(Motorsport-Total.com) – Fabio Quartararo kehrte beim Montagstest in Misano erstmals seit einem privaten Test in Barcelona wieder auf Yamahas neues V4-Motorrad zurück – jenes Bike, das mit Testfahrer Augusto Fernandez am Wochenende sein MotoGP-Renndebüt feierte. Doch die Eindrücke des Franzosen fielen ernüchternd aus.
„Wir haben viele Dinge gesehen, an denen wir arbeiten müssen. Das Gefühl ist noch nicht da“, hält Quartararo fest. Auf die Frage, ob er einen generellen Unterschied im Fahrgefühl ausmachen könne, antwortet der Weltmeister von 2021 unmissverständlich: „Im Moment ist es schlechter. Überall schlechter.“
Schlechter als beim Test in Barcelona
In Barcelona habe er zwar einige positive Ansätze gespürt. „Aber hier finden wir sie nicht. Im Moment sehe ich keine Verbesserung in den Bereichen, in denen wir sie am dringendsten brauchen.“ An der Motorcharakteristik liege das aber nicht.
„Ich habe null Probleme, mich an den V4-Motor anzupassen. Der V4 selbst ist nicht das Problem“, sagt Quartararo. Die Schwierigkeiten seien dieselben wie zuvor mit dem Reihenvierzylinder, lediglich die Streckencharakteristik in Barcelona habe das Bild dort beim Test etwas freundlicher erscheinen lassen.
„Barcelona ist sehr flüssig. Man hat mehr Zeit zwischen den Kurven. Hier in Misano ist es aggressiver, und da haben wir mehr Probleme.“ Doch Quartararo bestätigt, dass das nicht nur am Gefühl fürs Vorderrad liege: „Es geht mehr ums Einlenken.“
„Mit dem Reihenvierzylinder war die Kurvenlage der stärkste Punkt der Yamaha, aber das ist auch der einzige. Jetzt ist dieses Gefühl vielleicht sogar schlechter, und wir finden keinen anderen positiven Bereich“, grübelt der Yamaha-Pilot.
Abstimmung der V4 noch unausgereift
Insgesamt sieht er beim Set-up des Bikes noch enormen Nachholbedarf. „Was die Elektronik betrifft, starten wir natürlich wir mit der Basis vom Rennwochenende, aber es ist ein komplett anderes Motorrad. Die Einstellungen müssen noch viel angepasst werden. Das ist ein langer Prozess“, ist sich der Franzose bewusst.
Dass alle Kommentare, auch die von Fernandez und Jack Miller, mit dem er sich in der Box direkt austauschte, in dieselbe Richtung gingen, wertet er nicht unbedingt positiv: „Ja, wir sagen alle das Gleiche. Aber das heißt nicht, dass es gut ist.“
Und auch angesprochen auf das noch ungenutzte Potenzial des neuen Motorrads hält er sich bedeckt: „Es gibt theoretisch eine Marge, aber wie groß sie ist, weiß ich nicht.“
Ein zufriedenes Fazit konnte Quartararo nach der ersten von zwei Testsessions am Montag also nicht ziehen. „Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass wir glücklich sind. Wir haben viel Arbeit vor uns. In Barcelona war es ein bisschen besser, hier hatten wir größere Schwierigkeiten. Dieser Test war ziemlich kompliziert.“
Mit Blick auf die Zukunft bleibt er deshalb realistisch: „Wir sind weit weg. Ich will keine genaue Zahl nennen, aber wir sind nicht bereit.“ Die Eindrücke vom Test hätten zudem die wenig ermutigenden Signale des Rennwochenendes bestätigt.
„Wir haben gesehen, wie es Augusto ergangen ist. Seine Eindrücke sind dieselben wie meine – nicht großartig. Wir müssen weiterarbeiten, um etwas Positives zu finden.“
Miller: Müssen dem Projekt Zeit geben
Miller ordnete die Situation am Montag ein wenig optimistischer ein. „Es ist ein neues Projekt, ein neues Motorrad. Wir müssen verstehen, wo die Stärken und Schwächen liegen – Balance, Gewichtsverteilung, all diese Dinge“, so der Australier.
Grundsätzlich mache die Maschine „alles richtig“, doch es brauche Zeit, um die richtige Abstimmung zu finden. Man befinde sich eben noch ganz am Anfang: „Es ist ein brandneues Projekt. Natürlich gibt es Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen.“ Zugleich zeigt er Verständnis für Quartararos Kritik und Ungeduld.
„Ich verstehe seine Frustration und den Wunsch nach einem konkurrenzfähigen Bike. Aber diese Dinge brauchen Zeit. Das Talent hat Fabio. Daran gibt es keine Zweifel.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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