gegeben und ich bin sicher, dass er auch alles gegeben hat.“

„Ich habe gesehen, dass er ein paar kleine Fehler gemacht hat, so wie ich. Ehrlich gesagt haben wir ab der Rennmitte bis zum Ende mit unserem Motorrad mehr Probleme als er.“ Trotzdem konnte Bezzecchi bis zum Schluss an der roten Ducati dranbleiben.

WM-Platz drei von Bagnaia in Griffweite
Es war Bezzecchis sechster Podestplatz in einem Grand Prix in diesem Jahr. In Silverstone hat er gewonnen. In Assen und in Brünn wurde er jeweils Zweiter. Dazu kamen dritte Plätze in Spielberg und im Balaton Park. Seine Formkurve zeigt konstant nach oben.

Das wirkt sich auch auf die Weltmeisterschaftswertung aus, denn er ist bis auf acht Punkte an den drittplatzierten Francesco Bagnaia herangerückt. „Ehrlich gesagt habe ich nicht darüber nachgedacht – auch jetzt nicht, obwohl ich natürlich die Wertung gesehen habe“, winkt er ab.

Ist WM-Platz drei nicht sein Ziel? „Grundsätzlich interessiert mich das im Moment nicht so sehr, denn mit sechs verbleibenden Wochenenden, also zwölf Rennen, kann alles passieren. In dieser Zeit kann man genauso gut auf Platz acht oder neun abrutschen.“

„Am Ende ist es sinnlos, sich darauf zu fixieren“, findet Bezzecchi. „Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren und weiter daran glauben. Wir erleben gerade einen großartigen Moment, das ist unbestreitbar. Aber das kann sich auch ganz schnell wieder ändern.“

„Man muss nur mich in Barcelona anschauen: Ich kam von drei Podien in Folge, dann bin ich in allen Rennen gestürzt und habe null Punkte geholt. Deshalb sollte man sich nicht zu sehr darauf versteifen, sondern weiterarbeiten.“

Die Stimmung in der Aprilia-Box war an diesem erfolgreichen Wochenende prächtig. Auch Bezzecchi sprach von einem seiner besten Wochenenden überhaupt: „Ich kann nicht sagen, dass es das beste war, weil ein Sieg immer besser ist. Aber es war auf jeden Fall eines der besten.“

Für Bezzecchi ist WM-Platz drei in Reichweite und für Aprilia Rang zwei in der Herstellerwertung. In Misano hat man sich wieder 23 Punkte von KTM abgesetzt. Nachdem das Jahr mit den Verletzungen von Jorge Martin so schwierig begonnen hatte, ist man nun auf Erfolgskurs.

„Ja, sicher, das war alles unerwartet“, strahlt Aprilia-Chef Massimo Rivola. „Von Jorges Verletzung bis hin zur überragenden Leistung von Marco. Wir haben Marco verpflichtet, ohne ihn als Nummer-zwei-Fahrer einzuplanen. Ehrlich gesagt hat er mehr erreicht, als wir erwartet hatten.“

„Aber mit der Einstellung, die er hat, mit dem Team, mit seiner Herangehensweise und der ganzen Arbeit, die er übernimmt und vorantreibt, denke ich, dass es noch Spielraum für Verbesserungen gibt – für ihn und für uns. Ich freue mich darauf, Marc in einem der nächsten Rennen zu schlagen.“

Text von Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert