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© LAT – Der Kiefer-Rennstall wird 2020 nicht mehr in der Weltmeisterschaft sein

(Motorsport-Total.com) – Das deutsche Kiefer-Team hat vom Selektionskomitee keinen Startplatz für die Moto2-Saison 2020 erhalten.

„Samstagmorgen hatte ich einen Termin bei Mike Trimby und Carlos Ezpeleta. Sie haben mir verkündet, dass sie mir für nächstes Jahr keinen Platz geben können“, sagt Teamchef Jochen Kiefer in Brünn gegenüber ‚Motorsport-Total.com‘. „Es gab nur die Begründung, dass das Starterfeld reduziert werden soll von 32 auf 28 Fahrer. Und ich gehöre zu dieser Reduzierung dazu. Sie haben mir gar keine Option angeboten.“

Dabei zählt das Kiefer-Team zu den erfolgreichsten privaten Rennställen der vergangenen zehn Jahre. 2011 wurde man mit Stefan Bradl Moto2-Weltmeister und 2015 mit Danny Kent Moto3-Weltmeister. „Im Fahrerlager gibt es nicht viele deutsche Teams. Es besteht hauptsächlich aus italienischen und spanischen Teams, die auch teilweise dubios arbeiten – ich nenne aber keine Namen. Die kleinen, bodenständigen Betriebe kriegen es in die Fresse“, ärgert sich Jochen Kiefer über die Entscheidung.

Ihm wurde auch keine Alternative wie ein Moto3-Startplatz angeboten. Im Prinzip haben sie Kiefer gesagt, dass er draußen ist und nach Hause gehen kann. „Genau, sie haben mich arbeitslos gemacht“, seufzt Jochen Kiefer. „Ich habe es zur Kenntnis genommen und habe es natürlich nicht für gut geheißen. Ich kann wahrscheinlich nicht viel machen, aber ich hoffe, dass ich so viel Zuspruch bekomme, dass so eine Entscheidung noch einmal zurückgenommen wird.“

Stefan Bradl ist sprachlos und traurig
Deshalb richtet er den Appell an die gesamte deutsche Motorradgemeinde, das Team zu unterstützten: „Nicht nur an die Fans, sondern auch an die ganze Motorradindustrie in Deutschland und auch an die Verbände. Wenn ihnen etwas daran am Herzen liegt und sie vielleicht irgendwie Einfluss auf diese Entscheidung nehmen können. Die Hoffnung stirbt zuletzt, man kann alles probieren.“

Als Bradl in Brünn davon hörte, dass sein ehemaliges Team, mit dem er 2008 seine ersten Grand-Prix-Siege in der 125er-Klasse erobert hat und letztendlich seinen Durchbruch geschafft hat, rausgeschmissen wird, war er sprachlos: „Ich habe schon Gerüchte gehört, aber wenn es jetzt offiziell ist, macht mich das traurig. Ich kenne das Team. Mit dem Verlust von Stefan hatten sie vor zwei Jahren eine schwierige Zeit. Mir fehlen die Worte und weiß nicht, was ich sagen kann. Es tut mir sehr leid.“

Beim Grand Prix von Malaysia 2017 war Stefan Kiefer unerwartet und plötzlich verstorben. Stefan und Jochen hatten sich bis dahin die Leitung des Teams aufgeteilt. Während sich Stefan um Organisation, Management und Verträge gekümmert hat, widmete sich Jochen der technischen Seite. Nach dem plötzlichen Tod seines Bruders machte Jochen alleine weiter und meisterte sehr schwierige Phasen.

Lukas Tulovic steht vor dem Aus seiner WM-Karriere
„Es ist halt schade, dass ich so gehen muss“, sagt Jochen Kiefer. Durch den Schicksalsschlag von meinem Bruder waren wir schon einmal kurz davor zu gehen. Aber wir haben gesagt, wir machen weiter. Und das ist leider nur auf zwei Jahre verlängert worden.“ 2017 und 2018 fuhr der Schweizer Dominique Aegerter für den Rennstall. Seit diesem Jahr setzt man auf den Deutschen Lukas Tulovic. Startplatz neun in Le Mans und Platz 13 in Assen waren seine bisherigen Highlights.

Wie hat Tulovic die Nachricht aufgenommen, denn es bedeutet praktisch das Aus seiner WM-Karriere? „Wir haben es ihm nach dem Qualifying gesagt. Er war komplett geknickt und war ein Anderer. Er ist im Rennen gestürzt, aber er hat alles gegeben und wollte zeigen, dass es ein Fehler ist, dass sie uns rauswerfen“, so Jochen Kiefer. „Für den Lukas wird es schwer, noch irgendwo einen Platz zu bekommen, weil die meisten Moto2-Plätze eigentlich schon besetzt sind.“

Sollte sich nichts mehr ändern, geht mit Saisonende eine deutsche Erfolgsgeschichte in der Motorrad-WM zu Ende. „Ich war 15 Jahre lang gerne hier. Ich habe zwei WM-Titel geholt, 13 WM-Siege gefeiert und wir sind mehrmals auf dem Podium gestanden. Wir können sagen, dass wir zwar alles gewonnen haben und gehen könnten, aber mein Ziel war es, dass wir trotzdem in der Lage sind, mit konzentrierter Arbeit noch einmal Weltmeister zu werden“, nennt Jochen Kiefer den weiteren Plan, den er verfolgen wollte.

Text von Gerald Dirnbeck

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