Jack Miller fuhr zum Schluss einige Runden hinter seinem Ex-Teamkollegen

(Motorsport-Total.com) – Während Marc Marquez im MotorLand Aragon im achten Sprint des Jahres seinen siebten Sieg eroberte, erlebte sein Ducati-Teamkollege Francesco Bagnaia erneut ein desaströses Rennen.

Im Qualifying sicherte sich der Italiener mit Platz vier einen Startplatz in der zweiten Reihe, doch im Sprint fiel er sukzessive zurück.

„Im Rennen habe ich alles versucht, aber ich konnte nicht wirklich Druck machen“, kommentiert Bagnaia den zwölften Platz, wofür es keine WM-Punkte gibt. „Ich habe versucht, hart zu bremsen, aber das Vorderrad blockierte oft.“

„Ich hatte starkes Untersteuern, es war wirklich schwierig. Dann bin ich einmal weit gegangen, weil ich versucht habe, beim Bremsen denselben Punkt wie der Fahrer vor mir zu treffen. Aber mein Vorderrad blockierte, und ich musste geradeaus fahren.“

In der Schlussphase fuhr Jack Miller direkt hinter Bagnaia. Sie kennen sich bestens, denn sie waren Teamkollegen bei Pramac-Ducati und im Werksteam von Ducati. Miller hat dabei beobachten können, wie verloren der zweimalige MotoGP-Weltmeister derzeit fährt.

„Es ist eine Frage des Vertrauens, ein Gefühlsthema“, glaubt Miller. „Ich bin in meiner Karriere schon viele, viele, viele Runden hinter ‚Pecco‘ gefahren. Und heute – besonders beim Zuschauen – fiel auf: Er war sehr neutral auf dem Motorrad.“

„Nicht viel Hang-off, was eigentlich eine seiner Stärken ist. Normalerweise ist seine innere Schulter auf Höhe der Innenseite des Motorrads – er arbeitet viel mit seinem Körper. Etwas, das ich selbst gerne besser können würde.“

„Heute hingegen war er eher zentral auf dem Motorrad positioniert, weil er dem Motorrad nicht vertraut – weder dem, was es tut, noch dem, was es möglicherweise tun wird. Besonders in den ersten flüssigen Kurven.“

„Normalerweise bringt er das Motorrad durch weniger Schräglage zum Einlenken. Aber momentan scheint genau das für ihn ein Problem zu sein“, lautet Millers Eindruck über Bagnaias derzeitige Körpersprache auf dem Motorrad.

Di Giannantonio bestätigt Bagnaias Eindrücke
Aber nicht nur Bagnaia hat mit der aktuellen Desmosedici Mühe, sondern auch Fabio Di Giannantonio. Auch er stand bisher am Aragon-Wochenende im Schatten seines Teamkollegen Franco Morbidelli, der die Vorjahresmaschine fährt.

„Das ist keine Überraschung, nichts Neues“, sagt Di Giannantonio über das problematische Gefühl für das Vorderrad der GP25. „Dieses Motorrad scheint so eine Art Filter im Bereich des Vorderrads zu haben, der dir nicht das richtige Feedback gibt, um das Limit des Motorrads zu verstehen.“

„Auch für mich ist es so, als würde ich das Motorrad Tag für Tag neu entdecken. Denn du kannst pushen, pushen, pushen – und plötzlich stürzt du, oder bist kurz davor. Du spürst dieses Limit, das man mit dem Motorrad eigentlich haben sollte, einfach nicht.“

„Momentan ist das Vorderrad bei diesem Motorrad ein großes Fragezeichen“, bestätigt „Diggia“ die Aussagen Bagnaias. „Mit diesem Motorrad ist es so, als wäre jedes Rennen ein neues Abenteuer. Wir sind nicht konstant, was Ergebnisse und Tempo über die Wochenenden betrifft.“

Marc Marquez: „Fahre das dasselbe Motorrad wie Alex“
Blickt man auf das Ergebnis des Sprints, dann gewann Marc Marquez mit der aktuellen Ducati vor drei GP24. Di Giannantonio wurde Sechster und Bagnaia Zwölfter. Warum kann nur Marc Marquez mit der aktuellen Version konstant konkurrenzfähig sein?

Als er nach dem Sprint diese Frage gestellt bekam, lautete seine Antwort: „Ich frage die Ingenieure oft, und sie sagen immer dasselbe: Ich fahre exakt das gleiche Motorrad wie Alex, Fermin und Morbidelli. Ich weiß nicht warum, aber wir haben tatsächlich genau dasselbe Motorrad.“

„Es stimmt, dass ich in Le Mans und Silverstone mit einer anderen Spezifikation gefahren bin, aber hier bin ich wieder zur gleichen zurückgekehrt, weil ich dasselbe Material wie die anderen haben will. Beim Montagstest werden wir dann Zeit haben, um wieder etwas anderes auszuprobieren.“

Meint er damit das andere Chassis? „Ein paar Dinge, ja“, sagt Marc Marquez, ohne näher ins Detail zu gehen. Nach dem Sprint wurde auch Bagnaia auf diese interessanten Aussagen seines Teamkollegen angesprochen.

Bagnaias Antwort: „Ich weiß nicht, welches Motorrad Marc fährt. Ich konzentriere mich auf meines und habe alles getestet. Ich weiß nicht, was falsch läuft. Ehrlich gesagt ist das Motorrad dem aus dem Vorjahr ähnlich, aber das Fahrverhalten wirkt seltsam. Ich habe große Mühe beim Bremsen.“

Bagnaia: „Alex Marquez sollte die GP25 testen“
Ist die aktuelle Situation momentan die größte Herausforderung in Bagnaias Karriere? „Im Moment ja. Weil ich weiß, was ich leisten könnte – aber ich kann es nicht umsetzen. Das ist schwieriger als alle Herausforderungen zuvor.“

Am Montag findet in Aragon noch ein offizieller Testtag statt. Wäre es für Bagnaias Selbstvertrauen und um Antworten zu finden eine Möglichkeit, einige Runden mit der Vorjahresmaschine zu fahren? Also sich zum Beispiel die GP24 von Alex Marquez auszuborgen?

„Ich weiß nicht, ob das sinnvoll wäre. Ich muss mit der GP25 fahren und kann das Motorrad nicht wechseln“, meint Bagnaia und würde eher den umgekehrten Weg vorschlagen: „Es wäre eher wichtiger, dass ein Fahrer, der derzeit die GP24 fährt, auf die GP25 wechselt.“

„Jemand, der ein frisches Gefühl mit der GP24 hat. Vielleicht Alex, Frankie oder Aldeguer. Alex wäre wohl der geeignetste. Aber jeder will sich auf seine Verbesserung konzentrieren – so etwas ist schwierig umzusetzen.“

Bagnaias WM-Rückstand auf Marc Marquez ist auf 84 Punkte angewachsen.

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova

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