(Motorsport-Total.com) – Der Titelgewinn von Jorge Martin mit Pramac-Ducati in der MotoGP-Saison 2024 markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Königsklasse des Motorradrennsports.
Dieser Erfolg eines Satellitenteams gegenüber den etablierten Werksmannschaften wirft die Frage auf, ob dies künftig häufiger möglich sein könnte.
Davide Brivio, Teamchef von Trackhouse-Aprilia, glaubt daran: „Ich denke, in Zukunft wird das mehr und mehr möglich sein. Denn die MotoGP verändert sich, was das angeht.“
Seit Valentino Rossi in der Saison 2001 der letzte Weltmeister eines Privatteams wurde, bis Martin kam, war es lange Zeit nahezu undenkbar, dass der Fahrer eines Satellitenteams um den WM-Titel kämpft. Die Werksteams hatten stets die neuesten Entwicklungen, das beste Material und meist auch die erfahrensten Fahrer.
Entwicklung der Privatteams: Chancen gleichen sich an
Satellitenteams hingegen wurden oft als Ausbildungsteams für junge Talente betrachtet. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Brivio erklärt: „Früher waren es immer die Werksteams, die die beste Ausrüstung und die besten Fahrer hatten.“
„Die sogenannten Satellitenteams hatten eher jüngere Fahrer, vielleicht weniger talentierte Fahrer. Aber jetzt gleichen sich die Dinge viel mehr an“, hält er fest. „Seit zwei, drei Jahren haben die Privatteams das Werksmaterial wie die Werksteams.“
„Wir bei Aprilia haben dasselbe Motorrad wie das Werksteam. Ducati handhabt das seit ein paar Jahren schon so. Und Yamaha, Honda, jeder folgt dieser Philosophie.“
„Die Ausstattung ist also dieselbe. Das war vor einigen Jahren noch nicht der Fall. Deshalb haben die unabhängigen Teams jetzt mehr Chancen.“ Diese technische Angleichung bedeutet, dass der Erfolg zunehmend von einer Kombi aus talentierten Fahrern, einem effizienten Team und optimaler Nutzung der Ressourcen abhängt.
Dass die Werksmannschaft dabei zuweilen den Kürzeren ziehen kann, zeigt sich auch im hinteren Feld. Brivio nennt als Beispiel Johann Zarco, der 2024 auf seiner Honda gegen Saisonende bessere Ergebnisse erzielte als die beiden Werksfahrer.
Historische Rückblicke: Satellitenteams im Titelkampf
Martins Titeltriumph 2024 erinnert an seltene, aber bemerkenswerte Momente in der MotoGP-Geschichte, in denen Fahrer eines Satellitenteams um den Titel kämpften.
Eines der prominentesten Beispiele ist Casey Stoner, der 2006 mit LCR-Honda starke Leistungen zeigte, bevor er im darauffolgenden Jahr mit Ducati Weltmeister wurde. Ebenso sorgte Fabio Quartararo 2019 mit Petronas-Yamaha für Aufsehen, als er in seiner Rookie-Saison regelmäßig mit den Werksfahrern konkurrierte.
Doch ein Titelgewinn durch ein Satellitenteam blieb lange Zeit ein Traum – bis Martin ihn mit Pramac realisierte. „Was mit Martin und Pramac passiert ist, war außergewöhnlich. Aber ich denke, in der Zukunft kann das wieder passieren“, so Brivio.
„Es geht also darum, einen talentierten jungen Fahrer zu finden, bevor er zu einem Werksteam geht. Das ist auch unsere Herausforderung“, erklärt Brivio. Im Aufgebot für 2025 mit Raul Fernandez und Ai Ogura sieht er „zwei talentierte Fahrer – und wir werden versuchen, ihr Potenzial bestmöglich zu nutzen“.
„Natürlich hat das Werksteam in unserem Fall Martin und Bezzecchi, zwei starke Fahrer. Aber auch wir können kämpfen“, ist der Trackhouse-Teamchef überzeugt und bekräftigt: „Ich denke also, dass so etwas wie 2024 auch in der Zukunft passieren kann.“
„Wir haben alle dieselbe Ausstattung. Es geht darum, sie zu nutzen und talentierte Fahrer in einem effizienten Team zu Höchstleistungen zu bringen. Das ist unsere Challenge.“
Text von Juliane Ziegengeist
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