(Motorsport-Total.com) – Jorge Martins zweites volles MotoGP-Rennwochenende nach seiner langen Verletzungspause endete in Spielberg mit einem Mix aus Fortschritten, Rückschlägen und zwei Stürzen, die seine Geduld weiter auf die Probe stellen.

Jorge Martin musste in Spielberg zwei Stürze einstecken

Schon am Freitag erwischte es den Spanier im Training heftig. „Es war ein böser Crash, die Maschine war wirklich stark beschädigt“, erklärte Martin danach.

Körperlich blieb er zwar unverletzt, doch die Auswirkungen waren mental deutlich spürbar: „Nach dem Sturz habe ich das ganze Vertrauen verloren, das ich in Brünn und bis hierhin aufgebaut hatte. Vor allem in den Kurven fehlte mir danach das Gefühl.“

Besonders schwierig für Martin: Die Aprilia ist für ihn noch immer kein vertrautes Arbeitsgerät. „Ich fühle mich, als würde ich ein Motorrad fahren, das nicht meins ist. Ich spüre die Front nicht, weiß nicht, ob sie einklappt oder wegrutscht.“

Jedes Mal, wenn er auf die Strecke geht, sei das Bike anders abgestimmt. „Wir brauchen eine Basis, sonst ist es für mich, das Team und die Ingenieure extrem schwer. Ich versuche präzise zu beschreiben, was passiert, aber manchmal verstehe ich es selbst nicht“, gibt der amtierende Weltmeister zu.

Aber er weiß, dass es jetzt vor allem darauf ankommt, geduldig zu bleiben: „Früher war ich hier in Spielberg immer schnell und alles fiel mir leicht. Jetzt ist es härter, ich muss den Prozess akzeptieren. Mein Potenzial ist höher und das Motorrad hat mehr Potenzial. Wir müssen es nur zusammenbringen.“

Samstag: Aufschwung im Sprint
Im Sprint am Samstag konnte Martin dann erstmals Lichtblicke verzeichnen. Zwar warf ihn ein Fehler beim Start weit zurück: Er hatte vergessen, das Device zu deaktivieren und musste in Kurve 2 geradeaus fahren. Doch danach kämpfte er sich entschlossen durchs Feld. Von Platz 16 schaffte er es bis auf Rang zehn.

„Ich war enttäuscht vom Start“, gibt Martin zu, sieht aber das Positive. „Im Rennen habe ich mich stark gefühlt. Ich habe angefangen, das Motorrad zu spüren, wann ich am Limit bin, wann ich mehr pushen kann. Das war ein wichtiger Schritt.“

Auch wenn er Defizite beim Herausbeschleunigen und im Vertrauen beim Bremsen nennt, betont er: „Für den Prozess war es ein Fortschritt. Zehnter Platz ist nicht schlecht, und ich weiß, dass die Resultate kommen, wenn ich weiter Vertrauen aufbaue.“

Sein Vergleich mit Teamkollege Marco Bezzecchi zeigt, wie viel Erfahrung er – bedingt durch seine schwere Verletzung aus Katar und die lange Genesungszeit – noch aufzuholen hat: „Es war mein 80. Run mit der Aprilia. Bei Bezzecchi sind es schon 400 Runs. Ich brauche einfach mehr Zeit auf der Strecke.“

Sonntag: Erneut ein heftiger Abflug
Das Hauptrennen am Sonntag endete dann in einem Schreckmoment. Nach einem starken Start und flottem Rhythmus stürzte Martin bei hohem Tempo schwer. „Ja, ich habe euch allen Angst eingejagt – mir selbst auch“, gibt er mit einem bitteren Lächeln zu.

Der Crash war heftig: „Es war ein schlimmer Sturz, weil es wirklich sehr, sehr schnell ging. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Aber ich hatte schon in der zweiten Runde mit sehr hohem Druck im Vorderrad zu kämpfen. Als ich stürzte, dachte ich nur: Nein, nein, nein, das ist die schlimmste Stelle, um zu stürzen.“

Weil das Airbag-System sein Rennkombi auslöste, hatte Martin zunächst starke Schmerzen in den Rippen und konnte kaum atmen. „Und dann, nach etwa einer halben Minute, ging es mir langsam besser und schließlich war alles in Ordnung. Ich kann jetzt sagen, dass meine Verletzung aus Katar völlig ausgeheilt ist.“

Sportlich hatte Martin bis dahin eigentlich Fortschritte gezeigt. Nach gutem Start lag er zunächst in den Top 10, wurde dann aber im Gerangel des Feldes zurückgeworfen.

„Ich war zu vorsichtig und habe Positionen verloren. Es war ein großes Durcheinander mit vielen verschiedenen Fahrern und ich fiel auf den 14. Platz zurück. Ich habe gemerkt, dass mir die Aggressivität in den ersten paar Runden noch fehlt.“

Zwischenbilanz: Geduld als Schlüssel
Trotz der beiden Stürze und der Enttäuschung über das verpasste Rennergebnis zieht Martin aus Spielberg Positives. „Wir schließen die Lücke zu den Topfahrern. Ab der Hälfte des Sprints war ich richtig stark, das nehme ich mit. Wir müssen im Qualifying besser abschneiden, dann sind auch die Ergebnisse möglich.“

Seine Linie bleibt klar: Nicht auf kurzfristige Resultate fixieren, sondern Schritt für Schritt Vertrauen aufbauen. „Ich weiß, dass ich ankommen werde, ob in ein, zwei oder fünf Rennen. Ich vertraue dem Team, dem Motorrad und mir selbst.“

Vor dem Grand Prix in Ungarn gibt er sich kämpferisch: „Dort werde ich in den ersten Runden aggressiver sein. Wenn alles zusammenkommt, können wir vorne mitfahren.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert