Max Neukirchner - © MR Racing

© MR Racing – Max Neukirchner erklärt die Schwierigkeiten der Ducati Panigale

Nach zwei schwierigen Jahren in der Moto2 wechselte Max Neukirchner 2013 zurück in die Superbike-WM. Das MR-Racing-Team setzte auf eine neue Ducati Panigale, doch wie beim Alstare-Team blieben die großen Erfolge aus.

Neukirchner fuhr regelmäßig in die Punkteränge, doch das Spitzenfeld war nie in Reichweite. Zu allem Überfluss brach sich der Deutsche in Istanbul Mitte September die rechte Hand, weshalb er vier Wochen ausfiel. Beim Saisonfinale in Jerez ging der 30-Jährige wieder an den Start.

Es waren die vorerst letzten Rennen des MR-Teams, denn Besitzer Steffen Pfüller entschied sich im November für den Rückzug aus dem Rennsport. Neukirchner weiß deshalb auch noch nicht, wie es mit ihm im nächsten Jahr weitergehen wird. Im Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘ blickt er auf seine Saison zurück und erklärt die Gründe für die Schwierigkeiten mit der Ducati Panigale.

Frage: „Max, wie geht es dir körperlich mit deiner verletzten Hand?“
Max Neukirchner: „Körperlich geht es mir wieder super. Ich bin wieder zu hundert Prozent fit. Es hat aber recht lange gedauert, bis meine rechte Hand wieder fit wurde, aber jetzt habe ich keine Schmerzen mehr und es ist alles wieder gut.“

Frage: „Wie fällt deine persönliche Saisonbilanz aus, wenn du zurückblickst?“
Neukirchner: „Wir hatten ein super Team. Es gab zwar einige Elektronikprobleme, aber ich habe mich im Team sehr wohlgefühlt. Ich bin fast nie gestürzt, denn ich hatte nur zwei Stürze in der ganzen Saison. Beim zweiten Sturz ist leider die Maschine auf die Hand geknallt. Dadurch musste ich drei Rennen auslassen. Wenn das nicht passiert wäre, hätten wir die Saison hundertprozentig vor dem Werksteam beendet. Das wäre für unser Privatteam ein super Ergebnis gewesen. Ich bin auch immer in die Punkte gekommen. Im Großen und Ganzen muss man sagen, dass es für uns ein super Jahr war.“

Frage: „Von den Ergebnissen warst du fast immer in den Punkterängen, aber nur viermal in den Top 10. Bist du mit den Ergebnissen zufrieden und war das auch mit dem Team und dem technischen Paket realistisch?“
Neukirchner: „Natürlich haben wir uns zu Saisonbeginn erwartet, dass wir mehr in die Top 10 kommen. Im Jahr 2007 war ich auch in einem privaten Team und damals war es noch möglich sehr oft in die Top 10 zu kommen. Die Elektronik ist in den vergangenen zwei, drei Jahren so stark geworden, dass du als Privatteam gar keine Chance hast. Du musst so viel Geld ausgeben, damit du die Elektronik in den Griff bekommst. Als Privatteam geht es nicht mehr, weshalb es viel schwerer ist in die Top 10 zu kommen.“

Leistungsentfaltung der Panigale problematisch
Frage: „Man hat während der Saison gehört, dass die Zusammenarbeit mit Ducati auf Elektronikseite nicht optimal war. Was kannst du diesbezüglich sagen?“
Neukirchner: „Das war eben unser Manko. Die Werksmannschaft hatte die Elektronik einfach besser im Griff. Wir sind einfach an Grenzen gestoßen, wo wir einfach nicht mehr weiterkonnten. Uns hat die Erfahrung gefehlt.“

