Albert Valera mit Aprilia-Motorsportchef Massimo Rivola

(Motorsport-Total.com) – Nachdem bekannt wurde, dass Jorge Martin Aprilia zum Jahresende verlassen will, ist im gesamten MotoGP-Paddock immer öfter der Name Albert Valera zu hören – der Manager des Spaniers.

Doch wer ist eigentlich dieser Mann, der das Potenzial hat, den Fahrermarkt der MotoGP aufzumischen?

Mit seinen 40 Jahren kümmert sich der Katalane nicht nur um die Interessen von Martin, sondern auch um jene von Pedro Acosta – einem weiteren Fahrer, der in den kommenden Tagen im Mittelpunkt stehen könnte, sobald KTM seine wirtschaftlichen Probleme gelöst hat.

Dabei hatte Valera ursprünglich nie vor, Manager von Fahrern zu werden – sein Einstieg in die Szene war vielmehr ein Zufall, ausgelöst durch Jorge Lorenzo. Dieser kreuzte Valeras Weg zu einer Zeit, als dieser eigentlich vorhatte, nach Australien auszuwandern.

Die Verbindung zwischen beiden stellte Ex-Rennfahrer Ricky Cardus her, ein gemeinsamer Freund und heute Betreiber des Rocco’s Ranch Motocross-Geländes in der Nähe von Montmelo, auf dem zahlreiche MotoGP-Fahrer trainieren.

Es war das Jahr 2012, als Lorenzo das Bedürfnis verspürte, sein Umfeld zu verändern. „Ich hatte über Ricky ein gutes Verhältnis zu Albert. Er schien mir immer sehr clever und was mir besonders auffiel, war, wie klar und präzise er sich ausdrückte.“

„Ich war in einer Phase, in der ich mein Umfeld umkrempeln wollte. Eines Tages lud ich ihn in ein Restaurant in Barcelona ein und schlug ihm vor, dass wir zusammenarbeiten“, so Lorenzo gegenüber Motorsportcom Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Totalcom.

uch Valera bestätigt: „Ich hatte nie vor, Fahrer zu managen. Als Jorge mir das vorschlug, arbeitete ich gerade bei Johnson & Johnson. Ich hatte mein Studium in Betriebswirtschaft abgeschlossen und wollte eigentlich ins Ausland gehen, um einen MBA zu machen.“

„Aber dann kam Lorenzo – und alles änderte sich“, so Valera im Gespräch mit Motorsport.com Spanien. Somit entstand eine erste Zusammenarbeit in der MotoGP. 2012 wurde Lorenzo mit Yamaha zum zweiten Mal Weltmeister.

Valera betont, dass Geld nicht im Mittelpunkt steht
„Albert ist sehr intelligent und ehrlich“, beschreibt Lorenzo. „Er handelt nicht aus finanziellen Motiven. Unser erstes Abkommen war für beide Seiten gut. Seine Provision lag prozentual unter dem, was andere Fahreragenten verlangten.“

„Aber ich war damals der Fahrer mit den höchsten Gagen im Fahrerlager.“ Seinen ersten Einsatz hatte Valera beim Grand Prix in Assen – dort musste er direkt mit Yamaha-Manager Lin Jarvis in einer recht angespannten Sitzung über eine Vertragsverlängerung verhandeln.

Valera betont, dass er nicht grundsätzlich gegen Geld sei, aber dass bei seinen Entscheidungen andere Werte im Vordergrund stehen: „Ich lebe mit meiner Familie in Andorra, in einer Wohnung. Uns fehlt es an nichts, aber wir leben auch nicht im Luxus.“

„Wir haben uns nun ein kleines Haus auf Ibiza gekauft – das ist alles.“ Mit Lorenzo handelte er dessen millionenschweren Ducati-Vertrag für 2017 aus, der dem Mallorquiner rund 25 Millionen Euro über zwei Jahre einbrachte.

Ausstiegsklausel: Damals bei KTM, heute bei Aprilia
Zu diesem Zeitpunkt hatte Valera bereits Aleix Espargaro (seit 2013) und Martin (seit 2014) in seine Klientenliste aufgenommen. Das erforderte auch ein organisatorisches Wachstum von Playmaker – der Firma, die Valera gründete, um seine Mandanten umfassend zu betreuen.

Neben Juristen und Buchhaltern arbeiteten dort auch Kommunikationsexperten wie Artur Vilalta (heute Kommunikationschef bei Ducati) und Marc Balsells, mittlerweile Valeras rechte Hand. Valera gilt inzwischen als der „Agent des Unmöglichen“.

Ihm gelang es beispielsweise, Martin Ende 2020 aus seinem KTM-Vertrag zu lösen – mithilfe einer speziellen Ausstiegsklausel. Eine ähnliche Klausel ist es auch, die Aprilia derzeit ins Schwitzen bringt.

Damals war es der pandemiebedingt verspätete Saisonstart, der es Martin ermöglichte, bei Ducati zu unterschreiben und 2021 mit Pramac in die MotoGP aufzusteigen. Auch der aktuelle Vertrag zwischen Martin und Aprilia enthält eine vergleichbare Klausel.

Aprilia betrachtet diese für ungültig, da Martin fünf der ersten sechs Rennen verpasst hat. „Natürlich hinterlassen Entscheidungen wie jene von damals bei KTM Spuren“, so Valera. „Solche Wunden brauchen Zeit, um zu heilen. Aber sie heilen.“

„Ich versuche immer, berufliche Differenzen nicht persönlich werden zu lassen. Deshalb kann ich verstehen, dass KTM damals verärgert war – genauso wie ich Aprilias derzeitige Unzufriedenheit nachvollziehen kann.“

„Aber meine Aufgabe ist es, für meine Fahrer das bestmögliche Szenario zu schaffen“, betont Valera. In den kommenden Wochen könnten auf ihn gleich zwei heikle Missionen zukommen.

Sollte sich auch Acosta entscheiden, KTM vorzeitig zu verlassen, könnte ein Wechsel ins Ducati-Lager zum VR46-Team bevorstehen – wo man ihn mit offenen Armen empfangen würde.

Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert