Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marc Marquez hat eingesehen, dass es nichts bringt, die Honda zu überfahren

(Motorsport-Total.com) – Noch im ersten Teil der MotoGP-Saison brachte Marc Marquez sein Hang zum Risiko und sein unbändiger Wille zu gewinnen immer wieder zu Fall.

Die Konsequenz: weitere Verletzungen und Rennausfälle. Für den zweiten Saisonteil hat er sich der Honda-Pilot deshalb eine neue Herangehensweise vorgenommen.

Diese wurde bereits in Silverstone mehr als deutlich, etwa als sich Marquez im Sprintrennen umdrehte und auf seinen Teamkollegen Joan Mir wartete, um ihn zu studieren. Marquez lag zu dem Zeitpunkt als 18. ohnehin weit außerhalb der Punkte.

Im Hauptrennen am Sonntag stürzte er, gehandicapt durch einen frühen Kontakt mit Franco Morbidelli (Yamaha), nachdem er mit Enea Bastianini (Ducati) kollidiert war.

Marquez selbst rekapituliert: „Die Herangehensweise an diesem Wochenende war völlig anders. Das hat man gesehen: Ich habe die Zeiten vergessen, ich habe alles vergessen und ich bin einfach nach meinem Gefühl gefahren. Wenn ich mich nicht gut fühlte, wie im Sprintrennen, habe ich nicht gepusht. Wenn ich mich ein bisschen besser fühle, wie am Sonntag, habe ich mehr gepusht.“

„Im Warm-up zum Beispiel war das Gefühl gut, also habe ich gepusht. Aber mein Ziel war es, ein Wochenende ohne Stürze zu fahren, die darauf zurückzuführen sind, dass ich das Limit überschritten habe“, erklärt der achtfache Weltmeister.

„Der Sturz im Rennen kam nicht durch Überschreiten des Limits, es war eine unglückliche Situation. Aber ich bin nicht über das Limit des Motorrads gegangen. Es ist also der richtige Ansatz, denke ich, um eine Basis zu schaffen und dann von diesem Punkt aus zu versuchen, sich für die Zukunft zu verbessern.“

Marquez: In der ersten Hälfte falsch vorgegangen
Nun dürften Marquez-Kenner vermuten, dass dieser Ansatz dem Naturell des Spaniers eigentlich widerspricht und entsprechend an seiner Motivation kratzt. Doch er betont: „Ich habe die Motivation, die Basis zu finden. Wenn man keine solide Basis hat, kann man nicht an die Zukunft denken und keine gute Zukunft aufbauen.“

„Das war also das Ziel, ruhig zu fahren, wieder Vertrauen in das Motorrad zu bekommen und zu versuchen, keine kritischen Momente oder Stürze zu haben.“

Die Erkenntnis, dass er etwas ändern muss, kam Marquez laut eigener Aussage in der Sommerpause. „Ich hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken. Ich kam zu dem Schluss, dass unsere Herangehensweise in der ersten Saisonhälfte nicht die richtige war. Wir wollten Rennen gewinnen und um den Titel kämpfen, sind aber nicht bereit dafür. Wir müssen also daran arbeiten, wieder dort hinzukommen.“

„Die Herangehensweise für den zweiten Teil der Saison ist eine andere. Wir versuchen, realistischer zu sein, was unsere Performance angeht. Wir arbeiten zusammen weiterhin am Projekt, also an der Kombination Fahrer, Motorrad und Team, um uns gemeinsam für die Zukunft zu verbessern“, blickt der Spanier voraus.

Dabei wurde er zuletzt immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob er im nächsten Jahr überhaupt noch für Honda fahren wird. In Silverstone hat Marquez darauf folgende Antwort: „Für das nächste Jahr habe ich einen Vertrag mit Repsol-Honda.“

„Das Ziel ist es, das Motorrad in diesem zweiten Teil der Saison zu verbessern, insbesondere während des Misano-Tests, wo wir das neue Motorrad ausprobieren werden. Denn der Wettbewerb in der MotoGP ist eine ständige Evolution. Wenn man 2024 gut performen will, muss man jetzt anfangen, darauf hinzuarbeiten.“

Marquez hält (noch) an Zukunft mit Honda fest
„Das Gute mit Honda ist, dass wir eine sehr gute Beziehung haben und immer nach dem Besten für das Projekt suchen“, betont Marquez. „Im Moment ist das Beste für das Projekt, eine Basis zu finden, so wie wir es hier getan haben, und die neuen Teile auszuprobieren, wie vielleicht das neue Aero-Paket in Österreich.“

Mit Blick auf 2024 sei das ultimative Ziel, um den Titel kämpfen. Marquez‘ letzter WM-Triumph liegt bereits vier Jahre zurück. Seinen letzten Rennsieg feierte der Spanier beim Grand Prix der Emilia-Romagna 2021. Wenn er erneut einen Grand Prix gewinnen sollte, wird er der neunte Fahrer in der Geschichte sein, der zehn oder mehr Jahre lang in der Königsklasse siegreich war.

Gleichzeitig wird es der längste Abstand zwischen zwei Siegen für Marquez sein. Zwischen Valencia 2019 und dem Grand Prix von Deutschland 2021 waren es 581 Tage. Am Renntag in Silverstone waren es bereits 651 Tage seit dem letzten Sieg.

Die Jahre seit seinem Oberarmbruch in Jerez 2020 waren vor allem durch Zwangspausen gekennzeichnet. In den 60 Grand-Prix-Rennen, die seitdem stattgefunden haben, ist Marquez nur bei der Hälfte davon gestartet und hat 20 von ihnen beendet.

Trotzdem stand er fünfmal auf dem Podium, darunter drei Siege (Deutschland, USA und Emilia-Romagna 2021). Anfang 2023 wurde er im Sprint von Portimao Dritter.

„Ich befinde mich im schwierigsten Moment meiner Karriere“, sagt der 30-Jährige. „Das eine war die Verletzung. Aber jetzt ist es eine mentale Situation. In meinem professionellen Leben ist es also gerade schwierig. Gleichzeitig ging es mir privat nie besser. Das hilft und gibt mir die Motivation, weiterzumachen und weiter zu pushen.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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