Jorge Lorenzo - © LAT

© LAT – Jorge Lorenzo und die 2019er-Honda sind alles andere als eine Erfolgskombination

(Motorsport-Total.com) – Jorge Lorenzo hat am vergangenen Sonntag beim Grand Prix von Australien einen neuen Tiefpunkt in seiner Leidensgeschichte als Honda-Werkspilot erreicht.

Mit mehr als einer Minute Rückstand auf seinen siegreichen Teamkollegen Marc Marquez und mehr als 20 Sekunden Rückstand auf den Vorletzten – Tech-3-Pilot Hafizh Syahrin – kam er auf Phillip Island als Letzter ins Ziel.

In Rage gerät Lorenzo ein paar Tage nach seinem 16. Platz aber nicht. „Ob es mein schlechtestes Rennen überhaupt war, weiß ich nicht. Ich hatte ja zuletzt ein paar richtig schlechte“, spricht er am Donnerstag in Sepang auf seine nun vier aufeinanderfolgenden Zielankünfte außerhalb der Punkteränge an und versucht zu erklären: „In Australien kam alles zusammen. Es war windig. Es war kalt. Und das Motorrad, speziell das Vorderrad, vermittelt mit kein Vertrauen.“

„Es war wie in Silverstone oder sogar noch schlechter. Ich musste meinen Fahrstil anpassen und das führt zwangsläufig zu einem unnatürlichen Fahren“, bekennt Lorenzo im Rückblick auf das Rennen auf Phillip Island. Aus seiner Enttäuschung macht er keinen Hehl: „Ich bin enttäuscht. Ich bin traurig. Beruflich gesehen bin ich einfach nicht glücklich. Mein Gefühl auf dem Bike ist wahrscheinlich das schlechteste, das ich jemals in meiner Karriere hatte.“

Wechsel zurück auf 2018er-Honda wurde abgelehnt
Dabei war der dreimalige MotoGP-Weltmeister im Winter zu Honda gekommen, um nach Yamaha und Ducati auch mit diesem Motorrad Rennen zu gewinnen. „Es gab hohe Erwartungen von Honda und von Alberto [Puig], der daran glaubt, dass ich gute Ergebnisse einfahren kann“, weiß Lorenzo. Doch er weiß inzwischen auch: „Die Ergebnisse kommen einfach nicht.“

„Ich versuche mein Bestes und bin dabei ein paar Mal gestürzt, was speziell auf die zweite Saisonhälfte einen großen Einfluss hatte“, sagt der Honda-Pilot, der infolge seines schweren Sturzes vom Assen-Freitag das dortige und drei weitere Rennen auslassen musste.

Auf die Verletzungen will Lorenzo seine Formkrise aber nicht schieben: „Die Realität ist, dass ich mit dem 2019er-Bike niemals ein gutes Gefühl hatte. Das gilt auch für die Zeit, als ich mich auf diesem Bike noch vergleichsweise am besten fühlte.“

Bei den Testfahrten im Winter fuhr Lorenzo zunächst die 2018er-Honda und kam mit dieser ordentlich zurecht. Wie der Spanier nun offenbart, stand ein Wechsel zurück auf das 2018er-Modell für ihn durchaus im Raum. Allerdings hat man sich zu seinem Bedauern dagegen entschieden: „Es gab einen Punkt in der Saison, da war das meiner Meinung nach eine Möglichkeit. Das war vor ein paar Monaten. Aber es wurde abgelehnt.“

Kein Vertrauen ins Vorderrad: Rossi kann es nachvollziehen
Und so muss sich der MotoGP-Champion von 2010, 2012 und 2015 mit der bitteren Wahrheit abfinden: „Die 2019er-Honda hat mein Vertrauen ins Vorderrad zerstört. Ich kann nur hoffen, dass das neue Bike etwas haben wird, was das aktuelle nicht hat.“

Aber: Weltmeister Marc Marquez und auch LCR-Pilot Cal Crutchlow, der direkt bei Honda unter Vertrag steht, haben den Prototypen der 2020er-Honda schon vor einigen Monaten in Barcelona beziehungsweise in Brünn getestet. Und in diesem Zusammenhang wähnt Lorenzo nichts Gutes: „Anhand der ersten Eindrücke von Cal und Marc ist das neue Bike nicht besser als das alte.“

Einer, der sich in Lorenzos aktuelle Situation hineinversetzen kann, ist sein ehemaliger Teamkollege aus Yamaha-Zeiten: Valentino Rossi. „Ich selbst war in einer ähnlichen Situation, nämlich als ich für Ducati fuhr“, sagt der Italiener und erinnert sich: „Schon beim ersten Test merkte ich damals, dass mir das Vorderrad nicht das richtige Gefühl vermittelt. Aus diesem Grund fand ich dieses Motorrad immer sehr schwer zu fahren. Und wir konnten es nicht auf meinen Fahrstil anpassen.“

So zog Rossi nach zwei Ducati-Jahren die Reißleine und wechselte für die Saison 2013 zurück zu Yamaha. Lorenzo scheint schon am Ende des ersten seiner zwei Honda-Jahre bereit, die Reißleine zu ziehen. Für 2020 hat er einen Vertrag, aber ob es dabei bleibt, werden die kommenden Monate zeigen.

Text von M. Fritzsche, Co-Autoren: O. Puigdemont, A. van Leeuwen

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