(Motorsport-Total.com) – Das Saisonfinale 2025 in Valencia war das letzte Rennen für Yamahas Reihenvierzylinder. Als die Viertakt-Ära 2002 begann, hatte die erste Motorversion noch Vergaser. Die Weiterentwicklungen machten das Motorrad zu einem der erfolgreichsten der Geschichte.

Augusto Fernandez spricht über den Entwicklungsstand der V4-Yamaha

Von 429 Grands Prix wurden 125 gewonnen und mehr als 350 Podestplätze erreicht. Der Reihenvierzylinder hat acht Fahrer-, sieben Team- und fünf Herstellerweltmeistertitel gewonnen. In fünf Jahren wurden alle drei Wertungen gewonnen.

Nun kommt der Reihenvierzylinder ins Museum. Yamaha hat unmittelbar vor dem letzten Rennen bestätigt, dass die Zukunft beim V4-Motor liegt. Im nächsten Jahr werden sowohl das Werksteam (Fabio Quartararo, Alex Rins) als auch Pramac (Jack Miller, Toprak Razgatlioglu) damit antreten.

In Valencia absolvierte Testfahrer Augusto Fernandez die dritte Wildcard mit dem neuen V4-Prototyp. Es gab ein neues Chassis, aber die Ingenieure gaben immer noch nicht die volle Motorleistung frei. Deshalb war es auf der Geraden das mit Abstand langsamste Motorrad.

„Natürlich würden wir uns schnellere Entwicklung wünschen“, sagt Fernandez, „besonders im Hinblick auf den Motor und diese ganzen Dinge. Auch, weil die Werksfahrer am Dienstag auf das Motorrad steigen werden.“

„Aber ich möchte sagen, dass Yamaha gute Arbeit leistet, und bei jedem Schritt, den wir gehen, verstehen wir Dinge. Das Einzige ist, dass wir vielleicht etwas langsam sind – aber das ist eben der Stil, den man verstehen muss.“

Fernandez identifiziert zwei Kernprobleme des aktuellen V4-Pakets. Einerseits das Gefühl für den Vorderreifen, wenn man attackieren will. Deshalb stürzte er im Freitagstraining, aber auch im Qualifying.

Außerdem hat sich bei den Wildcards gezeigt, dass sich das Motorrad über die Renndistanz komplett anders verhält, wenn der Hinterreifen abbaut. Mit dem neuen Chassis versuchte Yamaha darauf zu reagieren, aber auch im Bereich der Elektronik steht noch viel Arbeit bevor.

„Das Motorrad ist nicht schlecht, aber in den Kurven fehlt mir vorne Gefühl. Das ist kein Geheimnis. Man kann manches mit dem weichen Reifen kaschieren oder dem Set-up, aber man verschlechtert andere Dinge.“

„Am Freitag waren wir gut, aber wir stoßen an ein Limit“, so Fernandez. „Wir wissen, was der nächste Schritt ist, aber am Wochenende gelang es uns weder beim Set-up noch beim Gefühl oder beim Speed Verbesserungen zu erzielen. Aber die Richtung für den Winter ist glasklar.“

„Es war ein positives Wochenende. Die Pace war nicht superweit weg, aber wir müssen noch viel verbessern. Dafür braucht man neue Teile. Wir haben versucht, es über das Set-up abzudecken, aber das Set-up ist das Letzte, wenn das Gesamtpaket nicht stimmt.“

„Jede Änderung an diesem Wochenende hat bestätigt, was uns fehlt. Deshalb war es positiv. Alles ist klar für den Winter.“ Laut dem Testfahrer ist dieses Motorrad, das die Stammfahrer am Dienstag testen, nur ein erster Versuchsträger.

