Garrett Gerloff - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Garrett Gerloff machte sich bereits bei einigen seiner Kollegen unbeliebt

(Motorsport-Total.com) – Garrett Gerloff war beim WSBK-Event in Assen erneut in einen kontroversen Zwischenfall verwickelt.

Im zweiten Hauptrennen  verschätzte sich der US-Amerikaner beim Anbremsen der ersten Kurve und brachte Yamaha-Markenkollege Toprak Razgatlioglu zu Sturz. Die Rennleitung bestrafte Gerloff mit einer Durchfahrtsstrafe. Später verabschiedete sich Gerloff mit einem Sturz aus dem Rennen.

Weder Garrett Gerloff noch Toprak Razgatlioglu stellten sich nach dem Rennen den Journalisten vor Ort. Noch während des Rennens äußerte sich Razgatlioglu im Gespräch mit ‚ServusTV‘ zum Vorfall. „Ich bin überrascht“, bemerkt der Türke und ärgert sich über das aggressive Verhalten seines Markenkollegen.

„Es war ein riesiger Fehler, ein wirklich sehr dummer Fehler. Es war der Start. Warum versucht man, da so hart zu bremsen? Ich kämpfe um eine Meisterschaft und bin zudem noch ein Yamaha-Fahrer. Es war ein großer Fehler“, schimpft Razgatlioglu. „Die Meisterschaft ist jetzt nicht mehr so einfach. Ich muss jetzt versuchen, in jedem Rennen um den Sieg zu kämpfen. Ich darf mir nicht den WM-Stand anschauen.“

Jonathan Rea wunder sich über die Aggressivität in der ersten Kurve
Die Szene in Kurve 1 war nach dem Rennen das große Thema. Auch die anderen Fahrer äußerten sich zum Vorfall, der Razgatlioglu wertvolle WM-Punkte kostete. „Ich bin mir sicher, dass Garrett sich richtig schlecht fühlt“, bemerkt Jonathan Rea.

„Es war offensichtlich ein Fehler. Einige Fahrer sollten die erste Runde ruhiger angehen. Es ist ein Rennen über 21 Runden. Das Rennen wird in den letzten drei Runden entschieden und nicht in der ersten“, erklärt Rea und stellt fest: „Es ist der gleiche Fahrer.“

Erinnerungen an den Zwischenfall in Aragon
Beim Saisonauftakt in Aragon geriet Rea mit Gerloff aneinander. „Ich zählte auch schon zu den Fahrern, die betroffen waren. Jeder kann einen oder zwei Fehler machen. Doch es wiederholt sich ständig“, erkennt Rea, der Gerloff zu Beginn der Saison noch in Schutz nahm. Sowohl nach dem Aragon-Vorfall als auch nach dem Zwischenfall in Estoril mit Ducati-Pilot Michael Ruben Rinaldi nahm Rea den US-Pilot in Schutz.

Die Aggressivität im WSBK-Feld gefällt Rea nicht. „Es gibt leider so viele aggressive Fahrer im Feld. Man muss sich nur Rinaldi und Redding (im zweiten Rennen) oder Rinaldi und Toprak am Vormittag anschauen. Sie denken nicht über ein Manöver nach sondern machen es einfach. So ist es“, erkennt der Weltmeister.

„Es gibt Fahrer, die keinen Zentimeter herschenken. Wenn man gegen diese Fahrer antritt, dann muss man schlauer sein oder genau so aggressiv vorgehen. Es ist schwierig. Es tut mir leid für Toprak, weil er das Opfer war“, so Rea.

Jonathan Rea kritisiert die Herangehensweise einiger Kollegen
„Wir sind alle clever, weil wir es irgendwie in die WM geschafft haben. Wir sind schnelle Fahrer. Daran gibt es keinen Zweifel. Doch jeder sollte im Rennen gute Entscheidungen treffen können. Manche treffen schlechtere Entscheidungen als andere Fahrer“, bemerkt Rea. „Es gibt etablierte Fahrer, die ständig die falschen Entscheidungen treffen.“

„Man muss respektvoll sein“, fordert der Kawasaki-Pilot. „Rennsport kann eng und aggressiv sein, sollte aber auch respektvoll sein. Man sollte keine dummen Entscheidungen treffen.“

Scott Redding ahnte, dass es in Kurve 1 Probleme geben wird
Scott Redding beobachtete die Szene in Kurve 1 sehr genau. „Garrett setzte sich beim Sprint zur ersten Kurve neben mich. Ich sagte mir, dass ich nicht zu spät bremsen darf. Ich bremste ziemlich spät und dachte, dass ich es nicht schaffe. Er bremste noch später als ich“, berichtet Redding und fügt hinzu: „Ich dachte mir: ‚Das wird nicht funktionieren! Keine Chance.'“

„Alles in der ersten Kurve riskieren? Ist man hier, um die erste Kurve oder das Rennen für sich zu entscheiden? Es ist einfach unnötig, weil man alle in Gefahr bringt“, kritisiert Redding. „Ich mag das nicht. In der letzten Kurve kann man schon mal mit den Lenkern aneinandergeraten. Das verstehe ich. Aber in der ersten Kurve kann man sich selbst um das Rennen bringen.“

„Ich mache mir in der ersten Kurve oft Sorgen, ob mich jemand von hinten abräumt. Man sollte nicht mit solchen Leuten fahren müssen. Wir sind hier, wir wollen WM-Fahrer sein, doch in der ersten Kurve geht es zu wie in der Moto3. Doch wir fahren mit schweren Bikes“, warnt Redding.

Respektieren sich die WSBK-Kollegen nicht genug?
„Es geht um den entgegengebrachten Respekt“, so Redding. „Ich respektiere die anderen Fahrer. Ich kenne die Gefahren des Sports. Ich weiß nicht, ob das bei den anderen Fahrern auch so ist. Es ist nicht respektvoll, in eine Kurve zu gehen, ohne menschliche Emotionen zu haben. Ich habe das Bewusstsein, dass ein Mensch auf dem anderen Motorrad sitzt. Bei einigen anderen Fahrern bin ich mir nicht sicher, ob ein Gegenstand oder ein Mensch auf dem Motorrad sitzt.“

„Deshalb fahre ich gern gegen Jonathan, weil er es so sieht wie ich. Er fährt hart, hat aber Respekt. Toprak hat manchmal keinen Respekt. Gerloff hat auch keinen Respekt“, stellt der Ducati-Pilot fest. „Ich behaupte nicht, dass es schlechte Fahrer sind. Es sind beeindruckende Fahrer, doch das Problem ist, dass das Ergebnis unfair sein kann.“

„Wie soll man sie erziehen? Man kann sie bestrafen, doch sie lernen nicht. Ich mag Gerloff sehr und komme gut mit ihm klar. Doch wenn er den Helm aufsetzt, dann frage ich mich oft, was er treibt. Er riskiert sehr viel. Er absolviert seine zweite Saison. Im ersten Jahr war er ein Rookie, doch er leistet sich mehr Fehler in seiner zweiten Saison“, stellt Redding fest.

In der Meisterschaft konnte Rea in Lauf zwei 25 Punkte auf Razgatlioglu gutmachen. Der Vorsprung wuchs damit auf 37 Punkte an. Redding ist mit 81 Punkten Rückstand WM-Dritter.

Text von Sebastian Fränzschky

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