Takaaki Nakagami - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Die Fahrweise von Takaaki Nakagami sorgt für Diskussionen

(Motorsport-Total.com) – Honda-Pilot Takaaki Nakagami hat sich beim Grand Prix von Katalonien in Barcelona bei seinen Fahrerkollegen unbeliebt gemacht.

Bereits beim Rennen zuvor brachte der Japaner mit einem kontroversen Manöver Suzuki-Pilot Alex Rins zu Sturz (zur Reaktion). In Barcelona kegelte Nakagami erneut Rins und auch WM-Anwärter Francesco Bagnaia (Ducati) aus dem Rennen. Die Rennleitung verzichtete auf eine Strafe, was bei den MotoGP-Fahrern für Verwunderung sorgte.

„Es war kein Rennunfall“, stellt Weltmeister Fabio Quartararo klar und kritisiert Nakagami für seine aggressive Fahrweise: „Man attackiert nicht so stark. Ich weiß nicht, wie es möglich war, denn ‚Pecco‘ war Zweiter und Nakagami kam von weit hinten.“

Quartararo mahnt, sich die Gefahren bewusst zu machen: „In den ersten Runden müssen wir verstehen, dass wir große Motorräder fahren, die mindestens 170 Kilogramm wiegen. Wenn man von so einem Motorrad getroffen wird, dann kann man dabei sterben. Der Start ist die gefährlichste Situation. Nach der ersten Runde nimmt das Risiko ab.“

Jorge Martin stuft die Stewards als nicht objektiv ein
Ducati-Pilot Jorge Martin bestätigt die Aussagen des MotoGP-Weltmeisters: „Es war für mich kein Rennunfall.“ Laut Martin fuhr Nakagami so aggressiv, weil er beim letzten Zwischenfall unbestraft blieb. „Sie hätten Nakagami bereits in Mugello bestrafen müssen. Er wurde aber nicht bestraft und dachte sich, dass er alles machen kann.“

„Er hat es wieder getan und wurde erneut nicht bestraft. Er wird es also beim nächsten Rennen wieder tun. Das ist für die anderen Fahrer sehr gefährlich. Wegen ihm hat sich Alex Rins die Hand gebrochen. Er selbst hätte sich auch schwer verletzen können, weil er mit seinem Kopf das Motorrad eines anderen Fahrers traf. Sie müssen sich ein System ausdenken, das die Sicherheit der Fahrer schützt“, fordert Martin.

Die Stewards rund um Ex-Racer Freddy Spencer mussten nach dem Rennen in Barcelona viel Kritik einstecken. Auch Martin ist unzufrieden mit der Arbeit der Rennleitung: „Sie müssen objektiver sein und dürfen nicht nur manche Fahrer bestrafen. Ich wurde in Mugello für eine dumme Sache bestraft. Ich erklärte es ihnen, doch das änderte nichts.“

„Jetzt gab es einen heftigen Crash, der für einige Fahrer ziemlich gefährlich war, in diesem Fall auch für Nakagami. Doch hier wurde nichts unternommen“, staunt Martin. „Sie sollten mit allen Fahrern gleich umgehen. Es gibt Regeln. Doch es gibt unterschiedliche Entscheidungen.“

Johann Zarco: Takaaki Nakagami hat seinen Ruf beschädigt
Pramac-Teamkollege Johann Zarco gehörte zu den Fahrern, die Nakagami nach dem Zwischenfall in Mugello verteidigt haben. Doch der Vorfall in Barcelona hat den Ruf des Japaners beschädigt, meint Zarco. „Er hat sein Ansehen verloren. Das ist sehr schade für ihn“, bemerkt Zarco.

Auch Zarco stuft das Manöver in Kurve 1 nicht als Rennunfall ein. „Er verschätzte sich beim Bremsen und war zu schnell. Es ist schade, dass mit Blick auf das nächste Rennen nichts unternommen wird. Unter den Fahrern hat er sämtliches Ansehen verloren“, so der Franzose.

Franco Morbidelli wünscht sich, dass die Fahrer mehr Verantwortung übernehmen
Auch Yamaha-Werkspilot Franco Morbidelli sprach nach dem Rennen ausführlich über den Sturz in Kurve 1. War die Entscheidung der Stewards korrekt? „Für die Show schon“, bemerkt Morbidelli sarkastisch. „Für die Fahrer war es aber keine gute Entscheidung.“

„Dieses Video, dieser riesige Einschlag bei 250 km/h in Kurve 1, wurde von Tausenden, von Millionen von Menschen gesehen. Es ist unser Job. Ich bin zynisch, doch das Leben ist zynisch, die MotoGP ist manchmal zynisch und der Sport ist zynisch“, kommentiert Morbidelli und kommt zu der Erkenntnis: „Der Rennsport wäre viel schöner, wenn wir aufeinander achten würden.“

„Einige Leute sollten mehr ihren Kopf benutzen, wenn sie fahren“, fordert Morbidelli. „Wir fahren Rennen, das Risiko ist groß. Wir wollen alle großartige Ergebnisse einfahren. Wir alle wollen viel und riskieren eine Menge, um tolle Resultate zu erreichen. Doch wir sollten alle ein bisschen mehr um unsere Gesundheit und die unserer Kollegen kümmern. Das vergessen wir manchmal. Das ist normal bei einem Fahrer, bei einem Menschen. Doch es ist frustrierend, wenn so etwas passiert. Es macht mich wütend.“

Gleichzeitig kommt Morbidelli zu der Erkenntnis, dass Strafen nicht die finale Lösung sind. Die Fahrer müssen selbst Verantwortung übernehmen. Für die Entscheidung, Nakagamis Manöver in Barcelona als Rennunfall einzustufen, hat Morbidelli kein Verständnis.

„Es war ein großer Fehler, denn wo startete er? Von Platz zwölf? Und er war auf Platz vier. Es ist verrückt“, kommentiert Morbidelli und erinnert sich an das Manöver eine Woche zuvor: „Das Manöver gegen Alex in Mugello war hart. Es war aggressiv und am Limit. Hier ging er über das Limit. Man sollte es besser wissen und sich mehr (um die anderen Fahrer) kümmern, aber auch um sich selbst.“

Andrea Dovizioso zeigt Verständnis für den Fahrfehler
Landsmann Andrea Dovizioso hat sich den Vorfall ebenfalls mehrfach angeschaut. „Ich glaube nicht, dass er den Bremspunkt verpasst hat. Doch als er bremste, bremste er zu Beginn nicht hart“, beschreibt „Dovi“ die kontroverse Szene. „Dann erkannte er, dass sein Bremsweg zu lang ist. Er bremste zu hart und dadurch entstand dieses Problem. Es war ein Fehler.“

Dovizioso verteidigt Nakagami, hätte dem Japaner aber dennoch eine Strafe ausgestellt: „Es geht sehr schnell, so einen Fehler zu machen. In Barcelona ist die Bremsphase komplett gerade und schmal. Doch wenn man einen Fehler macht, man andere Fahrer trifft und deren Rennen beeinträchtigt, dann sollte es eine Strafe geben für diesen Fehler.“

Nakagami selbst wurde nach dem Zwischenfall ins Krankenhaus eingeliefert. Via Twitter entschuldigte sich der LCR-Pilot bei seinen Kollegen und wünschte Alex Rins eine schnelle Genesung. „Es tut mir leid, dass ich euer Rennen zerstört habe“, zeigt sich Nakagami reumütig.

Text von Sebastian Fränzschky

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