Richtiges V4-Motorrad erst beim Sepang-Test
Denn das Motorrad, das Ende Januar zum Shakedown-Test nach Sepang kommt, soll deutlich anders werden. „Mit den Daten aus Wildcards und Tests dieses Jahr müssen sie jetzt das echte V4-Paket bauen“, sagt Fernandez. „Das aktuelle Paket kommt vom Motorrad mit Reihenmotor.“

„Im Shakedown sehen wir das echte V4-Konzept. Ich fühle mich gut auf dem Bike. Die Zeiten sind nicht schlecht, der Motor ist noch nicht bereit. Ich bete für den Motor – jeder sagt, er wird gut. Hoffentlich ist das Paket in Sepang bereit.“

Neben mehr Motorleistung und einer präziseren Abstimmung der Fahrzeuggeometrie sowie der Elektronik spielt auch die Weiterentwicklung der Aerodynamik eine zentrale Rolle. Yamaha arbeitet insgesamt an einem komplett neuen Prototypen.

„Das Aerodynamik-Paket ist dieselbe wie an der normalen M1. Deshalb müssen sie jetzt das echte V4-Paket bauen – Aero, Elektronik, alles“, betont Fernandez. „Wir haben genug Daten. Mit mehr Feintuning wird es passen.“

Quartararo, Rins und Miller testeten die V4-Maschine erstmals Anfang September privat in Barcelona. Beim Montagstest in Misano fuhren sie ebenfalls damit. Razgatlioglu drehte vergangene Woche rund 30 Runden bei einem Privattest in Aragon.

Was sich Quartararo vom Valencia-Test erwartet
Fernandez bereitete in Aragon die Motorräder vor, die die Stammfahrer am Dienstag in Valencia testen werden. Speziell nach dem Montagstest in Misano zeigte sich Quartararo enttäuscht, denn das Motorrad war noch nicht so weit fortgeschritten, wie er sich erhofft hatte.

„Es ist normal, dass Fabio unzufrieden ist“, meint Fernandez, „aber wir werden sehen, wie er sich nächstes Jahr mit dem Motorrad fühlt. Hoffentlich können wir ihm ein Motorrad geben, mit dem er um Rennsiege kämpfen kann. Dann werden wir sehen, welche Entscheidung er trifft.“

„Was wir haben, ist der Wille zu arbeiten. Uns fehlt lediglich Zeit, um Dinge zu testen. Jetzt höre ich bis Februar auf, weil das Werk arbeiten und etwas produzieren muss, basierend auf allem, was wir getan haben, und das wird Zeit brauchen. Aber es gibt definitiv Motivation seitens des Werks.“

Quartararo beendete das Saisonfinale mit einem Sturz. Anschließend wurde er nach seinen Erwartungen für Dienstag gefragt. „Ich weiß nicht genau, was ich erwarten soll, aber zumindest ein Motorrad, mit dem ich mehr oder weniger das gleiche Tempo fahren kann wie mit diesem hier.“

„Wenn nicht, wird es schwierig werden – für Yamaha und für mich“, findet der Ex-Weltmeister deutliche Worte. „Am Ende liegt zwischen jetzt und dem Malaysia-Test nicht viel Zeit. Es ist mehr oder weniger derselbe Zeitraum wie zwischen Misano und hier. Das ist also meine Erwartung.“

Außerdem sprach er sich dafür aus, am Dienstag Vergleiche mit dem bewährten Reihenvierzylinder durchzuführen: „Der Reihenmotor ist beim Einlenken wirklich gut. Wir haben in Misano gesehen: Sobald ich wieder auf den Reihenvierzylinder gestiegen bin, war ich eine halbe Sekunde schneller.“

„Das ist also auch für die Ingenieure gut, um zu sehen, wo sie sich verbessern müssen.“ Teamkollege Rins bestätigte, dass der Test mit dem Reihenvierzylinder begonnen wird, bevor man zum V4-Prototyp wechselt. Auch am Mittwoch bleibt Yamaha noch in Valencia, um einen privaten Testtag anzuhängen.

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova

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