Frage: „Aber auch das Werksteam hat keine Erfolge mit der Panigale einfahren können. Liegt das an der Einstufung, dass einfach zu wenig Motorleistung vorhanden ist, oder ist das Motorrad prinzipiell nicht so besonders gut.“
Neukirchner: „Es ist wirklich ein sehr gutes Motorrad. In der Stock-Version kann man damit richtig schnell fahren und auch gewinnen. Aber sobald man mehr Leistung in den Zweizylinder baut – sie haben die Leistung falsch ausgelegt. Wir hatten untenrum viel zu viel Leistung und oben viel zu wenig.“
„Das Motorrad wäre viel fahrbarer gewesen, wenn sie die Leistung wie bei der Stock unten gelassen hätten und von oben mehr Leistung gesucht hätten. Dann wäre sicher noch ein großer Schritt nach vorne gekommen. Für mich und für unser Team – wie es im Werksteam war weiß ich nicht, aber ich denke sie hatten ähnliche Probleme – hatten wir unten viel zu viel Leistung und es war unfahrbar. Man musste in diesen Bereich so viel Elektronik stecken, was für uns nicht machbar war.“

Wechsel auf alte Ducati 1098R kam nicht in Frage
Frage: „Das waren auch die Gründe, warum Lorenzo Lanzi mit der alten Ducati schneller war als die neuen Maschinen? Die alte 1098R war ausgereift und entwickelt.“
Neukirchner: „Ich bin in diesem Jahr bei Tests auch die alte Ducati gefahren. Sie hat unten keine Leistung. Man kann so brutal früh ans Gas gehen. Das macht in jeder Kurve zwei, drei Zehntel und man ist am Kurvenausgang schneller.“

Frage: „Es gab auch Gerüchte, dass ihr auf die alte Ducati wechseln wolltet. Das ist aber nicht passiert.“
Neukirchner: „Wir haben die alte Ducati getestet und ich war auch auf Anhieb gleich schnell, aber der Aufwand war einfach zu hoch. Die Zukunft ist nun einmal die Panigale. Es wäre für uns nicht relevant gewesen auf die alte Ducati zu wechseln, nur damit ich vor dem Werksteam bin. Was nützt es, denn für die alte Ducati bekommst du in zwei Jahren oder vielleicht schon im nächsten Jahr kein Teil mehr. Damit kann man keine Saison durchfahren.“

Frage: „Bei der Panigale ist der Motor ein tragender Teil des Chassis. Beim MotoGP-Team sind sie von diesem Konzept wieder weggegangen. Ist das ein sehr guter Ansatz bei einem Motorrad oder eine Sackgasse?“
Neukirchner: „Ich finde es nicht schlecht, denn man kann extrem viele Kilos am Motorrad sparen, wenn man den Motor als tragendes Teil macht. Wenn man sich ehrlich ist: In der MotoGP sind sie davon wieder abgekommen, aber sind sie dadurch besser geworden? Nein. Ich denke, man müsste mehr am Motorkonzept arbeiten, damit die Leistung fahrbarer gemacht wird. Mit dem Rahmen kann man schnell fahren und ich finde, dass sie ihr Augenmerk auf den Motor legen sollten. Wenn das gelingt, sind sie auch in der MotoGP wieder vorne dabei.“

Teamrückzug: Kein Entgegenkommen von Ducati

Frage: „Mitte November wurde plötzlich der Rückzug des Teams verkündet. Teameigner Steffen Pfüller sprach in der Aussendung davon, dass es seine persönliche Entscheidung war. Was kannst du über das Ende des Teams sagen?“
Neukirchner: „Steffen hat alles versucht, damit es weitergeht. Er wollte mit Ducati weitermachen, wollte aber schon, dass Ducati eine gewisse Unterstützung dazugibt. Er wollte kein Geld von Ducati, sondern von materieller Seite. Da ging aber kein Weg ran. Er hat über mehrere Wege versucht Unterstützung zu bekommen, aber das war leider nicht möglich. Deshalb hat er den Stecker gezogen.“

Frage: „Es gab also keine Überlegungen, vielleicht eine BMW oder eine Kawasaki zu leasen?“
Neukirchner: „Nein.“

Frage: „Wie geht es mit dir im nächsten Jahr weiter?“
Neukirchner: „Ich bin an vielen Sachen dran, wobei für mich nur eine Sache lukrativ ist. Darauf lege ich mein Hauptaugenmerk. Dann sehen wir weiter. In den nächsten zwei Wochen sollte es sich klären.“

Frage: „Das Hauptaugenmerk liegt auf der Superbike-WM. Supersport oder Moto2 ist gar nicht auf dem Radar?“
Neukirchner: „Das Hauptaugenmerk liegt darauf, bei Ducati zu bleiben.“

Text von Gerald Dirnbeck

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