© Red Bull/GEPA - Cyril Despres hat auf der längsten Speziale erfolgreich angegriffen

Auf der neunte Wertungsprüfung von Antofagasta nach Iquique war das KTM-Stallduell nach den Querelen vom Vortag voll entbrannt. Cyril Despres legte auf der längsten Prüfung der diesjährigen Rallye Dakar von Beginn an das Tempo vor und nahm Marc Coma nach fünf Stunden Fahrzeit knapp vier Minuten ab. Despres eroberte durch seinen dritten Tagessieg 2012 die Gesamtführung von Coma zurück. Der Franzose liegt nun 2:28 Minuten vor seinem größten Rivalen. Helder Rodrigues (Yamaha) festigt den letzten Podestplatz.

Heute stand die längste Wertungsprüfung der diesjährigen Dakar auf dem Programm. Sie führte insgesamt über 556 Kilometer und war zweigeteilt. Im ersten Abschnitt waren die Strecken schnell und sehr abwechslungsreich. Zwischen steinigen Abschnitten gab es auch das berüchtigte „Fesh-Fesh“, ein puderartiger Sand. Im zweiten Abschnitt waren die navigatorischen Fähigkeiten gefragt, zudem gab es am Ende eine schnelle Abfahrt Richtung Ziel in Iquique. Die Rahmenbedingungen für eine aufreibende Etappe waren gegeben. Auch aus sportlicher Sicht hatte sich die Motorradwertung zugespitzt.

Am Vortag hatten sich die Gemüter im KTM-Lager erhitzt. Nachdem Despres in einem Schlammloch stecken geblieben war, änderten die Veranstalter die Zeitwertung. Coma war darüber überhaupt nicht glücklich und beschwerte sich darüber. In Zahlen ausgedrückt hatte Coma vor der neunten Etappe einen Vorsprung von 1:26 Minuten auf Despres. Anhand des Ergebnisses des Vortages musste Coma heute als Erster starten. Despres wurde als Siebter losgeschickt.

Das Duell war sofort eröffnet. Despres nutzte zunächst seine Startposition und setzte sich an die Spitze der Zeitwertung. Nach etwa einem Drittel des ersten Abschnitts lag der Franzose 1:12 Minuten vor Coma. Es wurde für die Gesamtwertung spannend. Mit Fortdauer der Speziale vergrößerte sich Comas Rückstand und pendelte sich bei 3:30 Minuten ein. Virtuell hatte die Führung bereits wieder gewechselt. Dies war auch der Stand am Ende des ersten Wertungsabschnitts.

Es folgte eine 120 Kilometer lange Verbindungsstrecke zum zweiten Teil. Hinter dem KTM-Duo war Joan Barreda Bort (Husqvarna) der erste Verfolger. Der Spanier lag knapp fünf Minuten hinter Despres. Rodrigues an vierter Stelle fehlten bereits knapp zehn Minuten. Hinter dem Portugiesen lag das Feld der Verfolger dicht beisammen. Pech hatte Ruben Faria (KTM). Kurz nach dem Start musste er anhalten und büßte neun Minuten ein.

Der letzte Abschnitt führte von Kilometer 466 bis 556. An der Spitze gab es trotz der schnellen Abfahrt keine Änderung mehr. Coma erreichte das Ziel in Iquique als Erster. Nun musste der Spanier warten bis sein Konkurrent die Linie überquerte. Als Despres ankam, stand fest, dass sich die Gesamtwertung geändert hat.

Der Franzose gewann die heutige Etappe nach einer Fahrzeit von 5:04 Stunden. Er nahm Coma heute 3:54 Minuten ab. Damit hat Despres wieder die Gesamtführung übernommen und wird morgen die zehnte Etappe mit einem Vorsprung von 2:28 Minuten in Angriff nehmen. „Es fühlt sich gut an“, sagt Despres nach seinem dritten Tagessieg. „Nach einem schwierigen Tag wie gestern kommen die Zweifel.“

„Man muss wieder in den Tritt kommen. Im Kopf war das nicht einfach, aber ich bin mit meinem Tag sehr zufrieden. Wir sind hier mit dem Ziel angetreten, um Sekunden, um Minuten zu kämpfen. Es gibt Konkurrenz. Es ist wie bei jedem Leistungssportler: Wenn du die Auseinandersetzung nicht magst, wenn du nicht die letzten Kraftreserven tief in deinem Inneren mobilisieren möchtest, bist du nicht bereit für den Kampf. Aber was das angeht, ist bei mir alles in Ordnung.“

Dagegen ist Coma wieder unter Zugzwang gekommen. Er weiß, dass sich das Duell um den Gesamtsieg zuspitzt. „Wir wussten, dass das ein schwieriges Rennen werden würde. Es war lang, und ich musste mich um die Navigation kümmern. Wir nähern uns dem entscheidenden Teil der Rallye. Cyril ist ein großer Rivale und wir bekämpfen uns vom ersten bis zum letzten Kilometer. Aber ich glaube, dass das interessant ist. Das ist der Sport. Gestern haben die Techniker von KTM beschlossen, dass es Zeit ist, unsere Motoren auszutauschen, weil wir die Halbzeit erreicht haben. Das ist gut so.“

Barreda Bort setzte sich heute mit dem dritten Rang wieder gut in Szene. Weniger als neun Minuten fehlten auf Despres. Rodrigues klassierte sich heute an der vierten Stelle und hält weiter sicher den letzten Podestplatz in der Gesamtwertung. Paulo Goncalves vom Husqvarna by Speedbrain-Team büßte heute knapp vier Minuten auf seinen portugiesischen Landsmann ein und liegt im Gesamtklassement 26 Minuten hinter Rodrigues.

Spät hatte noch David Casteu Pech. Bei Kilometer 516 blieb der Franzose stehen und versuchte ein technisches Problem an seiner Yamaha zu lösen. Der Zeitverlust betrug über 20 Minuten. Schließlich schaffte es Casteu trotz der Motorprobleme doch noch ins Ziel. Sein Rückstand betrug allerdings über drei Stunden.

Morgen geht es weiter von Iquique nach Arica. Insgesamt werden die Motorräder eine Distanz von 694 Kilometern zurücklegen. Die Wertungsprüfung fällt mit 377 Kilometern deutlich kürzer aus als heute.

Alle Filme der Dakar 2012 auf Gaskrank.TV (in deutsch)

Ergebnis der 9. Etappe (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) 5:04:33 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +3:54 Minuten
03. Joan Barreda Bort (Husqvarna) +8:28
04. Helder Rodrigues (Yamaha) +11:44
05. Paulo Goncalves (Husqvarna) +15:12
06. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +15:43
07. Stefan Svitko (KTM) +16:19
08. Jordi Viladoms (KTM) +17:42
09. Frans Verhoeven (Sherco) +18:46
10. Gerard Farres Guell (KTM) +18:56

Gesamtwertung nach 9 von 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) 28:30:17 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +2:28 Minuten
03. Helder Rodrigues (Yamaha) +59:19
04. Paulo Goncalves (Husqvarna) +1:25:57 Stunden
05. Jordi Viladoms (KTM) +1:28:43
06. Gerard Farres Guell (KTM) +1:33:05
07. Stefan Svitko (KTM) +1:33:33
08. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +1:49:27
09. Juan Pedrero Garcia (KTM) +1:52:13
10. Alessandro Botturi (KTM) +2:12:18

Text von Gerald Dirnbeck

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