Jack Miller - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Seinen ersten Heim-Grand-Prix seit drei Jahren hatte sich Miller anders vorgestellt

(Motorsport-Total.com) – Noch gestern hatte Jack Miller freudestrahlend die Ehrung erhalten, dass Kurve 4 auf dem MotoGP-Kurs von Phillip Island künftig seinen Namen trägt. Nur einen Tag später wird er genau dort ohne eigene Schuld aus dem Rennen gerissen.

Es passierte in der neunten Runde des Grands Prix von Australien. Miller lag auf Platz sieben, vor und hinten ihm die beiden VR46-Piloten Marco Bezzecchi und Luca Marini. Alex Marquez war Neunter und startete in Kurve 4 eine Attacke auf Marini.

Doch Marquez verschätzte sich beim Versuch, auf der Innenseite hineinzustechen, raste mit reichlich Überschuss an Marini vorbei und geradewegs ins Heck von Miller. Der Australier konnte rein gar nichts tun und blieb nach dem Aufprall erst einmal ziemlich benommen neben der Strecke im Gras liegen.

Long-Lap-Penalty für Alex Marquez
Marquez vergewisserte sich sofort, ob es Miller gut geht, und suchte später das Gespräch in der Ducati-Box, um sich zu entschuldigen. „Zuallererst erst tut es mir leid für Jack. Es ist sein Heim-Grand-Prix und er hat allen Grund, sauer zu sein“, sagt der Spanier.

„Ich habe einen Fehler gemacht, als innen hineinstechen wollte. Dabei war ich in der Kurve sehr vorsichtig, weil ich wusste, dass dort leicht Fehler passieren. In dieser Runde sagte ich mir dann: Ok, ich muss ein bisschen mehr attackieren. Denn alle überholten mich an diesem Punkt“, erklärt der LCR-Honda-Pilot.

„Dann aber blockierte mein Hinterrad und als ich die Bremse etwas löste, geriet es außer Kontrolle. Es tut mir wahnsinnig leid für ihn und sein Team.“ Auch für Marquez war das Rennen nach dem Zwischenfall vorzeitig vorbei. Für das nächste Rennen in Malaysia bekam er zu dem einen Long-Lap-Penalty.

Marquez wollte in die Top 5 fahren
„Wir haben hier eine gute Gelegenheit verpasst. Denn wir hätten ein gutes Ergebnis holen können“, glaubt der Spanier. „Aber so ist es eben manchmal im Leben. Jeder macht mal Fehler. Aber dieser Fehler war etwas zu viel“, räumt er selbstkritisch ein.

Im Rennen selbst habe er sich „wirklich gut“ gefühlt, betont Marquez. „Aus diesem Grund entschied ich mich auch, zu attackieren. Ich hatte eine gute Pace und konnte den Hinterreifen schonen. Also attackierte ich, um zu versuchen, auf Platz vier, fünf vorzufahren und das Rennen dort zu verbringen.“

„Dahinter war es gefährlich. Ich hatte Kontakt mit vielen Fahrern – Bezzecchi, Mir, Rins. Weil natürlich alle in dieser Gruppe dabei sein wollten. Es war das erste Mal im Rennen, dass ich eine echte Attacke startete, und ich machte diesen Fehler. Es ist, wie es ist. Aber das allgemeine Gefühl war wirklich positiv.“

Ausgerechnet in der Miller-Kurve
Auch Miller rechnete sich bei seinem Heimrennen Chancen aus. Von Platz acht gestartet, konnte er in der Anfangsphase Positionen gutmachen und lag zwischenzeitlich sogar auf Rang drei. Nach einem teaminternen Duell mit Bagnaia fiel er aber wieder zurück.

Angesprochen auf den Clash mit Marquez, sagt der Australier: „Ich hatte schon bessere Sonntage, aber auch schlechtere. So war das natürlich nicht geplant. Ich hatte einen soliden Start und kam gut voran. Ich attackierte auch ein paar Mal Pecco, aber er wollte den Takt angeben, also ließ ich das Rennen auf mich zukommen.“

Miller verwaltete seine Reifen und wartete auf den richtigen Moment. „Als dann Bezzecchi vorbeikam, plante ich, ihn in Kurve 10 zurück zu attackieren, denn dort fühlte ich mich wirklich stark. Doch dazu kam es nicht mehr. Ich wurde in Kurve 4, der Miller-Kurve, abgeschossen. Welch Ironie“, seufzt der Ducati-Pilot.

Miller: „Wir alle machen mal Fehler“
„Es war mitten in der Kurve. Ich war gerade im Begriff, die Bremse zu lösen und ans Gas zu gehen. In der Situation konnte ich nicht viel tun. Gerade eben blickte ich noch auf das Heck von Bezzecchis Bike und dann sah ich nur noch Sterne.“

Trotz des heftigen Einschlags blieb Miller abgesehen von ein paar blauen Flecken unverletzt. Gegen Marquez hegt er keine bösen Gefühle. „Am Ende des Tages sind wir alle da draußen, um unser Bestes zu geben. Es hat es da vielleicht ein bisschen übertrieben, um an Marini vorbeizukommen. Wir alle machen mal Fehler.“

„Er ist sicher genauso niedergeschlagen wie ich, das Rennen nicht beenden haben zu können. Aber natürlich hätte ich mir für meinen ersten Heim-Grand-Prix seit drei Jahren ein anderes Ergebnis gewünscht.“ Was möglich gewesen wäre, vermag Miller nicht zu sagen. Doch er sah eine deutliche Steigerung zu Samstag.

„Ich konnte das Motorrad im Warm-up zwar nicht wirklich ausprobieren, weil es nass war. Aber was wir beim Turning suchten, haben wir gefunden. Das spürte ich schon, als ich auf meiner Outlap in die Startaufstellung fuhr. Das Motorrad fühlte sich mega an. Damit hätte ich die Jungs zumindest herausfordern können.“

Letzte kleine Titelchance verloren
Chancen auf den Titel hat Miller, der vor dem Rennen 40 Punkte zurücklag, nun definitiv nicht mehr. Der Rückstand ist auf 54 Zähler angewachsen, und das bei noch zwei Rennen. Seine Chance war ohnehin minimal, aber „es hätte natürlich besser laufen können“.

„Gerade weil Fabio (Quartararo; Anm. d. R.) gestürzt ist und auch Aleix (Espargaro) Schwierigkeiten hatte. Er und (Enea) Bastianini konnten heute nicht so viele Punkte sammeln. Mein Hauptziel ist es, diese Jungs zu schlagen und das Beste herauszuholen.“

Das gelang am Sonntag Suzuki-Pilot Alex Rins, der vor Marc Marquez (Honda) und Millers Teamkollegen Francesco Bagnaia gewann. Letzterer ist damit neuer WM-Leder. „Ich freue mich fürs Team. Bagnaia führt die WM jetzt an, und das, nachdem er 91 Punkte zurücklag. Es ist ein gutes Jahr für uns“, so Miller.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Andrew van Leeuwen

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