Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Alleine am Sachsenring hatte Marc Marquez insgesamt fünf Stürze

(Motorsport-Total.com) – Beim Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring hat Marc Marquez gleich fünf Stürze fabriziert.

Der Highsider im Warm-up in der schnellen Linkskurve 7 versetzte dem Spanier einen herben Dämpfer. Er verzichtete anschließend auf das Rennen.

Bei dem Sturz hat sich Marquez auch Verletzungen zugezogen. Neben einem gebrochenen linken Daumen war auch eine Rippe angeknackst. Anschließend fuhr er in Assen zwar am Freitag und Samstag, warf dann aber das Handtuch.

Dieser entscheidende Highsider im Warm-up am Sachsenring hatte auch technische Gründe. Markenkollege Takaaki Nakagami fuhr damals hinter Marquez und meinte später, dass er „Angst bekommen hat“, als er den Highsider gesehen hat.

„Heute ist es ungewöhnlich, dass man Highsider sieht“, sagt LCR-Teamchef Lucio Cecchinello im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘ und geht ins Detail: „Leider ist das passiert, weil wir versucht haben, die Beschleunigung zu verbessern.“

Das Rennen in Mugello davor hat nämlich eine Sache aufgezeigt. Ohne Windschatten fehlte der Honda Topspeed. „Ducati war durchschnittlich um fünf bis sieben km/h schneller als Honda“, blickt Cecchinello auf das Rennen in Italien.

„Wir versuchen natürlich den Grip am Kurvenausgang zu verbessern, wollen aber auch mehr Leistung freigeben. Wenn man mehr Leistung am Kurvenausgang freigeben will, dann muss man die Traktionskontrolle etwas reduzieren, damit man etwas mehr Druck und Drehmoment hat.“

„Es war nicht die Schuld eines Ingenieurs. Es wurde die Philosophie verändert, wie die Gasannahme funktioniert. Die Kraftentfaltung kann die ganze Zeit sehr linear sein. Sie kann aber auch linear sein, und dann etwas aggressiver, wenn man das Motorrad aufrichtet.“

„Vermutlich war der Sturz ein Zusammenspiel von Asphalt, der Geschwindigkeit, dem Druck auf den Reifen, der gebrauchte Reifen – und vielleicht wollte auch der Fahrer etwas zu viel“, schätzt Cecchinello. „Somit ist passiert, was passiert ist.“

Honda ergriff sofort Maßnahmen. Zwischen dem Sachsenring und Assen testete Stefan Bradl eineinhalb Tage lang in Misano Elektronikeinstellungen. Dieses Setting wurde in Assen von allen Honda-Fahrern verwendet und für gut befunden.

Nakagami hielt fest, dass er eine viel bessere Verbindung zwischen Gasgriff und Motor spürte. Die neue Abstimmung war auch sicherer, weil man die aggressive Leistungskurve wieder etwas geglättet hat.

Cecchinello sieht Stabilität in der Bremsphase als Problem
Wenn man Testfahrer Bradl danach fragt, welcher Aspekt der Honda am meisten verbessert werden muss, dann antwortet der Deutsche regelmäßig „Grip am Hinterrad“. Auch für Ex-Rennfahrer Cecchinello ist die Gesamtstabilität ein Punkt, den es zu verbessern gilt.

„Ich denke, dass unser Motorrad verbessert werden muss, wie man mit beiden Reifen verzögert“, denkt der Italiener ans „Trail Braking“. „Im Bremsbereich belasten wir den Vorderreifen mehr als die Konkurrenz. Ich denke, deswegen sehen wir so viele Stürze.“

„Es gibt auch die Theorie, dass wir Stürze haben, weil das Hinterrad auf das Vorderrad Druck ausübt. Das könnte potenziell auch ein Problem sein. Für mich ist schwierig zu sagen, wo das Problem genau liegt.“

„Wenn man mich fragt, wo man das Motorrad verbessern muss, dann ist es die Bremsphase, damit man den Hinterreifen mehr dazu verwenden kann, das Motorrad zu verzögern. Die Honda tendierte in der Bremsphase schon immer dazu, dass das Hinterrad vom Boden abhebt.“

„Die Konkurrenz bleibt mit dem Hinterrad am Boden. Es geht um die Stabilität der gesamten Balance des Motorrads. Wenn wir es schaffen, mehr Druck auf den Hinterreifen zu bekommen, dann verbessert sich wahrscheinlich auch der Grip.“

Bereits für 2022 hat Honda das Konzept des Motorrads geändert und versucht, mehr Gewicht nach hinten zu verlagern. Aber das optimale Gesamtpaket haben die Ingenieure immer noch nicht gefunden. Das Motorrad sieht auch optisch konservativer als die Ducati und die KTM aus.

„Klarerweise spielt die Aerodynamik eine große Rolle“, betont Cecchinello. „Ich hoffe, dass Honda im Bereich der Aerodynamik einen Schritt vorwärts macht. Das Problem ist, dass die Konkurrenz die Latte so hoch legt.“

„Unser größtes Problem ist, die Konkurrenz wieder einzuholen. Wir verbessern uns, aber die Konkurrenz verbessert sich noch mehr. Deshalb haben wir Schwierigkeiten.“ Trotzdem hat Honda als einzige Marke in diesem Jahr außer Ducati am Sonntag ein Rennen gewonnen.

Alex Rins triumphierte sensationell in Austin. Es war der erste Sieg für das LCR-Team seit Cal Crutchlow im Frühling 2018 in Argentinien gewonnen hat. Für das Honda-Satellitenteam war es auch der erste Podestplatz seit Herbst 2019.

„Das wurde erreicht durch das Talent von Alex, großartiger Arbeit des Teams und einem auf dieser Strecke großartigen Motorrad“, blickt Cecchinello auf diese Sternstunde zurück. „Austin ist anders, weil es sehr viele schnelle Kurven gibt.“

„Auch die Haarnadeln sind sehr breit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist dort um 50 bis 70 km/h höher als bei Haarnadeln in Jerez oder Le Mans. Unser Motorrad hat dort gut gepasst und wir hatten keine Probleme. Wenn wir zu Strecken wie Jerez, Le Mans und Mugello kommen, haben wir es leider schwerer.“

Text von Gerald Dirnbeck

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