(Motorsport-Total.com) – Ausgerechnet beim Heimspiel von Honda in Motegi gelang Joan Mir der erste Podestplatz, seit er für die japanische Marke fährt. Zum bisher letzten Mal stand der MotoGP-Weltmeister von 2020 beim Grand Prix der Algarve in Portimao im Herbst 2021 auf dem Podium.

Erstmals seit vier Jahren jubelte Joan Mir wieder vom Podium

In der laufenden Saison hat bisher Johann Zarco vom LCR-Team mit seinem Sieg in Le Mans und Platz zwei in Silverstone für die Honda-Highlights gesorgt. Für das Werksteam war es nun der erste Podestplatz seit zwei Jahren.

Damals wurde Marc Marquez in Motegi Dritter. Passenderweise wird Mir von der ehemaligen Marquez-Crew rund um Santi Hernandez betreut. Somit konnte auch diese Mannschaft feiern – mit Mir und ihrem ehemaligen Fahrer, der sich den Weltmeistertitel sicherte.

„Es war eine sehr schwierige Zeit für mich“, blickt Mir auf die vergangenen zweieinhalb Jahre zurück. „Seit dem Tag, an dem wir entschieden haben, zu Honda zu wechseln, und das in einer schwierigen Phase.“

„Uns war bewusst, dass eine längere Zeit ohne gute Ergebnisse möglich war, aber ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es so lange dauern würde. Die Realität ist, dass es eine extrem schwierige Phase war.“

„Ich habe niemals aufgegeben, auch wenn ich nicht immer, aber manchmal versucht habe, die positiven Dinge in dem zu sehen, was uns passiert ist. Und jetzt kann man sich vorstellen, wie unglaublich schön sich dieses Podium anfühlt.“

„Ich habe jede einzelne Runde dieses Rennens genossen, den Kampf mit diesen Jungs – so etwas hatte ich schon lange nicht mehr. Ich bin einfach superglücklich. Mein Team hat es sich wirklich verdient, vor allem hier in Japan. Ich kann mir keinen besseren Ort für unser Comeback vorstellen.“

2020 wurde Mir in einem von der Coronavirus-Pandemie geprägten Jahr Weltmeister. Damals feierte er seinen ersten und bisher einzigen MotoGP-Rennsieg. 2021 folgten noch sechs Podestplätze, aber seither dauerte seine Durststrecke an.

Wird Mir als Ex-Weltmeister zu wenig wertgeschätzt?
Hatte er in der sportlich schwierigen Phase manchmal das Gefühl, dass er nicht als Weltmeister wertgeschätzt wurde? „Ja, aber ich glaube nicht, dass das speziell auf mich zutrifft. Im Sport im Allgemeinen ist man immer nur so gut wie sein letztes Rennen.“

„Das betrifft nicht nur mich, ich denke, alle Fahrer haben dasselbe Problem. Am Ende ist es für die Leute sehr einfach, sich hinter einem Telefon zu verstecken und über Dinge zu reden, die niemandem etwas bringen. Doch ich weiß, was ich erreicht habe.“

„Und ich denke, die Menschen, die ein bisschen Ahnung von dieser Welt und vom Sport im Allgemeinen haben, wissen, wie sie das richtig einordnen müssen. Ich bin nicht heute extrem gut, und gestern war ich ein Desaster – so ist es nun mal. Ich kann da nicht viel machen.“

„Wir sind all diesen Menschen ausgesetzt. Das ist auf der einen Seite etwas Fantastisches, weil es uns Reichweite gibt, aber auf der anderen Seite sind wir auch Kritik und Hatern ausgesetzt. Das hat mein Leben aber nie verändert und wird es auch nie verändern.“

Mir konnte das Potenzial bisher nicht in Ergebnisse umsetzen
Geändert hat sich die Konkurrenzfähigkeit der Honda. Speziell nach der Sommerpause gelang den Ingenieuren mit der RC213V ein Fortschritt. In Motegi qualifizierten sich drei Honda-Fahrer direkt für Q2.

Aber speziell Mir konnte in den vergangenen Wochen kaum zählbare Ergebnisse aufweisen. Nach Platz elf in Mugello folgten drei Ausfälle und anschließend Platz sechs in Spielberg. In Ungarn gelang im Sprint ein sechster Platz und in Barcelona wurde es im Grand Prix Rang zwölf.

„Ich denke, das ist das Hauptproblem: Wir konnten bislang kein komplettes Ergebnis zusammenbringen. Aber das Potenzial, das ich zu Saisonbeginn hatte, und das Potenzial, das ich jetzt habe, sind unterschiedlich. Ich habe jetzt mehr.“

„Ich brauche nur ein bisschen Glück – und vielleicht, dass einfach mal alles zusammenpasst. Mein Ziel war es, ein komplettes Ergebnis zu schaffen. Ein Podium hatte ich dabei eigentlich nicht im Kopf, eher einen Platz in den Top 5.“

„Aber ich hatte die Chance, um etwas Größeres zu kämpfen – und ich habe es geschafft. In meinem Fall hat mich das Potenzial, das ich an diesem Grand-Prix-Wochenende hatte, nicht überrascht. Das Podium ja, aber das Potenzial selbst nicht so sehr.“

Kupplungsproblem bei Luca Marini
Für seinen Teamkollegen Luca Marini endete das Rennen schon nach drei Runden. Er steuerte die Box an und gab auf. Was war der Grund? „Nun, es gab ein Problem mit der Kupplung“, klärt der Italiener auf. „Wir müssen noch prüfen und verstehen, was genau passiert ist.“

„Aber seit dem Start war irgendetwas nicht in Ordnung.“ Was wäre für Marini möglich gewesen? „Mit Sicherheit ein Kampf mit Joan. Es wäre ein sehr schöner Zweikampf mit ihm geworden“, schätzt er. „Wir waren das gesamte Wochenende über ähnlich stark.“

„Deshalb waren diese drei Tage für uns insgesamt wirklich positiv, und wir sind sehr zufrieden. Im Rennen kann eben immer etwas passieren. Ich freue mich sehr über Joans Podium – das ist ein wirklich wichtiges Ergebnis für uns und für Honda.“

„Also Glückwunsch an ihn, an sie, an das gesamte Team. Wir haben in dieser Saison wirklich gute Arbeit geleistet, und wir haben solche Resultate verdient. Ich hoffe, dass wir das auch in den nächsten Rennen erreichen können. Das wäre fantastisch.“

Zarco sah die Zielflagge als Neunter. Sein LCR-Teamkollege Somkiat Chantra sammelte als 15. einen WM-Punkt. Wildcard-Starter Takaaki Nakagami hatte einen Ausritt ins Kiesbett und stürzte dort. Der Testfahrer fuhr anschließend nicht weiter.

Text von Gerald Dirnbeck

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