(Motorsport-Total.com) – Nach dem Sprint in Australien kehrte Francesco Bagnaia einmal mehr mit hängenden Schultern zurück an die Ducati-Box. Mit 32 Sekunden Rückstand kam der zweimalige MotoGP-Weltmeister als 19. und Vorletzter ins Ziel. Nur sein Teamkollege Michele Pirro, der Marc Marquez auf Phillip Island vertritt, war wenige Sekunden dahinter.
„Wir versuchen, die Dinge zu verstehen. Also eigentlich verstehen wir sie nicht“, verdeutlicht Bagnaia die Ratlosigkeit nach dem Sprint. Denn schon im Freitagstraining verhielten sich seine beiden Motorräder völlig unterschiedlich, obwohl sie technisch gleich sein sollten.
Im Freitagstraining hatte zumindest eine Desmosedici funktioniert und Bagnaia konnte sich direkt für Q2 qualifizieren. „Das andere Motorrad hat aus irgendeinem Grund dasselbe Problem wie in Indonesien. Es ist also ziemlich schwierig, zu pushen und Runden zu fahren“, sagte er am Freitag.
„Zum Glück habe ich diesmal ein Motorrad, das gut funktioniert. Ich fühle mich nicht [so gut] wie in Japan. Ich habe immer noch Probleme beim Bremsen am Kurveneingang, aber das Team arbeitet daran. Sie sind dran und versuchen, etwas zu verstehen.“
„Denn die Motorräder sind identisch mit denen aus Indonesien. Diesmal funktioniert eines. Das ist sehr schwer zu begreifen. Also arbeitet das Team daran, zu verstehen, was los ist, und versucht, es zu lösen.“
Bagnaia war im Sprint mehr als zwei Sekunden langsamer
Am Freitag hatte Bagnaia sechs Zehntelsekunden Rückstand, im Qualifying am Samstag betrug er acht Zehntelsekunden. Im Sprint war seine beste Rundenzeit um 2,143 Sekunden langsamer als die schnellste Rennrunde von Sieger Marco Bezzecchi (Aprilia).
Wie kann man diese Diskrepanz erklären? „Ja, es ist seltsam“, sagt Bagnaia nach dem Sprint, „denn gestern fühlte ich mich etwas besser. Heute Vormittag fühlte ich mich auch etwas besser. Im Qualifying begann ich dann, etwas Merkwürdiges zu spüren.“
„Und im Sprintrennen konnte ich das Motorrad wieder nicht fahren. Ich war erneut nur Passagier und versuchte, das Schütteln zu kontrollieren. Oft musste ich beim Herausbeschleunigen aus den Kurven Gas wegnehmen, was seltsam ist.“
„Das Team hat – ich weiß gar nicht, wie oft in dieser Saison – versucht, die Situation zu lösen. Aber wir haben verstanden, dass es nichts ist, was mit der Elektronik oder der Datenbasis zu tun hat. Es ist etwas anderes, und wir versuchen herauszufinden, was es ist.“
„Es stimmt, unser Motorrad ist stark, wenn alles passt. Aber derzeit funktionieren meine beiden Motorräder aus irgendeinem Grund nicht so, wie sie sollten. Und wir versuchen wie gesagt, herauszufinden, warum. Denn wir können all diese Bewegungen, dieses Schütteln, nicht erklären.“
Laut Bagnaia sind es die beiden identischen Motorräder, wie er sie in Motegi gefahren hatte. „Aber sie waren auch in Indonesien dieselben. Nur in Motegi funktionierte es normal, und in Indonesien traten wieder Probleme auf, die wir bis heute nicht verstehen.“
Seit Spielberg wurden die Probleme größer
Hat er Ducati schon darum gebeten, ein komplett neues Motorrad für ihn von Grund auf neu aufzubauen? „In dieser Saison vielleicht schon viermal“, antwortet der Italiener. „Aber das Problem ist: Wenn man nach den Regeln arbeitet, baut man die Dinge auf dieselbe Weise.“
„So wie sie es in der Vergangenheit gemacht haben. Aber aus irgendeinem Grund funktioniert es nicht mehr so. Das Problem ist, dass wir dieses Problem haben. Aber das Team arbeitet daran, herauszufinden, was vor sich geht.“
Praktisch seit Saisonbeginn klagt Bagnaia über ein schwieriges Gefühl für sein diesjähriges Motorrad. Aber im ersten Saisondrittel konnte er zumindest aufs Podium fahren und war meist der drittschnellste Fahrer hinter den Marquez-Brüdern.
„Ja, im Moment ist es schlimmer, und es ist auch schwer zu verstehen. Denn ehrlich gesagt war es [zu Saisonbeginn] besser. Ich war zwar nicht glücklich, weil ich mit niemandem kämpfen konnte und nur den anderen folgte.“
„Das Motorrad funktionierte mehr oder weniger anders als im Vorjahr, aber dennoch ähnlich. Seit Le Mans, oder besser gesagt seit Österreich, ist es deutlich schlechter geworden“, nennt Bagnaia ein konkretes Zeitfenster. „Wir versuchen zu verstehen, warum.“
Bagnaia glaubt trotzdem: Marc Marquez wäre auf dem Podium
Nach dem Sprint hat er nur noch acht Punkte Vorsprung auf Bezzecchi. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bagnaia WM-Platz drei nicht verteidigen wird können, ist hoch. Phillip Island gestaltete sich für Ducati generell unerwartet schwierig.
Zum ersten Mal nach 98 Qualifyings in Folge schaffte es kein Ducati-Fahrer in die erste Startreihe, und erstmals seit Motegi 2019 startete keine Ducati in den Top 5. Und erstmals, seit das Sprintformat 2023 eingeführt wurde, war kein Ducati-Fahrer am Samstag auf dem Podium.
„Ich denke, wenn Marc hier wäre, stünde er auf dem Podium“, zollt Bagnaia seinem erfolgreichen Teamkollegen Respekt. Aber wie soll es mit ihm selbst weitergehen? „Zum Glück gab es Motegi. Und Motegi war etwas, das nicht nur ein Zeichen war, sondern dem Team auch geholfen hat.“
„Denn wir wissen, dass wir in einer normalen Situation konkurrenzfähig sind. Wir müssen nur verstehen, warum wir nur in Motegi so eine Situation hatten. Es ist schwer zu begreifen, denn theoretisch ist alles gleich. Es fehlt also etwas anderes – aber wir verstehen nicht, was.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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