(Motorsport-Total.com) – Ex-Weltmeister Francesco „Pecco“ Bagnaia stand an den ersten fünf MotoGP-Rennwochenenden 2025 im Schatten der Marquez-Brüder.
Nur in Austin konnte der Ducati-Fahrer gewinnen, nachdem Marc Marquez auf einem feuchten Randstein ausgerutscht und gestürzt war.
Zuletzt in Jerez fand Bagnaia keinen Weg vorbei an der Yamaha von Fabio Quartararo. Er nannte auch technische Gründe dafür, denn im Vergleich zur GP24 aus dem Vorjahr kann er mit der aktuellen Desmosedici nicht seine Stärken ausspielen.
„Bei ihm regnet es gerade extrem rein“, findet ServusTV-Experte Alex Hofmann. „Für ‚Pecco‘ muss es nun darum gehen, sich nicht auf Marc zu konzentrieren, sondern erstmal die konstante Nummer zwei bei Ducati zu werden und sich darauf zu fokussieren, Alex Marquez im Griff zu haben.“
„Und in zweiter Instanz, wenn das wieder passt, kann er sich Marc Marquez widmen“, lautet die Einschätzung des Ex-Rennfahrers. Nach dem Grand Prix von Spanien fand auch Ducati-Corse-Chef Luigi Dall’Igna deutliche Worte für Bagnaias bisherige Vorstellung.
„‚Pecco‘ blieb hinter den Erwartungen zurück“, heißt es in Dall’Ignas Jerez-Debrief. „Bei der Rennpace fehlte ihm die Präzision, die wir alle erwartet hatten, sowie jene Topleistungen, die notwendig wären, um wieder um die Spitze kämpfen zu können.“
Trotzdem sagt Dall’Igna auch: „Aus Sicht der Meisterschaft war der dritte Platz dennoch ein wertvoller Punktgewinn. Aber Fakt ist: Wir müssen uns unbedingt verbessern.“ Denn Bagnaias Rückstand beträgt trotz aller Probleme nur 20 Punkte.
Was Bagnaia zu Dall’Ignas Kritik zu sagen hat
Zu Beginn des Rennwochenendes in Le Mans folgte prompt Bagnaias Antwort auf Dall’Ignas Aussagen. Auf die Frage, ob er es genauso sieht, dass er hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, stimmt Bagnaia zu: „Absolut.“
„Jerez war schon immer eine Strecke, die mir sehr gut gelegen hat. Ich war dort immer stark. Dieses Jahr konnte ich nicht abliefern. Gigi kennt mein Potenzial ganz genau. Er weiß, dass ich jedes Rennen gewinnen kann. Also müssen wir das wieder abrufen.“
„Ich gebe alles – sowohl zu Hause als auch hier an der Strecke -, um dieses Gefühl wiederzufinden. Auch das Team gibt auf seiner Seite alles, um mir alles zu geben, was ich brauche, um so fahren zu können, wie ich es will.“
„Es ist frustrierend, wenn man etwas, das man immer konnte, plötzlich nicht mehr machen kann – nicht, weil man vergessen hat, wie es geht, sondern weil man sich einfach nicht wohl dabei fühlt. Und genau das hindert mich daran, ans Limit zu gehen. Das ist der entscheidende Unterschied.“
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Bagnaia seine Schwäche in Sprints damit erklärt, dass sich sein Gefühl für das Limit mit kleinerem Tank verschlechtert. Im Rennen ist es besser, aber mit der aktuellen Ducati gibt es andere Probleme, die ihn bremsen.
„Die schwierigsten Momente sind definitiv die Bremszonen“, so der Italiener. „Wenn dir dort das Gefühl fehlt, ist das fast schlimmer als ein großes technisches Problem am Motorrad. Man dreht sich im Kreis, sucht nach etwas, ohne genau zu wissen, wonach man überhaupt sucht.“
„Vor allem, wenn die Motorräder praktisch identisch sind, ist es schwer, eine Ursache zu finden. Und wenn es um weniger als eine Zehntelsekunde pro Runde geht, wird es noch schwieriger“, beschreibt Bagnaia sein momentanes Dilemma.
Marc Marquez sieht „starken, stabilen“ Bagnaia
Denn extrem weit ist er nicht hinter den Marquez-Brüdern zurück. Am Donnerstag in Le Mans sagte Teamkollege Marc Folgendes: „Ich sehe einen starken, stabilen ‚Pecco‘ – er sammelt viele Punkte und ist schnell unterwegs.“
„Das Problem ist, dass die Rennen dieses Jahr schneller sind als im vergangenen Jahr. Da entwickeln sich die Motorräder weiter, und man muss sich anpassen. Aber ‚Pecco‘ ist immer noch sehr schnell, steht regelmäßig auf dem Podium – unauffällig, aber konstant.“
20 Punkte Rückstand in der WM sind nach nicht einmal einem Viertel der Saison nicht viel. „Wir haben fünf Rennen absolviert und liegen 20 Punkte hinter dem WM-Leader – in einer Phase, in der ich mich auf dem Motorrad nicht wohlfühle“, so Bagnaia.
„Insofern ist es eigentlich positiver, als es aussieht – auch wenn ich nicht zufrieden bin. Denn ich weiß: Wenn ich mich auf dem Motorrad wohlfühlen würde, dann wäre ich nicht 20 Punkte hinten. Klar, ich sammle Punkte. Ich bin definitiv besser in die Saison gestartet als in den Jahren zuvor. Aber mein Gefühl auf dem Motorrad ist noch nicht dort, wo ich es haben will.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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